Stirb langsam – Die Hard
Eigentlich ist der FC Wacker Innsbruck ja schon fix abgestiegen. Und eigentlich steht das schon seit einigen Runden fest. Doch Spieltag für Spieltag lassen plötzlich wiederentdeckter Kampfgeist und überraschende Einzelaktionen das unvermeidbar Scheinende nicht eintreten. Wie dereinst Bruce Willis alias John McClane im Hollywood-Blockbuster „Die Hard“ stemmen sich die Schwarz-Grünen doch noch gegen den Gang in die Erste Liga. Allen voran ein Mann, den niemand mehr auf der Rechnung hatte…
Die Hard – Stirb langsam 1
Man hatte ihn schon abgeschrieben. Probleme im Privaten förderten Verhaltensmuster, die auch die Arbeit negativ beeinflussten. Und dann in einer fremden Stadt – niemand hätte John McClane zugetraut, das deutsche Verbrechersyndikat rund um Hans Gruber stoppen zu können. Der Hans Gruber der nächsten Runde, das ist Steffen Hofmann. Im 150. Bundesliga-Spiel Rapid vs. Wacker steht der Deutsche vor seinem 25. Einsatz gegen Wacker. Und er wird sich dabei mit dem Bruce Willis der Innsbrucker messen können: Roman Wallner. Zu Beginn des Jahres schon abgemeldet und auf die Bank verbannt, im Spiel gegen Wolfsberg nach 66 Minuten ohne einen gewonnen Zweikampf ausgewechselt, mutierte das Duracellhäschen aus der grünen Mark zur Hoffnung der Schwarz-Grünen. Für einen Stürmer unglaubliche 54 Ballkontakte (bester Wert der Runde auf dieser Position), gepaart mit einem Laufpensum, auf das so mancher junge und frische Spieler bei Wacker nur verwundert blickt: Roman Wallner hätte mit diesem Einsatz den Nakatomi Plaza schon in der ersten halben Stunde des Blockbusters im Alleingang gerettet. Doch leider ist die Bundesliga kein Film…
Die Harder – Stirb langsam 2
Obwohl die Wendungen im Abstiegskampf ja beinahe filmreif sind: nach 11 Runden hatte Wacker Innsbruck einen sicheren 10-Punkte-Polster auf den 10. Rang, musste die Admira doch eine 8-Punkte-Strafe hinnehmen. Nicht beruhigt, sondern eingelullt von diesem Abstand, schmolz der Vorsprung bis zum Winter auf 2 Punkte. Da aber – im Film wie in der Realität – nichts so ist, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint, wurde die harte Strafe in guter österreichischer Tradition reduziert, Wacker ging mit der roten Laterne aus der Winterpause, der Abstand zu den einzig verbliebenen Konkurrenten Admira und Wr. Neustadt wuchs ins beinahe Unermessliche. Bis man sich in Innsbruck darauf besann, doch wieder Fußball zu spielen – und Roman Wallner wieder zurück aufs Feld zu holen. Seither wurden in 8 Spielen 11 Punkte geholt, und auch wenn nur zwei seiner Schüsse den Weg ins Tor fanden, nur zwei seiner Vorlagen direkt zu einem Tor führten, alleine seine Präsenz und sein Einsatz veränderten das Spiel der Innsbrucker nach vorne. Der Rückstand auf die Niederösterreicher schmolz: seit Runde 26 wurden 9 Punkte auf Wr. Neustadt aufgeholt, seit Runde 27 8 Punkte auf die Admira. Und eben jene Admira gibt Wacker abseits des grünen Rasens wieder Hoffnung auf den Klassenerhalt, erhielt sie doch – nach 2009, 2011 und 2013 – erneut keine Lizenz im ersten Anlauf. Man stirbt langsam im österreichischen Tabellenkeller.
Jetzt erst recht – Stirb langsam 3
Für Schwarz-Grün scheint es dennoch ein aussichtsloses Unterfangen zu sein. Das hart erkämpfte Remis gegen den FAK brachte sie keinen Schritt weiter und zwingt sie, in den letzten beiden Runden Siege einzufahren. Einen Sieg im Hanappi-Stadion, das gab es zuletzt vor 17 Auswärtspartien im August 2001, den letzten Auswärtssieg gegen Rapid im April 2002 im Ernst-Happel-Stadion, das auch bald wieder die vorübergehende Heimat der Hütteldorfer Groundhopper werden könnte. Seit 9 Runden haben die Wiener nicht mehr verloren, mussten in dieser Zeit nur 4 Gegentreffer hinnehmen. Die letzte Heimniederlage erduldete das Penzinger Publikum im September 2013, nur zweimal ging man diese Saison ohne Punkte aus der Keisslergasse 6. Dass Innsbruck beim aller-, allerletzten Versuch, die Klasse sportlich zu halten, auf den bösesten Buben der Bundesliga (Szabolcs Safar ist der einzige Spieler, der zweimal mit Rot vom Platz gestellt wurde) verzichten muss, ist dabei wohl nicht gerade förderlich, sind doch gerade die „Alten“ die beinahe einzig verbliebenen Kämpfer. Wie etwa auch Alexander Hauser, als Sgt. Al Powell der wichtigste Verbündete von McClane Roman Wallner: im Zweikampf etwas schwächelnd, aber voller Aufopferung und mit dem Pass, der den Gegenstoß ermöglicht.
Stirb langsam 4.0
Auch wenn der Gegner Rapid heißt, um den Europacup-Startplatz spielt und sich mit einem Erfolg aus dem Hanappi verabschieden will: für den FC Wacker Innsbruck zählt nur ein Sieg, um das Überleben in der höchsten Spielklasse selbst zu sichern. Bruce Willis hat es auch im vierten Teil vor gemacht. Und sollte dies nicht der Fall sein, gibt „Die Hard 5“ das Motto vor. Untertitel des vorerst letzten Teils der Die Hard Serie: Ein guter Tag zum Sterben…