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Wien, Wien, nur du allein…

Den Grünen und Violetten durch die Finte eines Abstieges entronnen, wartet mit dem Floridsdorfer Athletiksport-Club der nächste Vertreter aus der Bundeshauptstadt auf den FC Wacker Innsbruck. Die Erfahrungen mit Mannschaften aus der Walzerstadt sind in den letzten Jahren bescheiden, haben die Schwarz-Grünen doch allgemein schwer zu kämpfen, sobald sich neben ihnen noch ein anders Team auf dem Feld befindet. Gegen den motivierten Aufsteiger aus der Regionalliga Ost wird das wohl nicht anders sein…


 
Floridsdorfer Grätzl

Die Innsbrucker machten in dieser Saison schon einmal Bekanntschaft mit einem Vertreter des 21. Wiener Gemeindebezirks: es war ein nicht gerade berauschende Pflichtspiel-Auftakt zu einer bisher nahtlos daran anschließenden Saison. In der ersten Runde des ÖFB-Pokals quälte man sich und die Fans über 120 Minuten, um den SR Donaufeld – einen Aufsteiger in die Regionalliga Ost – doch noch besiegen zu können. Mit der Kampfmannschaft und ohne Experimente, wie man sich im Vorfeld zu betonen bemühte. Der nunmehrige Gegner FAC, nur drei Kilometer davon entfernt beheimatet, kann zwar einen Meistertitel aus der Zeit aufweisen, in der Österreich zumindest im Fußball nur aus Wien bestand, nämlich der Saison 1917/18. Der Verein selbst war aber noch nie Gegner des FC Wacker, jedoch sein Vorgänger im Stadion an der Hopfengasse, dem heute FAC-Platz genannten Rasenfleck in Floridsdorf: der im Bezirksteil Jedlesee beheimatete Sportklub Admira Wien, 1905 und damit ein Jahr nach dem FAC durch Fusion der Burschenschaft Einigkeit und des Sportklubs Vindobona entstanden und bis zur (Zwangs-)Fusion 1971 mit dem wackeren Meidlingern erfolgreich im österreichischen Fußball tätig. Acht Meister-, fünf Vizemeistertitel in Österreich, einmal deutscher Vizemeister, fünf Cupsiege, ein Mitropacup-Finale – der Boden in Floridsdorf war einst ein heißes Pflaster, das mussten auch die Innsbrucker erkennen, die in 17 Pflichtspielen gegen die Admira nur vier Siege einfahren konnten.
 
Geschichten aus Wien

In den letzten beiden Saisonen musste man in sechzehn Spielen gegen Wiener Vereine 12 Niederlagen bei vier Remis einstecken, kassierte dabei 40 Tore (2,5 pro Spiel) und konnte nur sechs selbst erzielen (0,375 pro Spiel). In der aktuellen Saison konnte man in den bisherigen vier Ligaspielen die Quote der erhaltenen Tore zwar halbieren (1,25 pro Spiel), senkte aber auch die eigene Trefferquote auf 0,25 pro Auftritt – das Verhältnis drei Niederlagen zu einem Remis bei keinem Sieg entspricht jedoch exakt dem der Auftritte gegen Wiener Clubs in den vergangenen beiden Jahren. Schon seit 25.03.2012 oder umgerechnet 866 Tagen ist der FC Wacker Innsbruck gegen einen Vertreter aus der Bundeshauptstadt nach 90 Pflichtspiel-Minuten ohne Sieg. Wie gut, dass man gegen den FAC bei Null beginnen und mit einer bisher noch völlig makellosen weißen Weste starten kann. Eine weiße Weste haben die Athletiksportler selbst, der Aufsteiger aus der Regionalliga erkämpfte sich gegen Lustenau, Liefering und Kapfenberg jeweils ein Remis (für Innsbruck setzte es gegen diese Gegner zwei Niederlagen), konnte Horn mit 2:1 besiegen und musste noch nicht als Verlierer vom Platz gehen. Die Floridsdorfer sind damit saisonübergreifend seit acht Spielen ungeschlagen, mussten inklusive der vergangenen beiden Saisonen nur 11 Niederlagen und 67 Treffer hinnehmen – Wacker Innsbruck verlor im selben Zeitraum 42 Ligaspiele, erhielt insgesamt 150 Gegentore. In welcher Kabine die Stimmung schon vor Anpfiff besser ist, dürfte nicht schwer zu erraten sein…
 
Wackeres Zahlenballett

Die erste Halbzeit könnte – hielten sich die Mannschaften an die Statistik – eine vergleichsweise ruhige werden, erzielten die Wiener doch bisher alle ihre Tore in Durchgang zwei, und Innsbruck selbst war nur durch das einzige wackere Saisontor durch Hirschhofer in den ersten 45 Minuten aktiv. Nach dem Pausentee jedoch könnte es für Wacker unangenehm werden, selbst wenn der Führungstreffer gelänge. Der FAC geriet diese Saison zweimal ins Hintertreffen, konnte jedoch vier Punkte aus diesen Spielen entführen, so viel wie keine andere Mannschaft der Liga bisher. Die Wiener kamen stets höchst motiviert aus der Kabine, erzielten alle ihrer fünf Tore nach der Halbzeit (erhielten aber auch drei von vier in der zweiten Hälfte). Die Schwarz-Grünen konnten ab Minute 45 kein Tor erzielen, öffneten jedoch Tür und Tor und kassierten vier von fünf Treffern in diesem Abschnitt – so viel wie keine andere Mannschaft. Dass man dabei zumeist nur mehr zu zehnt am Platz war, dass man die Hälfte aller vergebenen Roten Karten kassierte, ist dabei eher nicht hilfreich. Diesmal war Marco Kofler an der Reihe, für sein erstes Foul im Spiel musste er in Minute 33 vorzeitig vom Platz – zumindest kannte er den Weg schon, denn auch in den vergangenen drei Saisonen beendete er jeweils ein Spiel vorzeitig. Doch nicht nur der Schiedsrichter, auch der Trainer schickt die Innsbrucker vorzeitig in die Dusche, denn mit 10 verschiedenen eingewechselten Spielern hält man auch in dieser Statistik den Ligarekord.
 
Alt-Wien gegen Alt-Innsbruck

Tanzte am Dienstag noch die U-20 aus Salzburg durch das Tivoli, könnte der Freitag zum Senioren-Ball werden. Der Kader der Floridsdorfer ist zwar mit einem durchschnittlichen Geburtsdatum am 13.09.1990 um exakt 12 Tage jünger als Innsbrucks Team, nach vier Runden können die Wiener jedoch nur 66 Spielminuten von nach dem 01.01.1991 geborenen Spielern aufweisen, Wacker zumindest 164. Doch auch wenn mit  Simon Pirkl ein Tiroler der jüngste Spieler der abgelaufenen Runde war, ist Innsbrucks Startelf mit 25,8 Jahren  die zweitälteste nach dem LASK und gut ein halbes Jahr älter als die Truppe aus Wien 21. Hoffen wir nur, dass Wacker Innsbruck nicht allgemein alt ausschauen wird und sich mit alten Fehlern und alten Gewohnheiten auch altbekannte Ergebnisse einstellen…

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Autor: Stefan Weis

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