„Der Abstieg tut unglaublich weh!“
Mit Saisonende werden zahlreiche Spieler den FC Wacker Innsbruck verlassen. Einige wird man zu Recht sehr schnell vergessen, andere werden aufgrund ihrer Leistungen und ihrem Auftreten auf und abseits des Platzes lange im Gedächtnis bleiben. Vier Jahre und 117 Spiele durfte Tomas Abraham das Dress des Tiroler Traditionsvereins tragen. Der tschechischen Legionär, der die Mannschaft auch als Kapitän auf den Platz führen durfte, gehört ohne Zweifel zu jenen, an die man sich gerne und lange erinnern wird.
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Tomas, deine Wege und jene des FC Wacker Innsbruck trennen sich am Ende der Saison. Was nimmst du aus den vier gemeinsamen Jahren mit?
Die Sadt war schön und wir hatten auch mal ein ausverkauftes Stadion. Mein Ziel bei jedem Verein ist es, das Stadion auszuverkaufen. Wir haben das in meinem ersten Jahr ein paar mal geschafft. Die Stimmung war toll – super Fans und tolle Atmosphäre. Im zweiten und dritten Jahr ist das ein wenig stagniert, aber wir hatten auch eine tolle Truppe. Letztes Jahr konnte ich nicht so viel spielen, aber ich war beim Klassenerhalt dabei. Ich habe im Fußball viel erlebt, aber das war einzigartig. Du bist in der 60. Minute 2:0 hinten und schaffst dann doch noch den Klassenerhalt. Danach hab ich erwartet, dass wir diesen Schwung mit in diese Saison nehmen. Das Umfeld war gut. Ich weiß nicht was passiert ist und jetzt sind wir abgestiegen. Das ist mein erster Abstieg und das zum Karriereende. Ich hoffe, dass Wacker in der kommenden Saison wieder aufsteigt. Es ist schade für diese tolle Stadt, dieses Stadion und die Fans sich jetzt mit Hartberg messen müssen. Nichts gegen diese Vereine, aber nach dem Salzburger Stadion ist das Tivoli das schönste in Österreich. Schade, dass Innsbruck in der zweiten Liga spielen muss.
Du sprichst vom Karriereende. Wirst du deine Fußballschuhe an den Nagel hängen, oder machst du weiter?
Ich will natürlich weiterspielen, aber es ist auch nachvollziehbar, wenn das nicht mehr auf Profiebene sein wird. Ich wurde schon einmal nach meinen Karriereende gefragt. Wenn es so sein soll, dann ist es eben so. Wenn man ein halbes Jahr nicht spielt, ist es schwierig einen Verein zu finden. Ich habe ein paar Kontakte, aber wahrscheinlich ist die Bundesligazeit vorbei. Mal schauen, was sich ergibt. Ich habe das ganze Frühjahr nicht gespielt, aber wenn jemand Hilfe braucht, ich bin vollkommen gesund und habe noch große Lust Fußball zu spielen. Ich hoffe, ich finde im nächsten Monat schon etwas. Wenn nicht… Ohnehin gehe ich jetzt mit der Familie nach Tschechien, wo mein Sohn die Vorschule machen kann. Ich orientiere micht Richtung Wien. Mal schauen, was sich ergibt.
Du brichts also alle Zelte in Tirol ab?
Wir kommen sicher in den Ferien wieder – auch zum Schifahren. Ich sage immer, der Abstieg tut weh, aber mein Sohn ist hier sehr gut aufgewachsen. Er hat sehr viele Freunde. Wir machen jetzt überall Abschiedsfeiern. Das tut natürlich weh. Er hat hier deutsch gesprochen, schläft bei Freunden und ist eingefleischter Wacker-Fan. Er kommt immer mit einer Fahne zum Spiel. Er hat auch geweint, weil ich erstens nicht mehr am Platz gestanden bin und zweitens Wacker nicht mehr in der Bundesliga spielen wird. Wir wollen aber natürlich mit Tirol in Kontakt bleiben.
In deiner Zeit bei uns hattest du mit Walter Kogler, Roland Kirchler und Michael Streiter drei Trainer. Was nimmst du von ihnen mit?
Jeder Trainer hat meinen Respekt. Nach dem Aufstieg unter Walter Kogler hatten wir die schönste Zeit und er hat mir die Chance gegeben in der Österreichischen Bundesliga zu spielen. Das war eine tolle Zeit. Danach ist Roli gekommen. Für mich war das der positivste Trainer in meiner ganzen Fußballkarriere. Ich denke, wäre er nicht gekommen, hätten wir die Klasse nicht gehalten. Michael Streiter ist vollkommen professionell. Er kennt den Fußball in und auswendig. Leider haben wir die erforderlichen Punkte nicht gemacht.
Ein guter Freund aus gemeinsamen Wacker Innsbruck Tagen ist Martin Svejnoha. Hast du noch Kontakt?
Ja!
Wie geht´s ihm?
Ihm geht es sehr gut. Er hat noch ein Jahr in Wattens verlängert. Er und seine Familie sind voll integriert. Sein Sohn ist in der zweiten Klasse, die Tochter geht in den Kindergarten. Ich denke, er will hier bleiben. Es können nicht alle so viel Glück haben. Hier in Tirol gibt es nicht so viele Vereine wo du als Legionär spielen und davon leben kannst.
Was wünscht du dem FC Wacker Innsbruck?
Ich wünsche ihm, dass man gleich wieder aufsteigt. Es ist für mich unverständlich, dass in dieser Stadt nicht Bundesliga gespielt wird. Wenn man sich Grödig oder Wr. Neustadt ansieht, dann… Wir haben die Euphorie des letztjährigen Klassenerhalts verloren. In der Vorbereitung und zu Beginn des Jahres war ich überzeugt, wir könnten im Mittelfeld mitspielen. Was dann passiert ist, ist für mich immer noch unbegreiflich. Der Abstieg tut unglaublich weh! Ich wünsche Wacker Innsbruck den Aufstieg. Aber das wird nicht einfach wie man bei Mattersburg sieht.
Im Namen des tivoli12 magazins wünsche ich dir alles Gute für die Zukunft!