Der wackere Vergnügungspark
„Treten s’ ein, nur herein, größter Jux für groß und klein!“ Noch vor wenigen Runden hätte man es sich nicht träumen lassen, doch die Spiele des FC Wacker Innsbruck sind für seine Anhänger zu einem richtigen Vergnügungspark geworden, mit Spannung, Unterhaltung und – und das gab es länger nicht mehr für Schwarz-Grün – viel Freude und Spaß. Nächste Station der wackeren Schausteller: Lustenau, beim Sportclub Austria.
„Schön ist so ein Ringelspiel…„
„…das is a Hetz und kost net viel!“ Helgi Kolvidsson wird sich in der Warteschlange diesmal nicht gerade vordrängen, könnte es für ihn doch eine unangenehme Fahrt werden. Das Trainerkarussell dreht sich manchmal abrupt, und es scheint, als mache es derzeit im Reichshofstadion Station. Der Isländer werkelt beim 100-Jahre-Jubilar seit 1175 Tagen und ist damit längstdienendster Trainer seit der Austria-Legende Edmund Stöhr, der in 1825 Tagen am Stück den Verein in die Bundesliga führte und ihn dort zwei Saisonen (mit zwei 9. Plätzen) vor dem Abstieg bewahren konnte – der jedoch nach seinem Abgang auf den Fuß folgte. Aber wie es im Karussell so ist, immer wieder „fährt ma weg und draht si doch am selben Fleck“. Stöhr konnte nicht von Lustenau lassen, oder Lustenau nicht von ihm, zweimal kehrte er (bis jetzt) noch zurück und brachte es damit auf insgesamt 3330 Tage am dortigen Trainerstuhl. Und noch beeindruckender: In jeder Amtsperiode drehte er seinen Punkteschnitt noch ein bisschen nach oben. Brachten die zwei schweren Jahre in der höchsten Spielklasse trotz Aufstiegsjahr noch 1,17 Punkte pro Spiel, waren es in den folgenden 678 Tagen 1,70, in den letzten 827 Tagen gar 1,71 Punkte. Mehr als ein Vizemeistertitel und zwei dritte Plätze schauten für Stöhr aber nicht mehr heraus.
„Hereinspaziert in die Achterbahn“
Auch Helgi Kolvidsson kann einen Vizemeister und zwei dritte Plätze vorweisen, auch sein Punkteschnitt von 1,60 scheint recht annehmbar zu sein. Vor allem verglichen mit Goran Stanisavljevic, der die undankbare Aufgabe hatte, im Frühjahr der Abstiegssaison an der Seitenlinie zu stehen und die Meisterschaft mit einem Schnitt von 0,19 zu Ende geleiten zu müssen. Damit tunnelte er noch die Statistik seines Vorgängers Scheer von 0,76, in 158 Tagen sah er keinen einzigen Sieg, aber 81,3% Niederlagen und immerhin ein Unentschieden gegen den späteren Meister aus Innsbruck. Lustenau ging eine Etage tiefer, um dort wieder in der Höhe mitzuspielen und um den erneuten Aufstieg zu kämpfen. Doch die Berg- und Talfahrt beschränkt sich seitdem auf Liga 2. Im Moment scheint die Austria, möchte man es positiv betrachten, wieder vor einer Bergfahrt zu stehen – befindet man sich doch gerade in einer tiefen Talsohle. Rang 9 scheint für die seit fünf Spielen sieglosen Vorarlberger unwürdig zu sein, seit Juli 2010 befand man sich nicht mehr so tief. Damals folgte eine ambitionierte Aufholjagd, bis zum Winter rückte man auf Rang drei hoch. Allerdings musste man dabei nicht gegen einen FC Wacker Innsbruck antreten, der seit sechs Spielen ungeschlagen ist und in 17 Pflichtspielen in Lustenau erst eine einzige Niederlage hinnehmen musste.
„Wagens einen Schuss für Ihre Liebste„
Innsbruck könnte sich für Lustenau als wahrhaft unangenehm erweisen, denn in den letzten 10 Ligaspielen gegen die Austria erzielten die Schwarz-Grünen immer zumindest ein Tor, und noch mehr: insgesamt gab es seit dem letzten torlosen Remis vor 11 Ligaduellen 24 wackere Treffer zu bejubeln, 20mal haben dabei die Scharfschützen aus dem Ländle die Tiroler Schießbude genau ins Visier genommen. Geht es nach der Statistik, dann wird es die Zuschauer des Öfteren von den Sitzen reißen, wie zuletzt auch beim Lustenauer 3:3 gegen den Floridsdorfer AC, in dem die Grün-Weißen durch unbändigen Willen und Köpfchen einen Punkt entführen konnten. Dreimal kehrten sie nach Rückstand in das Spiel zurück, erzielten, wie in Runde zwei gegen Innsbruck sogar zweimal, ihr letztes Tor zum Glück in der allerletzten Minute. Und dreimal war es ein Vorarlberger Köpfchen, das zum Erfolg führte – bereits in der abgelaufenen Saison gelang ihnen als einzige Mannschaft das Kunststück, drei Kopfbälle in einem Spiel im Netz zu versenken.
Jahrmarkt oder Gruselkabinett
Die wackeren Schausteller sind also gefordert, ihre Fans zu unterhalten. Zuckerwatte und kandierte Äpfel werden dabei nicht ausreichen, denn schnell kann der Lustenauer Kampfeswille zum Innsbrucker Gruselkabinett, der Ritt auf der Erfolgswelle zur Fahrt in der Geisterbahn werden. Ein siebtes Spiel in Folge ungeschlagen, das wäre jedoch beinahe eine Sensation, denn ein derart erfolgreicher Innsbrucker Jahrmarkt durfte zuletzt im September 2010 bewundert werden…