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Man sieht rot

Das war sie also, die Ära Streiter II. Nach nur 298 Tagen musste der Innsbrucker Rekordspieler den Trainersessel wieder räumen, und diesmal stand kein Meistertitel, keine erfolgreiche Saison, kein Aufstieg zu Buche. Im Gegenteil. Die Aussichten für den FC Wacker Innsbruck sind trübe, die Leistung besorgniserregend. Und mit dem SKN St. Pölten kommt ein Gegner aufs Tivoli, der seit seinem Trainerwechsel nicht mehr verloren hat.

 
Der Trainer-Effekt

Ein Trainerposten in der Ersten Liga scheint ein Himmelfahrtskommando zu sein. Die Saison ist noch keine 16 Runden alt, und bereits jetzt haben die Hälfte der Klubs ihrem Trainer die Rote Karte gezeigt. Oder anders gesagt: 10 Erstliga-Teams beschäftigen und bezahlen derzeit 15 Cheftrainer. Fall Nummer eins ist der kuriose Wechsel in der Steiermark: Ivo Istuk schaffte es nur 28 Tage beim TSV Hartberg, ehe er von seinem Vorgänger Bruno Friesenbichler noch vor Saisonbeginn abgelöst wurde. Hartberg liegt derzeit auf Rang 10. Willhelm Schuldes musste nach einer 0:2-Niederlage gegen den FAC seinen Platz auf der Horn-Bank räumen, sein Co Christoph Westerthaler beerbte ihn. Horn liegt weiterhin auf Rang 9. Auch im äußersten Westen, bei Lustenau, wurde am Trainersessel die Reise nach Jerusalem gespielt, Helgi Kolvidsson musste nach 1194 Tagen für Mladen Posavec Platz machen. Die Austria verbesserte sich um einen Rang auf die 7. Position. Bei Wackers nächstem Gegner St. Pölten überstand Herbert Gager, vor der Saison noch bei der Wiener Austria unter Vertrag, nur knapp die 100 Tage Schonfrist, nach vier Monaten wurde er von Michael Steiner abgelöst, der den Verein von Rang 7 auf 5 brachte und zwischen der ehemaligen und neuen Position den Polster von einem Punkt schaffte. Das Gesetz der Serie würde den Trainersessel von Kurt Russ bedenklich zum Schwanken bringen, sind doch die Kapfenberger Rothemden nur noch 2 Punkte vom Abstiegsplatz entfernt…
 
Sag kein Wort

So ein rotes Hemd zu tragen, das ist allgemein wenig erfreulich. Man taucht auf, ist plötzlich mitten drin im Geschehen, wird oft zum ersten Mal wahrgenommen, schaut in die Kamera, sagt etwa: „Zu Befehl, Captain.“ oder „Was ist denn das…?“. Und dann ist es schon passiert. Man liegt am Boden, das schöne rote Hemd der Technik- und Sicherheitsabteilung von einem Disruptor durchlöchert, einem Batleth aufgeschlitzt. Und alles nur, weil man auf der Brücke sein wollte, oder beim Außenteam. So schnell taucht man ins Star Trek Universum ein…

43 Redshirts erging es so, während Kirk mühsam den Bauch einzog, und nicht immer lag die Schuld (ausschließlich) bei ihnen. Wer beim FC Wacker Innsbruck das Traineramt bekleiden will, ist oft auch nicht mehr als ein Redshirt. Ja, Streiters Bilanz war nicht berauschend, im Gegenteil: in 32 Pflichtspielen ging man nur 9mal als Sieger vom Platz, ein Punkteschnitt von 1,16 scheint nicht zu höheren Ehren zu berufen. Die Aufstellung wurde von ihm gemacht, das Team von ihm eingestellt – und von Florian Klausner bereitgestellt. Der sportliche Kirk der schwarz-grünen Rothemden hat nun bereits seinen zweiten Trainer gefeuert und übernimmt einstweilen wieder selbst das Kommando des Außenteams am Spielfeldrand. Als Co-Trainer stand er für 161 Spiele Walter Kogler zur Seite, für 41 Spiele Roland Kirchler, bevor er durch den Vorstand zu dessen Chef befördert wurde. Er vertrat Kirchler auch während seiner Funktionssperre nach dem Wunder von Wolfsberg und ersetzte ihn nach seinem, von ihm selbst vorgenommenen Rauswurf für ein Spiel. Klausner kann somit als Trainer einen Punkteschnitt von 1,2, ein gewonnenes Cupsiel und eine Niederlage gegen Salzburg vorweisen. Gegen Salzburg, diesmal im Cup, könnte es für ihn auch nach dem St. Pölten-Spiel gehen, doch diesmal dürfte er kaum mit einem knappen 0:1 davonkommen.
 
Roter Alarm

Denn in Innsbruck herrscht roter Alarm. Der FC Wacker treibt wie eine manövrierunfähig geschossene Enterprise im Raum, kommandolos, ohne funktionierender Waffenphalanx. Zusammen mit St. Pölten ist man das einzige Team der Liga, das noch nicht aus der Distanz getroffen hat. An den Versuchen liegt es wohl nicht, denn mangels Alternativen wurde auch gegen Tabellenschlusslicht Hartberg wieder gefeuert, was die Füße hergaben. 19 Torschüsse wurden abgegeben, doch nur 3 davon fanden ihren Weg auf das Tor – magere 15,8%. Zwei Distanzschüsse von Andreas Hölzl wurden geblockt, von den restlichen 14 Versuchen, die neben oder über das Tor gingen, wurden 8 innerhalb des Strafraums ausgeführt, sechs außerhalb. Gefahr drohte dem Hartberger Gehäuse aber dennoch kaum, und auch das St. Pöltner Netz bauschen zu lassen wird ein schwieriges Unterfangen. In den vergangenen 10 Spielen, die unter anderem zu einem Trainerwechsel geführt haben, wurden nur 10 Tore kassiert. Das Problem der Niederösterreicher liegt wohl nicht so sehr in der Verteidigung als in der Offensive. Diese könnte aber gegen Innsbruck wieder zu alter Stärke finden, kassierte man ja hier 13 Treffer in nur sechs Spielen.
 
Welche Farbe hat dein Hemd?

Für die Innsbrucker Spieler kommen nun schwierige Tage. Gegen St. Pölten beweisen, dass man doch Fußball spielen kann. Gegen Salzburg im Cup bestehen, ohne ein Khitomer-Massaker zu erleben. Dann Tabellenführer LASK besuchen und dabei vermeiden, die Abstiegsränge wieder kennenzulernen. Dass bereits fünf Spielern des FCW der rote Karton unter die Nase gehalten wurde, sei hier nur am Rande erwähnt. 73% aller Toten auf Kirks Schiff waren Redshirts. Es liegt nun einzig in der Verantwortung von Florian Klausner, zu beweisen, dass der FC Wacker Innsbruck kein rotes Star-Trek Hemd trägt, sondern so erfolgreich wie in den roten Auswärtstrikots auftreten kann. In der Auswärtstabelle liegt man – zumindenst noch – auf dem 3. Platz

 

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Autor: Stefan Weis

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