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Ein Hauch von Europa

 

Leider waren sie nicht zu Gast am Tivoli, die „großen“ Europas. Nicht der AC Torino, Florenz und schon gar nicht Celtic Glasgow. Auch waren am Mittwoch Spätnachmittag keine 16.000 im Tivoli, sondern genau 2062 Zuseher. Und von Europacupstimmung weit und breit keine Spur, die passte eher zu Allerheiligen, dieser Jahreszeit ganz entsprechend. Da unsere Mannschaft seit sieben Spielen lang an einem „Gen“-Defekt leidet und das Sieger-Gen verloren hat, dürfte sie ihr Publikum regelrecht infiziert haben und dieses Gen heißt dann: Nicht ins Stadion ge(h)n. Noch einen Grund gab es, das Fernsehen-Gen. TV-Anstalten können sich ihr Livespiel aussuchen und damit die Anstoßzeiten bestimmen. Wochentags um 18 Uhr in einem Land zwischen Bergen und Tälern – das ist kein Gen-Defekt mehr, das ist schon eine Epidemie in den TV-Anstalten. Fanunfreundlicher geht´s nicht mehr! Das dachte sich auch die gesamte organisierte schwarz-grüne Fanszene und blieb diesem Irrsinn fern, um die Sender nicht auch noch mit möglich gewesener Atmosphäre zu „belohnen“.

Mittwoch vor Halloween

Ungläubig sind sie gewesen, die Schwarz-Grünen auf den spärlich besetzen Tribünen. Schade eigentlich, denn dieses Spiel hätte fünfmal so viele Fans verdient. Aber vorerst rechnete nicht mal der größte Optimist, dass gegen die Eurofighter aus Salzburg auch nur ein Butterbrot zu holen sei. Sehr schlimm – die etwa 30 mitgereisten Salzburger Fans gaben (vorerst) den Ton im Stadion an. Ein (gar nicht so kleiner) Hauch von Halloween war zu spüren. Stille – ein Raunen da, ein Raunen dort, welches mit Fortdauer der Partie in Staunen überging. Das war schon etwas „gespenstisch“. Die vorderen Ränge der Nordtribüne überhaupt menschenleer und sonst wusste keiner so recht, wie man dieses Spiel bewerten konnte, waren doch viele von einersehr hohen Niederlage ausgegangen. Aber eine Weisheit bewahrheitete sich wieder einmal: Der Cup hat andere Gesetze.

Erstaunlich

Mit einem 0:0 ging das Duell David gegen Goliath in die Halbzeit. Klar war der FC Salzburg überlegen, hatte aber auch „Riesenglück“, dass die Startruppe nicht in Rückstand geriet.
Kann man in fünf Tagen das Fußballspielen wieder erlernen – war es die Taktik, die Disziplin oder einfach die Tatsache, dass man einfach nichts zu verlieren hatte?
Ich würde sagen, ein bisschen von allem ist da der Fall gewesen. Dem viel gescholtenen Florian Klausner ist es gelungen, seine Mannschaft hervorragend auf den regierenden Meister einzustellen. Die taktische Disziplin war das Beste, was ich von den Schwarz-Grünen in den letzten Jahren gesehen habe. Nur ein kleines Beispiel eines wahren Laien: Wenn man die Stars von Trainer Adi Hütter spielen lässt, bekommt man eine Packung. Aber fast immer sind die wackeren Verteidiger in Überzahl gewesen. Warum klappt das gegen den FC Salzburg in 120 Minuten und nicht gegen Kapfenberg, Hartberg und St. Pölten?

Sensation in Greifweite

Ist dies jetzt die Trendwende gewesen oder nur eine Eintagsfliege? Wir werden es in den nächsten Runden sehen. Toll war auf jeden Fall der Fight in der zweiten Halbzeit. Salzburg wusste aus gefühlten 90% Ballbesitz herzlich wenig herauszuholen. Ideenlos, manchmal sogar recht hilflos wirkten die Europacupstarter und wenn man allein die Ersatzspieler der Salzburger hernahm, die alleine dürften ein Vielfaches mehr wert sein, als unser ganzer Spielerkader. Aber Millionen spielen nicht Fußball und die Schwarz-Grünen wehrten sich lange gegen das Unvermeidliche. Dies honorierte auch das Publikum. Plötzlich gab es Gesänge für die Mannschaft und auch auf der Osttribüne wurde eifrig eingeklatscht und man höre und staune, sogar gesungen.

Fortsetzung Pflicht!

Jedenfalls waren nach Schlusspfiff des wieder einmal skandalösen oder etwa gar sehbehinderten(!) Schiedsrichter Ouschan (nicht zum ersten Mal) alle 2062 Zuseher aus dem Häuschen. Endlich zeigte ihre Mannschaft jenen Kampfgeist und jenes Herz, das man als Fan verlangen darf. Fortsetzung dieser Leidenschaft und Einsatzwillen nicht nur erwünscht, sondern auch Pflicht! Am Besten gleich schon am Montag beim LASK.

Nach ihrer Besprechungstraube am Mittelkreis, verabschiedete sich die Mannschaft im Gegensatz zum Freitag von ihren Fans. Ordentlich geklatscht haben auch sämtliche Nachwuchsspieler der Akademie Tirol. Wenn ihre Trainer mit der Absicht gekommen waren, ihnen zu zeigen, wie man nicht spielt (wie Ohrenzeugen berichteten), wurden sie enttäuscht. Der FC Wacker Innsbruck lieferte ein Lehrbeispiel, wie man gegen einen übermächtigen Gegner aufspielt.

 

 

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Autor: Rudolf Tilg

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