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Das Leben ist ein Spiel

Wenn es für ein Team – den WAC – um nichts mehr geht als die Ehre, und dem anderen – dem FCW – selbst Wunder kaum mehr reichen, dann wird ein Fußballspiel bedeutungslos. Oder es wird wieder zu dem, was es ursprünglich einmal gewesen ist: ein Spiel. Doch dazu müssten sich die Akteure überwinden, den Sport, den sie als Kind so geliebt haben, um seiner selbst willen ernst zu nehmen…

 
Uno

Den wahren Charakter eines Spielers sieht man nicht im Kampf um Titel und Erfolge, sondern wenn es um nichts mehr geht. Während die einen jede Bewegung, jeden Antritt ob der möglichen Frühlingshitze für tödlich halten (die Temperaturen könnten ja die Punkteanzahl der eigenen Mannschaft – wohlgemerkt 21 – übertreffen), gehen andere völlig aus sich raus – auch wenn es dabei nicht jeder wirklich weit hat. Bei Wacker finden sich beide Arten von Spielern, die unumstrittene Nummer 1 jedoch ist nochmals völlig anders. 39 Jahre, 1 x Meister, 4 x Cupsieger, 34.356 Bundesligaminuten in 390 Spielen oder umgerechnet beinahe 24 Tage durchgehend im Tor – und dennoch zeigt der schweigsame Magyare den Ehrgeiz, seine Knochen für jeden Ball hinzuwerfen, um sich sofort wieder aufzurappeln, selbst in bedeutungslos scheinenden Spielen. Gegen Salzburg hielt er zum zweiten Mal in Folge die Null, zum 116. Mal insgesamt in seiner Bundesliga-Karriere: 29,7% seiner Spiele durfte er mit schmutzigem Trikot, aber weißer Weste verlassen. Doch nicht nur das, der älteste Mann am Platz mutierte auch zum aktivsten Spieler, kein anderer Innsbrucker hatte in der vergangenen Runde mehr Kontakte mit dem Spielgerät: von den 424 schwarz-grünen Ballberührungen (bei 784 der Salzburger nur 35,1% gesamt) war Szabolcs an 49 beteiligt, sein ungarisches Pendant im Bullendress sah das Leder nur 13mal aus der Nähe.
 
Vier gewinnt

Auch der ÖFB-Cup-Viertelfinalist WAC blieb in dieser Saison erst zweimal ohne Gegentreffer, zuletzt in der abgelaufenen Runde, in der man sich gegen Wr. Neustadt nach vier Niederlagen in Folge mit vier Toren aus der Krise schoss. Bei Wacker hingegen blieb es bei vier sieglosen Monaten (zuletzt konnte man am 4. Dezember gewinnen), seither wurden nur magere vier Punkte gesammelt. Das samstägige Duell, das wohl für längere Zeit das letzte Aufeinandertreffen Wackers mit einem Kärntner Verein sein dürfte, wäre das 4. Duell dieser beiden Mannschaften in der laufenden Saison. Bisher konnte Innsbruck viermal einnetzen, musste sich dennoch mit nur einem Punkt begnügen (1:1, 1:2, 2:3). Seit vier Spielen konnte man gegen die Lavanttaler nicht mehr gewinnen, die zum wahren Angstgegner mutierten. In vier Saisonen traf man sich im Ligaalltag, die ersten vier Spiele (zwischen 1979 und 1981, in der zweiten Division) brachten vier Gegentore, aber drei Siege. Seit 2012 musste man gegen die Wolfsberger jedoch vier Niederlagen hinnehmen, konnte nur einmal als Sieger vom Platz gehen. Mit Wolfsberg kehrt auch Didi Kühbauer mit seiner vierten Mannschaft (nach Mattersburg, Rapid und Admira) aufs Tivoli zurück, 23mal ging er in 55 Partien als Sieger vom Platz, nur 18mal musste er in vier Dekaden (genau seit dem 12.03.1988) das Gefühl des Verlierens erdulden.
 
Mensch, ärgere dich nicht

Schmerzlich in das Gedächtnis der Schwarz-Grünen eingebrannt hat sich dabei Kühbauers letztes Spiel als Aktiver. Der FC Wacker lag 2007/08 zwei Runden vor Schluss mit drei Punkten Rückstand auf dem letzten Tabellenrang, hatte noch alle Chancen, die Klasse zu halten. Doch Mattersburg und allen voran Don Didi besiegelten Innsbrucks zweiten sportlichen Abstieg aus der Bundesliga mit einem bitteren 0:5, der heutige Wolfsberg-Trainer scorte dabei zweimal und wurde zu seinem eigenen Erstaunen erstmals ein seiner langen Karriere von der verärgerten Nordtribüne, die auch eine Rote Karte des heutigen Wacker-Co-Trainers Andreas Schrott verdauen musste, mit (bitterlichem) Applaus bedacht. Der zu erwartende dritte „spielerische“ Abschied aus Österreichs höchster Spielklasse wird mangels spielerischer Akzente deutlicher zelebriert, Ärger ist einer ermattenden Resignation gewichen. Auch wenn etwa Wolfsberg mehr Niederlagen im Jahr 2014 hinnehmen musste, bleibt Innsbruck die einzige Mannschaft der Liga ohne Sieg. Auch wenn sechs Teams im Frühjahr mehr Treffer einstecken mussten und man nur das drittschlechteste Torverhältnis aufweist, ist man die ungefährlichste Mannschaft vor dem gegnerischen Kasten. Auch wenn man in den vergangenen 5 Spielen viermal ungeschlagen blieb, scheint der vierte Sieg in der laufenden Meisterschaft in weiter Ferne.
 
Das kaufmännische Talent

Aber die Mannschaft weiß auch zu überraschen. Die vielgescholtene Innenverteidigung mauserte sich vom Begleitschutz zur Defensive, Djokic zeigte in den letzten beiden Spielen, dass er auch positive Zweikampfwerte abliefern kann (64,3% und 60,0%) und brachte stets rund 90% seiner Pässe an den Mann, Vucur gewann gar 80% der Duelle gegen die Salzburger – doch insgesamt wohl zu wenig, wohl zu spät. Die vermutlich einzig spannende Entscheidung für alle Schwarz-Grünen bleibt die Lizenzierung: haben die Vereinsverantwortlichen in ihrer Kindheit genug DKT gespielt, und kann dieses kaufmännische Talent einen „gunschtigen“, aber konkurrenzfähigen Kader für die kommende Saison erstellen? Bis zur Lösung dieser Frage wird trotz anders lautender Slogans gespielt, auch mit dem Wacker. Am Samstag etwa Fußball, Spielpartner: der Wolfsberger AC…

 

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Autor: Stefan Weis

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