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Gerupfte Hühner

Alles schien am Freitag für ein Fußballfest angerichtet zu sein. Acht Pflichtspiele in Serie hatte der FC Wacker Innsbruck nicht mehr verloren und dazu eine bärenstarke zweite Halbzeit vor einer Woche in Lustenau gespielt. Vor 400 mitgereisten Schwarz-Grünen, welche sich nicht unweit vor der Schweizer Grenze so richtig in Hochform zeigten. Aber wie schon im Ländle wurden am Tivoli reihenweise Großchancen in den Wind gesetzt. Dabei war vom gefürchteten Innsbrucker „Sommerwind“ weit und breit nichts zu spüren. Am Ende kam es, wie es kommen musste. Ein Gegner, der nicht wusste, wie man an diesem Tag drei Tore in den gegnerischen Kasten setzen konnte/durfte und Wackerianer, die am Ende wie die gerupften Hühner vom Platz schlichen. Da schaute nicht nur der Patscherkofl grimmig drein.

Lobenswerte Geste

Auf Einladung der Faniniative Innsbruck waren am Freitag etwa 40 obdachlose Personen im Zuge der FARE Aktionswochen zu Gast am Tivoli. Gut organisiert von der Fanini, welche in Obdachlosenheimen angefragt hatte, ob ihrerseits Interesse zum „Erlebnistag Wacker“ bestehe, kamen zweieinhalb Stunden vor Spielbeginn die Eingeladenen samt Betreuer zum Smalltalk ins Wackerzelt, um sich gemeinsam mit den Fanclubs auszutauschen und nachher auf der Nordtribüne das Spiel anzusehen. Hört man sich die Schicksale dieser Leute an, so kommt man unweigerlich drauf, wie unwichtig doch eine 0:3 Niederlage eigentlich ist. Zuvor ging es aber noch auf eine Stadiontour. Interessiert bekamen unsere Gäste die Geschichte des Tivolis, samt Zahlen und Fakten zu hören.

Kein Massenbesuch

Wochentags um 18.30 Uhr, da ist ganz klar, dass es zu keinem größeren Fanansturm in der zweiten Liga kommen wird. Schließlich kann man in Tirol nicht mit der U-Bahn ins Stadion fahren, sondern legt oft weite Wege zurück. Dennoch ein wenig enttäuschend sind die Zuschauerzahlen doch. Mit 3500 im Schnitt hat man im Lager des FC Wacker Innsbruck kalkuliert. Und zu viel Rückstand sollte sich unsere Mannschaft nicht erlauben, denn sonst werden weit weniger als 3104 Zuseher ins Tivoli pilgern, wie das vergangenen Freitag der Fall war. Die andere Seite ist, dass dies für diese Liga und diese Uhrzeit im Land Tirol noch immer ein Spitzenwert ist.

Nord vs West

Viele Zuschauer gelangen gar nicht einmal rechtzeitig ins Stadion. Wie auch schon gegen den SV Mattersburg waren die Plätze bei Spielbeginn noch sehr spärlich besetzt und füllten sich erst allmählich. Oder es hat sich herum gesprochen, dass unsere Schwarz-Grünen Spätstarter sind? Aber erstaunlich, dass so wenig Leute, eine solche Stimmung erzeugen können, welche nach dem 0:2 ein wenig in den Keller rutschte.

In der zweiten Halbzeit wechselte ich von der Nordtribüne zur Osttribüne, auch weil ich mir einmal den „Kids Corner“ aus der Nähe anschauen wollte. Dieser Kids Corner ist eine tolle Einrichtung des FC Wacker Innsbruck mit Aktionen und Spielen vor dem Match. Der eigene Sektor im Stadion direkt neben der stimmgewaltigen Nordtribüne gefällt den Kids ganz besonders. Früher gehen kommt für die Jungs und Mädls nicht in Frage, was so mancher Begleitperson nicht so gefallen hat. Recht hat unser Fan-Nachwuchs!

Auf der Osttribüne selbst ist gleich eine andere Atmosphäre. Da geht es dann weniger um das Anfeuern, aber man fiebert um nichts weniger mit. „Ma, isch der potschert“ oder „was trabt denn der so langsam dahin“.“ Immer durch die Mittn, des darf decht nicht wahr sein“, so ein „Scheiberlspiel“. Am Ende zittern alle mit und verabschieden sich „bis zum nächsten Mal“. So soll es sein und so war es auch schon immer.

Enttäuschung und Applaus

Die Enttäuschung war allen anzusehen. Auf der Tribüne sang nur noch ein „Knabenchor“ und am Rasen schlichen die Spieler wie die sprichwörtlichen gerupften Hühner zur Nordtribüne, um sich bei den Fans für ihre Unterstützung zu bedanken, was diese mit Applaus honorierten. Kopf hoch, nächste Woche geht es zum FC Liefering, jenen Verein, dem vorgeworfen wird, den Wettbewerb zu verzerren. Und die Jungstiere haben auch einiges wieder gut zu machen. Spannung ist also garantiert. Unterstützen wir unser Team einen Katzensprung weiter im Osten! (03.10.2014, 18.30 Uhr Stadion Klessheim)

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Autor: Rudolf Tilg

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