Skip to main content

Eine Runde Bridge im Lavanttal

Die Spiele gegen den Wolfsberger AC, der sich mittlerweile mit starken Leistungen an die Tabellenspitze gekämpft hat, sind noch nicht ganz verdaut, schon lädt dessen kleiner, älterer Bruder ATSV zum Duell. Wer in Osttirol aufgewachsen ist, sieht sich mit einem nicht unbekannten Bild konfrontiert – doch es ist nicht die Kärntner, sondern die Bundesliga, die von den Wölfen aufgemischt wird. Es ist nicht der Landespokal, sondern der ÖFB-Cup, der die Lavanttaler als Gegner auserkoren hat. Und es geht schon gar nicht um Rapid Lienz, nein, der FC Wacker Innsbruck darf sein Unwesen in Unterkärnten treiben. Gewohnt ungewohnt, diese Konstellation…

Tief in der Mottenkiste

Auf Altbekanntes kann man dabei kaum zurückgreifen. Zwar stand man vor nicht allzu langer Zeit bereits dem ATSV Wolfsberg auf grünem Rasen gegenüber, das Spiel im Rahmen der Saisonvorbereitung 2011/12, bei welchem sich Innsbruck als Gratulant zum 90. Geburtstag der Gelb-Roten einstellte, kann aber kaum als Maßstab herangezogen werden. 3:0 endete die Begegnung Bundes- gegen Landesligist, keiner der Torschützen – Perstaller, Schreter, Hinterseer – ist noch für den Verein tätig. Damals noch in Schwarz-Grün, kickt der aus Wolfsberg stammende Fabian Hafner nun wieder zu Hause bei St. Michael, auch der Lavanttaler Walter Kogler kennt Wacker nur noch aus den Medien. Nur Alexander Hauser und Thomas Bergmann dürften sich noch an die ATSV-Arena erinnern können. Abseits dieses freundschaftlichen Aufeinandertreffen gab es noch keine Begegnung unter Pflicht gegen den kommenden Gegner im ÖFB-Pokal, einzig ein Aufeinandertreffen mit dem jüngeren Bruder WAC in der 2. Runde 1972/73 scheint in der statistischen Mottenkiste auf. Überzeugend setzte sich Innsbruck in seiner goldenen Ära mit 6:0 durch, Flindt (2), Skocik, Siber, Wolny und Jara waren die Torschützen. Wolfsberg war ein gutes Omen, im späteren Finale besiegte Wacker den SK Rapid Wien knapp nach Auswärtstoren und holte sich zum 2. Mal den Pokal.

Schreckgespenster nah und fern

Der Erfahrungsschatz der Altherren über das Lavanttal dürfte aber recht belanglos sein, bestritt doch der ATSV erst drei Jahre später sein erstes Pokal-Sechzehntelfinale. Man startete offensiv, versetzte dem LASK durch Tasotti, Mitzich und Sklanowsky drei tiefe Nadelstiche – um dennoch 3:4 zu unterliegen. In der selben Runde besiegte nebenbei Rapid Lienz den Wolfsberger AC mit 2:1, um daraufhin den ATSV durch ein 1:0 gegen die Linzer zu rächen. Auch Wacker kämpfte sich erfolgreich durch Österreich, um sich im Semifinale mit 2:1 gegen die grün-weißen Osttiroler durchzusetzen. Doch Geschichte wiederholt sich gerne, erneut wartete Rapid Wien auf die SPG aus Innsbruck, und diesmal waren es die Hütteldorfer, die sich durch ein Auswärtstor den Pokal sicherten. Und der ATSV? Der blieb seltener Gast im Cupbewerb, die zweite Runde blieb das höchste der Gefühle, und Landsmänner sowie Oberösterreicher die designierten Schreckgespenster. Etwa 1991, als man dem SV Spittal mit 0:2 n.V. unterlag. Im Jahr darauf überrollte Stahl Linz die Wolfsberger mit 7:0, 1993 musste man sich Wietersdorf mit 0:2 geschlagen geben. 2001 war es erneut ein oberösterreichischer Club, der die Lavanttaler eliminierte: Ried gewann bereits in Runde eins im Schongang mit 5:0. 2011 dann wieder ein Kärntner, noch mehr, der Lokalrivale WAC, der die Party vermieste. Vor 1423 Zuschauern ging der ATSV bereits in Minute 1 in Führung, nach 90 Minuten blieb erneut nichts Zählbares übrig.

Schach, Bridge, Federball

Doch den größten Erfolg in seinen über 90 Bestandsjahren feierte der ATSV nicht im Cup. Schon 1921 trafen sich Arbeiter aus Wolfsberg zum regelmäßigen, doch nicht gerade öffentlichen Vereinsleben beim Sport, doch erst 1923 rief man offiziell des Arbeiter-Turnverein ins Leben, dessen jähes Ende 1934 mit dem politischen Umschwung in Österreich kam. Nach dem zweiten Weltkrieg neu gegründet, drehte sich das Vereinsleben um viele Bereiche: Schach, Tischtennis, Tennis, Eisschießen, Federball, Bridge, Turnen, Handball. Und ja, auch Fußball wurde betrieben, doch zunächst mit nicht allzu großem Erfolg. Der ATSV war nicht unbekannt, aber auch keine Macht im Land des Eishockeys. Dies hätte sich 1991/92 ändern können, hätte nicht der SAK die Wolfsberger auf den zweiten Rang der Kärntnerliga verdrängt und sich, bedingt durch das Fehlen einer Regionalliga Mitte, die Relegationsspiele um den Aufstieg in die 2. Division gesichert. Den Vize konnte Wolfsberg 2013 wiederholen, das Meisterstück folgte aber im Jahr daruf: 2014 sicherten sich die Lavanttaler erstmals die Kärntner Ligakrone und damit den Aufstieg in die Regionalliga.

Traditionelle Freude

Auch wenn der Start in die neue Saison etwas holprig war, zeigt der 2:1-Heimerfolg gegen den FC Dornbirn in der 1. Cuprunde, dass mit den Gelb-Roten immer zu rechnen ist. Junge Wilde, gestandenes Regionalliga-Personal, und mit Michael Krisits, Gernot Rainer und Mathias Berchtold Spieler mit der Erfahrung von 153 Erstliga-Spielen machen den ATSV zu einem gefährlichen Gegner. Und die Wolfsberger werden nicht müde zu betonen: Der Cup hat seine eigenen Gesetze…

 

Avatar photo

Autor: Stefan Weis

Dieser Text stellt geistiges Eigentum des tivoli12 magazins dar und ist somit urheberrechtlich geschützt. Um den Text, oder Teile davon nutzen zu können, setzen Sie sich bitte mit dem tivoli12 magazin in Verbindung.
Skip to content