Das Leben ist hart in die Berg‘
Was ein Sieg, und sei es auch ein – verzeihen Sie – glücklich ernudelter, nicht alles ändern kann: Spieler lachen wieder, Verantwortliche sehen schon gelöste Knoten, die Fans bejubeln wieder die Mannschaft, selbst die Medien, die sich selbst kritische Distanz auferlegt haben, sind vorerst beschwichtigt und blicken in eine rosige Zukunft. Dabei kommt jetzt wohl das schwerste der Spiele des ersten Viertels. Nicht, weil der Gegner so stark ist, sondern weil er das Gegenteil davon darstellt: der TSV Hartberg ist derzeit am Boden, ein Sieg wohl Pflicht. Und Pflichtsiege können für Teams ohne spielerische Leichtigkeit erdrückend sein…
Blümchenrosa
Dabei stellt sich beim FC Wacker Innsbruck derzeit das Leben beinahe schon blümchenrosa dar. Endlich Werte für alle Liebhaber von Zahlenränken, die ausschließlich für die Schwarz-Grünen sprechen: 12 Torschüsse mehr, ein Plus von 16% beim Ballbesitz, von 12% bei der Zweikampfquote. Mehr Ecken, Flanken, weniger begangene Fouls. Den Spieler mit den meisten Torschüssen, Torschussvorlagen, Ballkontakten, Flanken aus dem Spiel und der besten Zweikampfquote in den eigenen Reihen. Endlich ein Heimsieg, der erste seit April 2014 gegen Wiener Neustadt. Endlich einen Rückstand gedreht, zum ersten Mal seit Dezember 2013, damals gegen Grödig. Endlich wieder ein Nachspielzeit-Tor zum Sieg, das erste seit Mai 2013 gegen Sturm Graz in der 35. Runde. Und vor allem: endlich wieder ein Spiel mit 11 Mann beendet, das erste seit vier Runden. Wobei dies ja nicht gerade sicher war, holten sich ja drei Mann der Defensivabteilung gleich wieder eine Gelbe Karte ab, beginnend mit Alexander Hauser in Minute 22.
Himmelblau
Für diesen könnte nebenbei der himmelblaue Höhepunkt der Saison mit seinem Siegtreffer schon überschritten sein – denn in den vergangenen vier Saisonen erzielte er genau 1 Tor. 2013/14 bereits in Runde 2 gegen die Admira (Sieg), 12/13 gegen Wiener Neustadt (Remis), 11/12 gegen Salzburg (Remis), 10/11 gegen Sturm Graz (Niederlage). 09/10 gab es zwar zwei Tore vom nunmehrigen Kapitän der Innsbrucker, aber nur einen Gegner, der diese ertragen musste: Gratkorn. Dieser musste bereits in der Saison 08/09 den einzigen Hauser-Treffer hinnehmen. Seit der Saison 03/04 traf die Innsbrucker Nummer 7 nicht öfter als zweimal pro Spielzeit – für die Einstellung seines Rekordes von starken 3 Treffern in einer einzigen Meisterschaft bräuchte es 200% mehr Tore, eine erdrückende Zahl. Die himmelblauen Hartberger wären dafür aber wohl der optimale Gegner, denn…
Blütenweiß
… gegen die Steirer trägt der FC Wacker eine blütenweiße Weste. In vier Pflichtspielbegegnungen gab es ebenso viele Siege. 12 Tore erzielten die Innsbrucker dabei, ohne auch nur einen Gegentreffer einzufangen. Hauser könnte es also Danek (2), Janeschitz (1), Schreter (2), Fabiano (4), Bilgen (1), Perstaller (1) oder Unterrainer (1) nachmachen und völlig überraschend zum zweiten Mal in der Saison treffen. Gäbe es da nicht das statistische Hindernis, dass nicht nur Hartberg zu Hause ohne erzieltes Tor ist, sondern auch die Tiroler in dieser Saison noch keinen Treffer in der Fremde erzielen konnten. Dass es in der gesamten letzten Saison nur einmal 2 Siege in Folge gab, man in den letzten 20 Auswärtsspielen nur zweimal gewinnen konnte, im Kalenderjahr 2014 gar nur eines, all das könnte die Stimmung trüben, würde man an solche Zahlendrehereien glauben.
Rabenschwarz
Aber es gibt ja aus Innsbrucker Sicht auch lustig-bunte Glücksbärschi-Zahlen. Etwa: der TSV Hartberg konnte in den bisherigen 5 Runden exakt null Tore erzielen, musste 15 hinnehmen, ist zu Hause ohne Punkt und seit 7 Ligaspielen in Folge ohne Tor. In den letzten 11 Matches der zweithöchsten Spielklasse trafen die Steierer nur 3x, mussten dabei aber 20x den Jubel der Gegner ertragen. Selbst gegen den Regionalligisten Kalsdorf im Cup musste man Überstunden machen und gewann erst im Elfmeterschießen – was eine Steigerung bedeutet, in der Saison 12/13 waren die Beinahe-Grazer noch übermächtiger Gegner und siegten mit 3:0. Der FC Wacker Innsbruck reist also an, diese rabenschwarze Serie der Steirer zu prolongieren. Und auch wenn es nach diesem Saisonstart völlig vermessen ist, etwas einzufordern: es ist Pflicht, drei Punkte aus der Steiermark mitzunehmen. Denn das Leben ist hart in die Berg`, „leichtere“ Gegner werden in dieser Liga keine mehr kommen…