Stars and Stripes forever
Es gibt Vereine, die niemals vergehen werden. Auch wenn sie in die Insolvenz schlittern, auch wenn sie in die dritte Liga verbannt werden, auch wenn sich an ihrer Führungsspitze Personen befinden, die dem Verein beinahe Identität, ja Existenz kosten. Zwei dieser österreichischen Legenden mit bewegter Vergangenheit treffen am Freitag im Tivoli-Stadion aufeinander, der FC Wacker Innsbruck empfängt den Linzer Athletik-Sport-Klub Linz, der dem Namen nach wohl aus Linz stammend dürfte.
Linzer Dankbarkeiten
Vorweg: Der LASK trägt den Stadtnamen nicht auf Grund der 1997 erfolgten, man möchte sagen Zwangsfusion mit dem ewigen Rivalen FC Linz (vormals VOEST) doppelt in der Vereinsbezeichnung. Diese einzigartige Idee kam Vereinsverantwortlichen schon ein Jahr zuvor im Zuge der Insolvenz 1996, um die enge Verbindung mit der oberösterreichischen Landeshauptstadt zu verdeutlichen (und sich wohl auch für die Hilfe bei der Abwicklung der finanziellen Krise zu bedanken). Denn bis dahin wurde der Verein wohl oft versehentlich für Lienzer, Liezener oder gar Langenloiser gehalten – könnte man meinen. Denn eigentlich ist der LASK ein Traditionsname, der aus dem österreichischen Fußball nicht wegzudenken ist. Und wie es sich für einen gestandenen Traditionalisten gehört, hat man auch in Linz ein, vorsichtig ausgedrückt, nicht zwingend korrektes Gründungsjahr im Wappen verewigt. Zwar wurde der LASK unter dem Namen Athletiksportklub Siegfried als Sportverein 1899 gegründet und eine eigene Fußballsektion 1919 festgelegt, der Gründungsmythos der Schwarz-Weißen bezieht sich aber auf den Linzer Sport-Club, der 1908 gegründet wurde, im Ersten Weltkrieg eine Kriegssportgemeinschaft mit Germania Linz einging, dann den eigenen Spielbetrieb stilllegte und sich nach Kriegsende, ebenso wie die Germania, auflöste. Siegfried, der bald LASK heißen sollte, profitierte mit seiner neu aufgestellten Fußballsektion von den freien Spielern, und aus Dankbarkeit übernahm man wohl auch das Gründungsjahr 1908. Ein bisserl älter sein schadet ja nie als Fußballverein, in Oberösterreich war man da aber noch konsequenter als in Tirol.
Linzer Wegbereiter
Die Linzer Streifenhörnchen haben denen aus Innsbruck noch eine Sache voraus. Bereits ein Jahr nach Einführung einer gesamtösterreichischen Liga, aber auch ein Jahr nach ihren Landsmannen der Vorwärts aus Steyr, durften sie 1950 in der höchsten Spielklasse Profiluft schnuppern, nachdem sie sich in der Relegation gegen den Polizei SV Innsbruck durchgesetzt hatten – der wie der SVI, ISK, IAC und ESV Austria Innsbruck allesamt eine Klasse über dem FC Wacker spielten. Die Schwarz-Grünen waren zu dieser Zeit nicht einmal in ihrer Stadt vorne dran, geschweige denn im Land, doch ihre Zeit sollte noch kommen. Für die Linzer wurden die 60er zur großen Zeit. Nachdem man bereits 1962 den Vizemeistertitel geholt hatte und 1963 im Cupfinale stand, krönte man sich 1965 (im ersten Profi-Jahr des FCW) zum ersten österreichischen Meister und auch zum ersten Cupsieger aus der „Provinz“. Beide Erfolge blieben in der Geschichte des LASK einzigartig – halfen aber wohl entscheidend mit, den Weg für die Innsbrucker Erfolge einige Jahre später zu ebnen und die Wiener Dominanz für einige Jahre zu brechen. in den kommenden 12 Jahren nach dem Linzer Meistertitel blieb der Pokal bzw. später Teller sechsmal in der Bundeshauptstadt, wanderte fünfmal nach Innsbruck und noch einmal nach Oberösterreich. Diesmal war es jedoch die VOEST, die jubeln durfte.
Linzer Vergangenheit
Doch das ist alles lange vergangen. Wenn nun der erste Meister der Provinz auf den zehnfachen Meister aus Tirol trifft, dann ist es ein Treffen der Frischlinge in Österreichs zweithöchster Spielklasse. Und sauwohl fühlen sich dort bisher erst die schwarz-weißen Dachse von Karl Daxbacher. Als Aufsteiger liegen sie zwar nur einen Platz, aber bereits sechs Punkte vor den Innsbruckern, mussten erst halb soviele Treffer hinnehmen als die wackere Defensive, scorte dabei aber zweimal öfter. Mit seinem Tor gegen Liefering wurde Daniel Kogler zum ersten doppelten Schützen des LASK, der sechs weitere Goalgetter in dieser Saison vorweisen kann – unter anderem den am Tivoli nicht unbekannten Fabiano de Lima Campos Maria. Dass mit Christopher Drazan nun eine weitere Offensivgefahr im Kader der Oberösterreicher zu finden ist, dürfte für die Innsbrucker Defensive trotz zuletzt zwei Spielen ohne Gegentreffer nicht gerade beruhigend sein. Beruhigend wirkt da schon eher die Statistik, die aufzeigt, dass von den letzten 22 Partien gegen den LASK nur 4 verloren wurden, dass man seit sechs Spielen ungeschlagen und seit 4 ohne Gegentreffer ist. Nur: auch das ist bereits Vergangenheit.
Linzer Gegenwart
Die Gegenwart wartet Freitag Abend im Tivoli, wenn schwarz-grün- auf schwarz-weiß-gestreifte Herren treffen, wenn der LASK – seit vier Runden ohne Punkteverlust, seit drei Runden mit weißer Weste ohne Gegentreffer, in den letzten Runden Sieger gegen Tabellenführer Mattersburg und Tabellenführer Liefering – den sternbekrönten FC Wacker Innsbruck zum Duell auffordert. Begleitet von John Philip Sousas Melodie von „Stars and Stripes forever“, gesungen von Innsbrucks größtem Chor, der Nord, wird Wacker das schwierige Unterfangen vierter Sieg in Folge in Angriff nehmen.