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Landung auf dem Steißbein

Ein Abstieg bringt vieles mit sich, das nicht gerade angenehm ist. Die Häme der anderen Vereine, das Scherbengericht der Medien, markante Einschnitte im finanziellen Bereich. Aber auch den Druck, sich als vermeintlich höherklassiges Team ab dem ersten Spieltag durch Siege beweisen zu müssen, unabhängig davon, dass die Mannschaft ein völlig neues Gesicht bekommen hat. Dieses neue Gesicht, dieser Zwangsläufige Umbau ist die große Chance für den Absteiger FC Wacker Innsbruck – auch wenn er sich in Spiel zwei der Liga gleich mit dem nächsten Großen, dem Vizemeister SC Austria Lustenau, messen muss.

 
Der Kindergartencop

Für die Schwarz-Grünen ergibt diese Saison ein völlig neues Gefühl. Forderte die Leistung der vergangenen Saisonen an sich schon eine Veränderung des Gesichts der Mannschaft, so wurde man durch die Regelung der Ersten Liga, die gestern noch passender, doch sperriger Weise „Heute für Morgen“ hieß, endgültig zum Babyface. Der Jungbrunnen der zweithöchsten Spielklasse ließ das Durchschnittsalter der Innsbrucker auf 23,9 Jahre sinken. Und man glaubt es kaum, man ist damit jünger als der letzte Gegner Mattersburg (24,4) und auch der kommende Kontrahent Lustenau (24,2). Ob das nun Michael Streiter gleich zum Kindergartencop werden lässt, ist jedoch fraglich, denn die wackere Startelf in der ersten Runde hatte dann doch wieder stolze 25,8 Jahre. Und so ein Spiel lässt altern, das sieht man an den ehemals blonden Haaren des Trainers und an den Gesichtern der Fans. Der Versuch, mit etwas Routine in Form von Jürgen Säumel das Match vielleicht doch noch zu drehen, schlug fehl, dennoch ging am Ende eine um 0,1 Jahre verjüngte Innsbrucker Mannschaft vom Platz.
 
Drei Männer und ein Baby

Dabei finden sich im Kader der Saison 2014/15 lediglich drei Ü30-Spieler. Pascal Grünwald (31), Alex Hauser (30) und Zeljko Djokic (32) sollen zusammen mit den beinahe-Dreißigern Andreas Hölzl und Jürgen Säumel (jeweils 29) das Rückgrat des neuen Wacker bilden. Doch einmal mehr ließ gerade eine Aktion des vermeintlichen Routiniers in der Verteidigung die Schwarz-Grünen auf ihrem Steißbein landen, das 0:1 gegen Mattersburg und die darauf folgende völlige Verunsicherung in Halbzeit eins muss Abwehrchef Djokic wohl auf seine Kappe nehmen. Der Teamnachwuchs hingegen zeigte vereinzelt recht stark auf. Der für Florian Jamnig (23) eingewechselte Thomas Hirschhofer (22) brachte Schwung in die Offensive der Schwarz-Grünen, Alexander Gründler (20) war mit 5 Schüssen, 3 Torschussvorlagen und 5 Flanken aus dem Spiel in allen diesen Statistiken der aktivste Innsbrucker und an 8 der 15 Schüsse seiner Mannschaft damit direkt beteiligt.
 
Sebastian in the Middle

Im Niemandsland der Alterstabelle hält sich Sebastian Siller mit seinen beinahe dem Durchschnitt entsprechenden 25 Jahren, doch von Durchschnitt konnte bei seiner Leistung nicht gesprochen werden. 53% der Zweikämpfe gingen am vergangenen Freitag zu Gunsten der Tiroler aus, traf jedoch der Natterer Siller auf einen Mattersburger, ging er zu makellosen 100% als Sieger aus dem Duell hervor. Makellos war auch eine andere, jedoch Burgenländer Statistik: während sie selbst aus einem ihrer 7 Eckbälle das 2:0 erzielten, ließen sie keinen einzigen Corner der Innsbrucker zu. Auch Alex Hausers aktive Rolle im Spiel – mit 73 Ballkontakten hatte er die meisten seiner Mannschaft – und eine aggressivere zweite Halbzeit (11:5 Schüsse nach dem Pausentee) brachten Wacker nicht zurück ins Spiel. Zum ersten Mal verlor der FC Wacker Innsbruck ein Auftaktspiel in der 2. Division/Ersten Liga.
 
Hoffnung

Das einzig Erbauliche an der Situation ist jedoch: die Saison geht noch 35 Spiele. Und der kommende Gegner Austria Lustenau hat sich bei seinem 0:0 auch nicht mit Ruhm bekleckert. Und die Vorarlberger konnten noch nie ihr erstes Saisonduell gegen den FC Wacker gewinnen. Von Innsbruck erwartet jetzt niemand eine Wiederholung des letzten Meisterschaftsheimspiels, des 5:0 in der Aufstiegssaison 2009/10, die Hoffnungen der schwarz-grünen Fans sind klein geworden. Man wünscht sich nur, dass es keine Wiederholung des letzten Heimspiels gegen Austria Lustenau wird. 1500 verwegene Wackerianer sahen in der 3. Cuprunde am 9. März 2010 ein bitteres 0:1 gegen zehn Lustenauer…

 

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Autor: Stefan Weis

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