Vor einem Jahr (der etwas andere Rückblick)
Es ereignete sich vor ziemlich genau einem Jahr. Da schien die schwarz-grüne Welt wieder in Ordnung zu kommen. Es stand die letzte Bundesligarunde der Saison auf dem Programm und der FC Wacker Innsbruck hatte den Klassenerhalt in der eigenen Hand. Bei einem Sieg konnten die Konkurrenten tun, was sie wollten. Über 1000 Schwarz-Grüne unterstützten unser Team in der Fremde. Viele davon noch immer benebelt vom vortägigen „Tote Hosen“ Konzert. „Never walk alone“ war dann auch das Motto am 27. 05.2013. Wir steigen niemals ab, hallte es durch Wolfsberg und später auch in der Lavanttal-Arena. Dass es aber überhaupt zu diesem Entscheidungsspiel kam, in dem es dann von der absoluten Depression rauf in den siebten Himmel ging, war den Mannen um Roli Kirchler zu verdanken. Diese Mannschaft hatte im Gegensatz zur Abstiegssaison 2013/14 selbst (rechtzeitig!) den Kopf aus der Schlinge gezogen.
Trainer auf der Tribüne und Fans in der Sauna
Die Gründe des Abstiegs lagen vielleicht schon in den ersten Runden der Saison 2013/14. Der Schwung von Wolfsberg wurde mit in die neue Saison genommen. Dort wurde der Trainer ausgeschlossen und für vier Spiele auf die Tribüne verbannt. Die ersten Runden unter „Chef“ Florian Klausner verliefen durchaus erfolgreich. Aber einzig und alleine in der dritten Runde schaute ein Dreier heraus. In der Südstadt wurden diese heißbegehrten Punkte eingefahren. Apropos heiß: Auf der Anfahrt nach Maria Enzersdorf dürfte in einem Bus eines Fanclubs die Rekordmarke von fast 50 Grad erreicht worden sein: die wol heißeste Auswärtsfahrt in der hundertjährigen Geschichte unseres Vereins! Der Sieg dort kam eher glücklich zu Stande, da der Pingpongball von Alexander Hausers Knie zum Siegestor über die Linie kullerte. Da herrschte noch Begeisterung pur in der schwarz-grünen Fangemeinde. Lukas Hinterseer vergab in diesem Spiel Chancen, welche für eine ganze Meisterschaft gereicht hätten. Hat er sein Pulver dort verschossen?
Jubiläum
Erste Warnsignale gab es dann aber bei den bis dahin enttäuschenden Wr. Neustadtern. Über ein 1:1 kamen die Wackerianer nicht hinaus, diese Warnsignale waren nicht zu übersehen. Noch fanden aber etwa 200 unserer Fans den Weg nach Wr. Neustadt (im Frühjahr waren es vielleicht 70). Aber weil bei uns himmelhoch jauchzend oder zu Tode betrübt, so eng beisammen liegen, gab es später gegen Rapid Wien statt ein mögliches ausverkauftes Haus eine überschaubare Kulisse am Tivoli. Diese sahen aber eine in Innsbruck noch nie dagewesene Choreographie zum Hundertjährigen Jubiläum in vier Teilen, wobei jeder Stehplatzbesucher ein Präsent mit nach Hause nehmen durfte. So mancher hatte sich dabei schon für die nächste Jubiläumsfeier eingedeckt. Die Kosten, welche weit im fünfstelligen Bereich lagen, wurden von den Fanclubs und freiwilligen Spenden finanziert. Nach einem sensationellen (Wacker)Marsch durch Innsbrucks Innenstadt wurde im Z6 unser Jubiläum im Beisein von Ehrengästen gefeiert. Wackers legendärer Ex-Präsident Fritz Schwab fand dabei die eindrucksvollsten Worte und bedankte sich bei den „Buam“ der Nordtribüne. Interessant auch, dass (damals noch) Trainer Roli Kirchler mit tosendem Beifall belohnt wurde und unser derzeit aktuelle Trainer Michi Streiter mehr über die Weltmeisterschaft in Italien referierte, als über seine schwarz-grüne Vergangenheit erzählte…
Schwierig
Sportlich wurde es immer schwieriger. Die Selbstüberschätzung der Mannschaft zu Beginn der Saison rächte sich immer mehr. Bald war zu erkennen, dass sowohl am Tivoli wie auch in der Fremde zumeist nur noch der harte Fan-Kern zu gegen war. Durchhalteparolen wechselten sich mit einer gewissen Lethargie unter den Fans ab. Selbst nach einer deutlichen Cupniederlage bei einem Drittligisten gab es nach dem Spiel beim Spielerbus mehr aufmunternde Worte als böses Blut. Selbst einen Punkteabzug für den Konkurrenten Admira Wacker konnte diese Mannschaft nicht ausnützen. Erst mit der Zeit wurden die Fans immer unzufriedener und stellten die Mannschaft immer mehr zur Rede.
Zu spät
Einkaufspolitische Fehler machten sich immer mehr bemerkbar. Beim Frühjahrsauftackt in der Klagenfurter Wörterseearena waren etwa 500 Innsbruck Fans mitgereist. Aber wie bei dieser unnötigen Niederlage sollte sich das das ganze Frühjahr über fortsetzen. Taktische und spielerische Mängel waren nicht zu übersehen und plötzlich redeten die Spieler vom großen Druck. Wer hat sie dort hingebracht? Wir Fans ganz sicher nicht und vom großen Druck von Seiten der Fans war gar nicht zu reden. Viel zu spät kamen unsere Spieler in Form und wachten auf. Da hatten die meisten unserer Anhänger mit der Bundesliga schon abgeschlossen gehabt und in gewisser Weise freute man sich (fast) mehr auf die zweite Liga, als auf noch so ein Bundesligajahr. Diese Liga hat auf alle Fälle auch ihre Reize und wird eine spannende Angelegenheit. Aber eines sollte klar sein: Auch in dieser Liga gibt es einen Druck und unsere Fans werden in der zweiten Liga nicht mehr so „apathisch“ reagieren, wie in den letzten beiden Saisonen!
Aber in der Zweitklassigkeit ist auch eine sportliche (man glaubt es kaum) und auch wirtschaftliche Chance zu finden. Vielleicht sieht man in Tirol endlich einmal ein, dass es so nicht weitergehen kann, außer man gibt sich mit einem Fahrstuhlverein zufrieden. Da besteht aber immer die Gefahr, dass man einmal im Keller stecken bleibt!