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Bitte aufwachen!!!

 

Was für ein Märchen, was für ein Traum. Die Nordkette wackelt, ja sie brennt sogar. Oder ist es doch ein Alptraum und ein Horror, der nie enden will und das andere ein Traum?
Steven King, die Grusellegende, hätte kein Drehbuch besser schreiben können. Von Spiel zu Spiel glauben Schwarz-Grüne es kann nicht mehr schlechter werden. Und wie in diesem Genre üblich, wird dem Publikum ein Schocker nach dem anderen geliefert. Es gruselt am Tivoli und am Ende befinden sich die letzten verbliebenen Getreuen in einem richtigen Alptraum, den wahrscheinlich viele von uns kennen. Man befindet sich im freien Fall. Tiefer und immer tiefer. Rasend schnell sieht man den Boden auf sich zukommen und findet keinen Halt, keinen Griff. Beides trifft derzeit auf wackere Anhänger zu. Der Fall ihrer Mannschaft geht so tief, so hoch kann die höchste Spitze der Nordkette gar nicht sein. Ein wahr gewordener Alptraum.

Alptraum der Erste

Da kam mit dem TSV Hartberg letzte Woche gerade der optimale Gegner auf das Tivoli. Mit einem Sieg hätte Schwarz-Grün wieder nach oben schielen können. Das muss mit einem Team, gespickt mit Routiniers gegen das Tabellenschlusslicht doch machbar sein!
Die Nordtribüne fast leer, die Sitzplätze spärlich besetzt – der Lohn schwarz-grüner Leistungen allerseits. Die, die nicht gekommen sind, brauchten ihr Nichterscheinen keinesfalls bereuen. In der ersten Halbzeit darf man getrost behaupten, dass der Ersatz für Standardtorwart Grünwald Julian Weiskopf der mit Abstand beste Wackerianer an diesem (verkorksten) Abend gewesen ist. Und das sagt dann wohl alles aus. Julian hätte sogar bravourös einen Elfer pariert. Aber der schwache Schiedsrichter hatte was dagegen. Eine glatte Fehlentscheidung!

Was folgte, ist schwer zu begreifen. Kann sein, dass die Neon-Orangen Dressen des Gegners wie Trainingsleibchen wirkten und dass unsere Spieler immer noch glaubten, sie seien erst beim Aufwärmen oder was auch immer. Ich weiß es nicht, nur dass sich mein 85-jähriger Vater mit seinem Rollator mehr bewegt, als so mancher Spieler am Platz.
Ein Gruselkabinett und wenn dich als Fan nicht mit Galgenhumor ablenken würdest, dann wäre mir eine Folterkammer zurzeit lieber, als ein Spiel am Tivoli.

Nicht mal ein „Rekord“ gelang den Innsbruckern an diesem Abend. 1 791 Zuschauer sind immer noch um 921 Augenpaare mehr, als am 27. November 1998 gegen Erzrivalen Austria Salzburg gekommen sind. Damals wie am Freitag schossen uns alte Bekannte ab: Kojoe zweimal und Glieder. Die Stimmung dürfte bei diesem Spiel wohl ähnlich schauderhaft ruhig gewesen sein, wie bei der 0:2 Niederlage gegen Hartberg.
Noch eine Parallele gibt es: Das Spiel damals wurde an einem Freitag um 18 Uhr angepfiffen. Diese Anstoßzeiten sind damals wie heute ein Unding – ein Diktat der Medien und publikumsfeindlich!

Alptraum der Zweite

Alle hofften auf einen Trainereffekt: zumindest aber 1914 Zuseher. Da ist wohl einer zu viel gekommen. Aber nicht nur dieser rieb sich verdutzt seine Augen. Die Nordtribüne wie leer gefegt. Vor dieser stand in riesigen Lettern zu lesen: „Die Zeit der Ausreden ist vorbei-zeigt uns eure grünschwarzen Herzen“.

Eine „Ausrede“ hatte dann zumindest unser Präsident parat und was für eine! Das Publikum sei einfach „erfolgsverwöhnt“. Ja, wenn das unser Präsi sagt, wird es schon so stimmen. Falls man von Erfolg sprechen kann, wenn man fast 50 Erstligaspiele in zwei Saisonen auf dem letzten Platz steht… Und jetzt? in Liga Zwei hält man bei fünf Siegen, drei Unentschieden und acht(!) Niederlagen. Wir sind ja seeehr erfolgsverwöhnt. Es scheint, als würde der Präsident die Augen vor diesem Alptraum verschließen.

Es reicht!!! – War am Montag noch Friedhofstimmung im Tivoli, so nähert man sich seit Freitag mit Riesenschritten der „Hölle“. „Klausner raus“ Rufe sind nicht nur auf der Nordtribüne zu hören gewesen, ansonsten war eine Stimmung, welche sogar im Stadion meiner Heimatstadt Schwaz um einiges feuriger ist. Und die sind für ihr Operettenpublikum bekannt. Michael Streiter, der scheidende Trainer hat es am Dienstag im TV Interview richtig erkannt. „Die Stimmung in Innsbruck sei ihm viel zu negativ gewesen“. Ja,  wer ist denn Schuld daran – etwa das Publikum? Selbstbild und Fremdbild passen bei unseren Verantwortlichen auf und abseits des Platzes leider ganz und gar nicht zusammen!

Was kommt als nächstes?

12 Trainer in den letzten 12 Jahren. Dabei ist Walter Kogler in seinen vier(!) Jahren Amtszeit noch der Erfolgreichste gewesen. Dazu kommen fünf Obmänner/Präsidenten in diesen Jahren. Liegt das Problem rund um den FC Wacker Innsbruck gar viel tiefer als angenommen? Wie ist das mit der Nachwuchsakademie und kam sämtliches Bekenntnis zum FC Wacker nicht um Jahre zu spät?
Vieles gibt es zu hinterfragen (neben den Eigenfehlern des Vereins), aber wie leidensfähig kann ein Publikum eigentlich sein? Jedenfalls wenn Mitleid die Wut überholt, ist das auch kein gutes Zeichen. Wenn die einzige Reaktion des Publikums Lethargie ist, so ist dirngend Handlungsbedarf vonnöten. Man sucht verzweifelt die Nadel im Heuhaufen – etwas Positives! Aber die Zeit der Ausreden ist vorbei. Zeigt uns eure schwarz-grünen Herzen! Der Kader ist gut genug, um in dieser Liga weiter vorne mitzuspielen. Bitte endlich aufwachen!!!

 

 

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Autor: Rudolf Tilg

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