Der Elefant im Porzellanladen
Die Weltmeisterschaft in Brasilien ist Geschichte, vorbei das lockere Fußballschauen beim Public Viewing. Mehr als Unterhaltung und Spaß ist dies doch nicht. Wen interessiert ernsthaft, ob jetzt Kolumbien gegen die Elfenbeinküste gewinnt?
Zeitvertreib ist es allemal, aber man sehnt sich doch Spiele „seines“ Teams herbei. Die Vorfreude ist groß. Auch ist Aufbruchsstimmung, gar kleine Euphorie zu spüren gewesen. Dann endlich das lang ersehnte erste Meisterschaftsspiel und das noch dazu bei einem direkten Konkurrenten um den Aufstieg. Aber statt eines flinken schwarz-grünen Wiesels stapfte ein tollpatschiger Elefant namens Wacker Innsbruck übers Rasenviereck des Pappelstadions dahin. Nicht die Niederlage schmerzt, denn in Matterburg kann man verlieren, sondern die Art und Weise, wie diese zustande gekommen ist. So darf man sich nicht präsentieren und wie der Elefant im Porzellanladen zertrampelt der FC Wacker Innsbruck die Hoffnungen seiner Anhänger.
Verkehr ohne Ende
Wochenende frei, weil man freitags spielt, ist das Eine. Das Andre ist es aber, dass es zu diesen Termin, dazu noch am frühen Abend und in weiter Ferne unmöglich ist, große Massen zu mobilisieren. Matterburg ist weit, ja sogar sehr weit entfernt. Von mir weg 507 Kilometer eine Strecke und ich wohne im Unterland. Und doch machten sich einige Autos auf den Weg Richtung fernen Osten. Aber bereits bei der Einmündung in die A8 Richtung Salzburg sieht man vor lauter Autos die Straße nicht mehr. Stopp and Go bis Salzburg und selbst danach ist dieser Verkehr für einen Wochentag heftig. Seelig, wer eine Klimaanlage im Auto hat. Aber eine Gruppe hat es da viel besser. Ja sehr viel besser sogar – bis nächsten Freitag. Da kommen einige von ihnen den umgekehrten Weg vom Burgenland nach Innsbruck.
Wackerfreunde Burgenland
Seit dem Jahr 1996 gibt es auch im Osten Österreichs eine organisierte Fanszene. Ende der 90er Jahre hing das „Golden Members Burgenland“-Transparent des Öfteren auf der Nordtribüne im alten Tivoli. Anfang 2000 gründeten 3 Freunde die „East Boys Bgld. Nord“ und war wieder auf der Nord beheimatet. Nach dem FCT-Crash wurden die Fanclubs aufgelöst und nach der Wiederauferstehung 2002 hatte Burgenlands Mr. Wacker, Markus Hergovits , seit seiner Kindheit mit dem Wacker-Virus infiziert (offizielles Vereinsmitglied seit 1996), eine Idee und zugleich auch eine schwarz-grüne Vision: ein überregionaler Fanclub im Burgenland. Daraus entstanden die „Wackerfreunde Burgenland“. Durch Empfehlungen von Freunden und Bekannten wuchs die neu angelegte „Wacker-Datei“ stetig heran. Schon bald wurde die erste gemeinsame Zugfahrt ins „Heilige Land“ in Angriff genommen. Wacker-Treffs wurden in Antau (nähe Mattersburg), Mönchhof und Pinkafeld abgehalten. Zum Relegationsspiel am 12. Juni 2003 in Schwechat wurde sogar ein Fanbus organisiert. Unter der Ära von Altobmann Gerhard Stocker öffnete ein Wacker-Fanshop im Burgenland, im Nah&Frisch-Markt Hergovits in Antau, seine Pforten. Aktuell werden rund 30 Wackerfreunde per E-Mail, SMS und Telefon auf dem Laufenden gehalten. Die meisten von ihnen sind auch seit Jahren Vereinsmitglieder – Tendenz weiter steigend. Das Highlight schlecht hin fand im Februar dieses Jahres mit dem 1. FC Wacker Innsbruck-Treffen im Burgenland statt.
Vorbild Mattersburg
Einen Vorteil hat so eine Selbstanreise aber allemal. Man bekommt mittels ungewohnter „Freiheit“ so manch Beeindruckendes zu sehen. Nach dem Spiel noch etwas runter kommen und ein wenig fachsimpeln und im Pappelstadion unter der (geschlossenen) Tribüne existiert dazu das berühmte SVM Cafe. Ausgestattet mit einer riesigen Bar, Sitzgelegenheiten, Bildschirmen und einer Riesenleinwand trafen sich Freund und Feind, um gemütlich das Spiel Revue passieren zu lassen und sahen sich die besten Szenen auf Leinwand noch einmal an. Regionale Lebensmittelhändler wie auch die Brauerei stellen dem SVM ihre „Ware“ als Sachsponsering zur Verfügung. So führt eine Pipeline direkt von der Brauerei ins SVM Cafe.
Da haben die Burgenländer zeitweise sogar über eine Million Euro für ihr Budget heraus gezogen. Das und dazu noch ihre Akademie – zum Neidisch-Werden!
Zeitig zum Frühstück und nach 1014 zurückgelegten Kilometern setzte mein kleiner Bolide in Tirol wieder zur Landung an. Nun freue ich mich auf das erste Heimspiel der Saison am Freitag um 18.30 Uhr. Unterstützen wir unsere Mannschaft, damit dieser die sofortige Trendumkehr gelingt!
Eines hat man gesehen an den gezählten (!) 99 Fans im Auswärtssektor von Mattersburg: Kredit hat diese Mannschaft in dieser Liga sicher sehr viel weniger als in den letzten Jahren!