Aus einer Geschichte, die bereits geschrieben ist
Es nicht einmal lange her, da erspielte sich ein Aufsteiger aus den Bergen in die Herzen des ganzen Landes. Euphorie breitete sich aus wie ein schwarz-grünes Virus, gegen das es kein Gegenmittel gab. Der Auftakt in das Abenteuer Bundesliga gelang mit einem Paukenschlag: Erstes Heimspiel, erster Sieg. Und das noch gegen ein großes Kaliber der Liga. Auftritte mit Erinnerungscharakter folgten – der Respekt, den man sich so sehr wünschte, er kehrte zurück. Hart erarbeitet und ohne Geschenke. Eine Zeit, an die sich jeder von uns gern zurückerinnert. Dass sie nicht auf Dauer heimisch geworden ist, hat vielfältige Gründe. So schön das Offensichtliche auch ist, es verglüht schnell, wenn die Substanz fehlt.
Auf den Rausch folgt der Kater
Jeder junge Erwachsene wird wohl einmal im Leben damit konfrontiert gewesen sein. Man berauscht sich an den schönen Dingen des Lebens, vergisst dabei seine eigenen Grenzen. Die Rücksicht auf das Alltägliche, sie schwindet. Spätestens dann beginnt der Ernst des Alltages. Die ersten Rückschläge stellen sich ein. Das Unternehmen „Europa“ wird kurzfristig aus dem Programm genommen, so weit sei man noch nicht. In den Köpfen bleibt es dennoch, allein der Tradition wegen. Der Unmut steigt, im Umfeld aber auch im Verein selbst. Spätestens jetzt hätte es Zeit sein müssen für ein Eingeständnis, das man sich schon selbst nur schwer abringen kann: Die Welt hat sich weiter gedreht. Das große Geld wohnt weiter östlich und wird so schnell auch nicht mehr zurückkehren – sofern es jemals da war.
Falsche Schlüsse
Gewiss hätte jene Selbstreflexion nicht nur reinigenden Charakter gehabt, sie hätte auch ein gehöriges Maß an Kraft gekostet. Dass in jeder Krise auch der Schlüssel für die Zukunft stecken kann, das konnte oder wollte man nicht sehen. Das Wissen um die Endlichkeit der eigenen Ressourcen hätte neue Perspektiven entfalten können: Kreativität, Zusammenarbeit und Regionalität hätten der Markenkern eines Vereins werden können, dessen eigene Erwartungshaltung stets der größte Bremser war. Diese Chance ist nun vertan, die Weggabelung hat man bereits passiert. Von nun an verwaltet man das, was einem als letzte Sicherheit geblieben ist. Das mag eine gewisse Zeit lang gut gehen, neues Feuer entfacht es mit Sicherheit nicht. Der Unmut verwandelt sich in Frust und spätestens jetzt findet sich auch jene Substanz, auf der man sich bisher so lässig ausruhen konnte, in einer Grundsatzdiskussion wieder.
Jedes Leiden hat ein Ende
Es ist menschlich, in der Krise mit dem Finger auf das Gegenüber zu zeigen. Vor allem dann, wenn es das Existenzielle betrifft. Jeder möchte sich nun möglichst elegant aus der Affäre ziehen, da sind kein Platz und keine Zeit für Selbstkritik. Was bleibt, ist der kleinste gemeinsame Nenner. In einer Liga, in der sich die Konkurrenz teils mehr und teils weniger weiterentwickelt, schmerzt dies umso mehr. Die Niederlagen werden deutlicher, sie markieren mehr die Regel als die Ausnahme zur fortgeschrittenen Saison. Nicht mehr weit ist es fortan bis zu jenem Punkt, an dem das Unvermeidliche zur Realität werden musste. Nach vier Jahren Bundesliga-Zugehörigkeit hießen die Gegner nicht mehr Sturm oder Austria, sondern St. Pölten oder Austria Lustenau. Rücksicht konnte man nicht erwarten, das Debakel war hausgemacht.
Die Kausalität der Ereignisse
All das geschah im Jahr 2008. Weniger erschreckend als informativ. Denn das Gesicht des Jahres 2014 präsentiert sich in der gleichen Hoffnungslosigkeit. Was kann man daraus lernen? Die Geschichte verzeiht Fehler. Aber jenen, die sich diese Mühe nicht machen, gibt sie nur selten zweite Chancen. Wolfsberg war die Warnung, die man in den Wind schlug. Der Rausch war zu groß. Fast schon wie zu den besten Zeiten. Der Tradition sei es geschuldet.