Streiter der alleinige Sündenbock?
Michael Streiter ist nicht mehr Trainer des FC Wacker Innsbruck. Nach dem bisherigen Verlauf der Hinrunde in der zweiten Liga ist dies kein überraschendes Ergebnis. Spielerisch wenig ansehnliches, konnte man auch auf der Ergebnisseite wenig verbuchen. Daher der logische Schritt: Die Entlassung von Michael Streiter. Doch ist Michael Streiter der alleinige Sündenbock?
These 1: Michael Streiter ist der alleinige Sündenbock
Natürlich ist Michael Streiter der alleinige Sündenbock in dieser Geschichte. Seit Jänner 2014 im Amt konnte er wenig bis gar nichts in fußballerischer Hinsicht erreichen. Weder verbesserte sich das Spiel, noch die Ergebnisse der Mannschaften. Dass Michael Streiter die Sommervorbereitung innehatte und acht Neuzugänge bekam, zeigt, dass der Trainer klarerweise der Schuldige ist. Der Wechsel von einer Viererkette auf eine Dreierkette hatte zwar kurzzeitigen Erfolg, doch spätestens seit der zweiten Länderspielpause wollte nichts mehr klappen. Dass man dann wieder von der Dreierkette auf eine Viererkette umstieg, kann man wohl unter „Placebo“ einordnen. Wie die Partie gegen Hartberg eindringlich darlegte. Auch ständige Wechsel in der Startaufstellung zeigten eine gewisse Ratlosigkeit auf.
Dabei gab es in der diesjährigen Saison einzig und allein drei Verletzungen zu beklagen. Jürgen Säumel, Christian Schilling und Stjepan Vuleta. Ansonsten konnte Michael Streiter aus dem ganzen Kader schöpfen. Die Ratlosigkeit machte sich insbesondere dadurch bemerkbar, dass teilweise der „Leistungsgedanke“ außer Kraft gesetzt wurde. Spielte Armin Hamzic am Anfang gute Partien, wurde er dann plötzlich auf die Bank gesetzt. Weil Jürgen Säumel wieder fit war. Danach konnte sich Hamzic wieder in die Startaufstellung kämpfen, um vom kurzfristig verpflichteten Marco Sahanek erneut ersetzt zu werden. Gab Simon Pirkl gegen den FC Liefering 66 Minuten eine gute Vorstellung ab, so kam er in den restlichen sechs Spielen, die er im Kader stand, auf acht Minuten.
Auch in der Verteidigung herrschte Konfusion. Dort wurde der neu verpflichtete Drobo-Ampem ohne wirkliche Spielpraxis versucht in die Dreierkette zu integrieren. Da dies in den Spielen nicht klappte, probierte man ihn auf der „6er“ Position einzusetzen. Wobei auch hier gelang ihm wenig überzeugendes. Im letzten Spiel folgte die Rückkehr in die Innenverteidigung. Ein weiterer Fehler war jener, dass auf Spieler, welche keine Form hatten, zu lange gesetzt wurden.
Doch nicht nur die Spielerauswahl war etwas verwirrend, auch in Sachen „Spielkultur“ war das ausgegebene Konzept nicht zu erkennen. Sportdirektor Klausner und Streiter erklärten vor Saisonbeginn, „die Mannschaft werde hinsichtlich hohem Pressing und schnellem Umschaltspiel zusammengestellt“. Davon war in allen Spielen aber rein gar nichts zu sehen. Immer wieder die gleichen Spielzüge machten es den Gegner sehr einfach sich auf das Spiel einzustellen.
Das bringt uns zu These 2.
These 2: Streiter ist ein Teil des Sündenbocks
Entgegen der ersten These ist Michael Streiter nicht der alleinige Sündenbock. Denn, nicht nur Michael Streiter hat die derzeitige Mannschaft zusammen gestellt, sondern es war eine Zusammenarbeit des Duos Florian Klausner und Michael Streiter. Daher geht die Entlassung von Michael Streiter aus meiner Sicht zu kurz. Denn gemeinsames Ziel des Duos war es ja, eine Spielkultur aufzubauen, die sich am Modell von Salzburg orientiert. Dass im Endeffekt wenig Spieler geholt wurden, die für dieses Spielsystem stehen, ist genauso die Verantwortung von Florian Klausner, wie von Michael Streiter. In der Analyse der Situation könnte man also den Schluss ziehen, dass Florian Klausner sich zwar gerne an das Spielsystem von Salzburg angenähert hat, sich Trainer Michael Streiter wenig bis gar nicht dafür erwärmen konnte. Die gezeigten Leistungen sind ein Indiz dafür.
Doch nicht nur Streiter und Klausner sind ein Teil des Sündenbocks. Auch der Vereinsführung sollte man eine Teilschuld einräumen.
Schon nach dem ersten Saisonviertel hätte man nicht nur auf das Ergebnis schauen dürfen, sondern auch die spielerische Leistung kritischer beäugen sollen. Ein anderer Fehler war es wohl, weiterhin auf Michael Streiter zu vertrauen. Gerade kurz nach dem Abstieg wäre es wohl nicht sonderlich schwer gewesen, den auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern und einen kompletten Neuanfang, ohne den „logischen Kandidaten“, zu wagen.
Was wird sich ändern?
Diese Frage kann einzig und allein mit einem Satz beantwortet werden: Der Trainer wird ein anderer sein. Ob es der richtige Trainer sein wird, das wird sich in den nächsten Wochen und Monaten zeigen. Sportdirektor Florian Klausner wird bis zur Trainerfindung als Cheftrainer fungieren. Welche These, also Variante 1 oder Variante 2, zutrifft ist schwer zu sagen. Der Autor dieser Zeilen tendiert aber zu These 2.