Machen wir´s wie Bregenz?
Eduard Wallnöfer selig hätte in solchen Situationen wohl gleich mit einem Schützenaufmarsch gedroht: neun Punkte und ein mittleres Schützenfest fehlen dem FC Wacker Innsbruck auf den direkten Konkurrenten Admira, innerhalb der nächsten sieben Runden müsste dieses außergewöhnliche Scheibenschießen stattfinden, will der FC Wacker Innsbruck das schaffen, was nun selbst die größten Optimisten nur mehr als Wunder bezeichnen und für die Verantwortlichen des Vereins in ihrer Planung längst nur mehr Plan B ist, nämlich den Klassenerhalt. Dass als nächster Gegner der neue Meister aus Salzburg in seiner Heimfestung auf die Schwarz-Grünen wartet, ist dabei nicht gerade förderlich…
Bregenz bläst zum Angriff
Denn in den vergangenen 20 Jahren, seit Einführung der 10er-Liga, standen nach 29 Spieltagen 13 verschiedene Mannschaften sportlich auf dem letzten Rang der Tabelle: Wr. Sportclub (93/94), Mödling (noch ohne Fusion, 94/95), Steyr (95/96, 98/99), Admira (96/97, 97/98, 01/02, 05/06), Austria Lustenau (99/00), SW Bregenz (00/01, 02/03, 04/05), FC Kärnten (03/04), GAK (06/07), Wacker Innsbruck (07/08, 12/13), Altach (08/09), Austria Kärnten (09/10), LASK (10/11) und Kapfenberg (11/12). In diesen 20 Jahren blieb der letzte der 29. Runde in 17 Fällen auch die sportlich schlechteste Mannschaft nach Ende der Meisterschaft, lediglich Schwarz-Weiß Bregenz (zweimal) und Wacker Innsbruck (vergangene Saison) schafften einen Turnaround – wobei die Aufholjagden der Vorarlberger legendär sind. 2002/03 bewahrte selbst ein 12-Punkte-Vorsprung die SV Ried nicht vor dem Abstieg, Schwarz-Weiß hamsterte starke 14 Punkte und überrundete die Oberösterreicher um einen Zähler. Und in der Saison 2000/01 wandelte man durch eine starke Schlussserie von 12 Punkten den 1-Zähler-Rückstand auf den LASK noch in einen 5-Punkte-Vorsprung um.
Grüner Tisch statt grüner Rasen
Ein wackerer Turnaround wäre zwar ein Wunder, aber in der Theorie nicht unmöglich, wie die Bregenzer schon bewiesen haben. Die zweite Möglichkeit, sich den Klassenerhalt zu sichern, sind vereinsrechtliche Änderungen und Lizenzierungsprobleme bei den Gegnern – als gebranntes Kind weiß man in Innsbruck darüber nur allzu gut Bescheid. Doch zunächst profitierte die Admira 96/97 von der (Zwangs-)Fusion der beiden Linzer Hauptstadtklubs, welche somit einen Bundesliga-Platz freimachten. Diese Chance nützen die Südstädter nebenbei mäßig, auch im kommenden Jahr stand man wieder am Tabellenende und stieg schlussendlich ab. 2001/02 zog erneut die graue Maus aus Maria Enzersdorf das große Los, der Rückzug des Meisters FC Tirol aus der Liga verhalf erneut zum Klassenerhalt. 2006/07 jedoch waren es die Tiroler, die nun von der fehlenden Lizenzierung eines Gegners profitierten: der GAK war in den Konkurs gerutscht, die Innsbrucker konnten, trotz einer katastrophalen sportlichen Leistung, noch ein weiteres Jahr die große Liga-Luft schnuppern, um dann im Folgejahr den sich schon lange abzeichnenden Gang in die zweite Liga anzutreten.
Der Schnitt des Disasters
Vor 10 Saisonen kehrte Wacker zurück in Österreichs höchste Spielklasse. In diesen 10 Jahren nahm man 8mal an der Meisterschaft der Elite teil, zum dritten Mal ist man nun in Runde 29 die sportlich schlechteste Mannschaft, holte von allen Teams, die seit 2004/05 mehr als 200 Bundesliga-Partien bestritten haben, die wenigsten Punkte (Schnitt 1,07). In der aktuellen Saison beträgt der Schnitt 0,69 Punkte/Spiel, in der Abstiegssaison 2007/08 holte man 0,81 Zähler, 2006/07 reichte auch ein Schnitt von 0,94 zum sportlich schlechtesten Abschneiden. Setzt man dieser langen Phase der Stagnation entgegen, dass man in den vergangenen 10 Jahre durchschnittlich nur 7,43 Punkte in den letzten sieben Runden der Meisterschaft holte, und auch das Schlusslicht nach 29 Runden im Schnitt nur 5,67 Zähler lukrieren konnte, dann darf man wohl auch in der Theorie nicht mehr allzu viel Hoffnung auf einen Klassenerhalt der Schwarz-Grünen von der Sill setzen.
Ein kleines Trösterchen
Zumindest darf man sich in Innsbruck trösten, nicht der schlechteste Absteiger der Geschichte zu sein (auch wenn man wohl die schlechteste Wacker-Bundesliga-Mannschaft aller Zeiten sein wird): Vorwärts Steyr holte in seiner legendären Saison 1995/96 lediglich sechs Punkte, schaffte keinen Sieg und stieg verdienter Maßen, aber berühmt in die 2. Division ab. Wie auch immer Wacker in Salzburg spiel, diesen Rekord können auch sie nicht mehr schlagen…