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Wunder²

Man könnte, wenn man wollte, das kommende Spiel mit unsäglichen und ob der Abnutzung unerträglichen Wortspielen einleiten: Man könnte vom sturmlosen SK Sturm schreiben oder für Wacker eine Sturmwarnung ausgeben, man könnte auf stürmische Angriffe eines vom Winde verwehten Gegners hinweisen oder die sturmreif geschossenen Grazer als laues Lüfterl bezeichnen. Oder man lässt, nachdem man die gängigsten Floskeln abgehakt hat, einfach Zahlen sprechen.

Spiele, die leiden

Das erste Spiel des letzten Meisterschaftsviertels scheint zu einem Match Not (Sturm, 6mal in Serie sieglos) gegen Elend (Wacker, 9mal sieglos) zu werden. Die schlechteste Frühjahrsmannschaft mit lediglich drei Remis und damit drei Punkten aus sechs Spielen trifft auf – Innsbruck. Ja, es gibt sie noch, die kleinen Wunder, Sturm belegt mit einem Torverhältnis von -7 den letzten Platz in der Tabelle 2014, knapp vor Wacker, das mit drei Punkten aus doppelt so vielen Spielen ein Minus von 3 Toren aufweist. In diesem Match der sportlichen Pest gegen die sportliche Cholera dürfte das erste Tor noch entscheidender sein als in sonstigen Partien, nicht nur, weil zwei der drei bisherigen Aufeinandertreffen der Saison mit einem 1:0-Sieg für die Steirer endeten und die Tiroler nur in Runde 1 der Meisterschaft durch den personifizierten Sturm-Schreck (17 Tore, 7 Vorlagen in 38 Spielen), den Grazer Roman Wallner mit seinem ersten Assist sowie dritten Tor im Wackerdress remisierten. Tja, und weil der Christian Schilling in Minute 89 den Ball außerst unglücklich ins eigene Tor abfälschte.

Nerven, die purzeln

Diese drei Tore fielen alle in den letzten 10 Minuten – vor allem das Gegentor am Ende einer Hälfte ist nicht untypisch für Schwarz-Grün, erhält man doch am zweitmeisten Tore in der Schlussviertelstunde der ersten Hälfte, nämlich 13 (nur der SCWN verabschiedet sich mit 15 Bummerln öfter mit einer Sonderlast zum Pausentee), auch in Halbzeit zwei bleibt Wacker die zweitschwächste Mannschaft der letzten 15 Minuten (15 Gegentreffer), hier wird man nur noch von der Admira (17) getunnelt. Die Nerven scheinen also nicht lange durchzuhalten, wie auch der durchschnittliche Spielverlauf nach Führung in einem Spiel zeigt. Innsbruck, das Team, das am seltesten den ersten (positiven) Akzent eines Spieles setzte (11mal), holte auch am wenigsten Punkte nach Führung (15) und hat damit logischer Weise auch den schlechtesten Punkteschnitt (1,36). Nur dreimal ging man als Sieger vom Platz, 6mal ließ man sich zwei, zweimal gar alle drei Punkte klauen. Doch auch Sturm steht in dieser Rangliste nicht viel besser da (7 Siege, 5 Remis, 2 Niederlagen), am zweitwenigsten Punkte nach Führung (26) und der zweitschlechteste Schnitt (1,86) sind dennoch deutlich positiver.

Tore, die fallen

Eine steife Brise weht Sturm (ach, verzeihen Sie, jetzt ist es mir doch passiert) auch nach Rückstand ins Gesicht: 18mal gerieten die Steirer ins Hintertreffen, noch nie konnten sie diese Saison ein Spiel drehen, sechsmal ein Remis rausholen. Damit haben sie am öftesten nach Rückstand verloren, am zweitwenigsten Punkte dabei erzielt. Wacker konnte bei dem, man ist versucht zu sagen, gewohnten Start in ein Spiel zumindest einen Sieg und 5 Remis erreichen – die 20 Spiele mit zumindest einem Gegentor vor dem ersten eigenen Treffer bedeuten abermals die Top-Platzierung in Statistiken, die man lieber nicht hören will. Ein Torerfolg ist aber beim FCW auch deutlich schwieriger als bei anderen Teams, denn mit 112 Schüssen auf das Tor und 235 Torschüssen gesamt ist man das zweitzurückhaltendste Team der Liga. Die noch sparsameren Neustädter (95/209) sind jedoch effektiver in der Ausbeute, damit bleibt Wacker mit einer Quote von 13,6% erfolgreichen Schüssen abermals die rote Laterne. Dass auch die Grazer mit 15,6% unter dem Schnitt der Liga von 16,2% liegen, kann dabei in keinster Weise beruhigen.

Viertel ohne Kampf

Denn Wacker reichte sich selbst nach unten durch. Nach einem passablen Start und neun Punkten und nur zwei Niederlagen in Viertel eins, war man bereits im zweiten Abschnitt das schlechteste Team mit sieben Punkten und zwei Drittel verlorenen Spielen. Das dritte Viertel brachte keinen einzigen Sieg, nur drei Punkte und abermals den deutlich letzten Platz. Jeder einzelne Abschnitt wurde mit einem negativen Torverhältnis abgeschlossen, dem Defensiv-Einbruch von 27 Gegentreffern zwischen Runde 10 und 18 folgte die offensive Flaute (leider kein Sturm-Wortspiel) mit lediglich sechs erzielten Toren. In Abwandlung der Football-Weisheit: mit fehlender Offensive (zumindest wurde kein Spiel verloren, in dem Wackers beinahe einziger wirklicher Torschütze Hinterseer traf) können keine Spiele gewonnen werden, bei fehlender Defensive weist der Weg wohl deutlich in Liga 2. Etwa, wenn der neue Rückhalt der wackeren Verteidigung Djokic gegen Grödig eine negative Zweikampfbilanz von 35,7% gewonnenen aufweist, gegen Rapid von 45,5%, gegen Ried von 20% (und einer roten Karte). Oder wenn die gesamte Mannschaft im Spiel Mann gegen Mann nicht reüssieren kann: im Schnitt gegen Grödig 48,9%, gegen Rapid 41,7%, gegen die Austria 49,1%, gegen Neustadt 48,6%. Kombiniert mit viel zu häufigen Fehlpassorgien kann man dann schwer eine Wende einleiten.

Wunder²

Und dennoch glauben vereinzelte noch daran, selbst wenn man wohl beinahe jedes verbleibende Spiel gewinnen müsste. Sturm hingegen könnte einmal mehr zum Lazarus werden und Wacker zum gelobten Land für Hilfesuchende – es sei denn, man erinnert sich an Runde 35 der abgelaufenen Meisterschaft, als Hinterseer und Wernitznig das Wunder von Wolfsberg gegen die Schwarz-Weißen aus Graz vorbereiteten. Damals waren allerdings „nur“ fünf Punkte Abstand zum späteren Absteiger, heuer wäre wohl nicht nur der Klassenerhalt ein Wunder, sondern auch die dafür nötige sportliche Trendwende. Das letzte Viertel möge uns überraschen…

 

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Autor: Stefan Weis

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