Hörner, Horner, Gehörnte
Zum neunten Mal. Sooft wie in noch keiner der bisherigen fünf Zweitliga-Saisonen. Zum bereits neunten Mal in nur 17 Spielen wurde der FC Wacker Innsbruck aufs Horn genommen. Von der letztjährigen Unserie trennen ihn noch 8 weitere Niederlagen, aber auch eine ganze Liga. Die Gegner nennen sich hier nicht Rekordmeister oder Veilchen, stattdessen setzt es Veilchen von Mannschaften, für die der Aufstieg in die 2. Liga Vereinsrekord ist. Der SV Horn wäre so ein Team.
Das Füllhorn, das leere
Doch zunächst einmal ist der SV Horn das Team, gegen das die Innsbrucker zum letzten Mal einen Sieg einfahren konnten. Hirschhofer, Micic, Micic, ein auf dem Papier klarer 0:3-Erfolg, der trotz seines Glanzes schon eine der Schwächen offenbarte, die Wacker dorthin führten, wo sie nun wieder sind. Der gegnerische Strafraum blieb allzu oft Sperrgebiet. Thomas Bergmann, Armin Hamzic und Alexander Gründler arbeiteten an der rechten Seite der Box den niederösterreichischen Rasen etwas ab, zentral wurde vereinzelt auf Flanken und ruhende Bälle gewartet, ein Eindringen von außen geschah aber viel zu selten, wie die Heatmap des letzten wackeren Erfolges zeigt. Die Tiroler schießen ihre Tore in dieser Saison aber ausschließlich aus dem Sechzehner, dem sie zwar nahe kommen, aber in den sie nur selten gefährlich eindringen. Und deshalb schöpfen sie auch nicht aus dem Füllhorn, lediglich 15 Tore stehen deshalb in der laufenden Meisterschaft zu Buche. Kein Team der Liga erzielte weniger Treffer. Wobei, auch Wacker erzielte nicht 15 Tore, sondern 14. Und davon 13 ins gegnerische Tor, zweimal übernahmen Kontrahenten dies für die Innsbrucker, und einmal stand man auch selbst dem Gegner hilfsbereit zur Seite. 13 selbst erzielte Tore in 17 Runden lassen nur einen Schluss zu: der FC Wacker Innsbruck steht wiederum auf einem Abstiegsplatz.
Gehörnte da und dort
Torflauten kennt man mittlerweile am Tivoli. Dort sind die Schwarz-Grünen seit drei Heimspielen ohne auch nur das kleine Erfolgserlebnis eines Treffers, länger blieb noch nie ein Team von der Sill in der höchsten oder zweithöchsten Liga ohne Heimtor. Gut nur, dass das Team aus dem Waldviertel zu Besuch kommt. Zwar konnten sie eben erst den FC Liefering mit 2:1 besiegen, feierten damit den zweiten Sieg in Folge und liegen dadurch auch zwei Punkte vor Wacker. Aber wo der gemeine Tiroler sein grauumkränztes, gebirgiges Land vermisst, fühlt sich Horn in der wohligen Wärme des grauumkränzten Hauptes aus Ziersdorf-Radlbrunn pudelwohl. Und abseits davon nicht. Bereits vier Niederlagen in Folge musste man Auswärts einstecken, hält dabei bei 2:11 Toren. In der gesamten Saison konnten in 8 Spielen erst vier Punkte ins trockene gebracht werden, sechsmal musste man sich die Hörner aufsetzen lassen, mit Abstand steht man in der Auswärts-Tabelle, die Innsbruck mit den zweitmeisten Punkten zeigt, am letzten Platz. Zu Hause ist es doch am schönsten, zumindest für Horner, die im eigenen Wohnzimmer 16 Punkte holten und auf dem sonnigen vierten Rang rangieren. Sechs Plätze vor Innsbruck, dem schlechtesten Heimteam der Liga, dem Verein, der im eigenen Stadion am wenigsten Tore erzielte, der Mannschaft, die mit Hartberg zusammen am meisten Niederlagen vor eigenem, leidgeprüften Publikum hinnehmen musste. Einen Negativrekord halten die Innsbrucker aber nicht: das Kapfenberger Publikum konnte nur halb so viele Heimsiege feiern als das Tiroler. Dass man in der Obersteiermark aber auch nur eine Niederlage zu sehen bekam, mag doch trösten.
Hörner, die abgestoßen werden
Dabei kann es bei beiden Teams nicht an den Vorbildern liegen. Die Niederösterreicher haben es wohl schwer, sich die Hörner an der Leistung ihres Vorbildes abzustoßen. Christoph Westerthaler brachte es in 341 Einsätzen und 23.416 Spielminuten auf 121 Tore, alle 194 Minuten ein Tor. Das Team des SV Horn brachte es in seinen bisherigen 16.817 Spielminuten bei 238 Einsätzen auf 15 selbsterzielte Tore, ein Schnitt von 1.121 Minuten pro Tor. Ein weiter Weg, da hat es Innsbruck wohl leichter, denn nach Horn durfte auch Wacker wieder, wenn auch nur vorübergehend, die Trainerdienste von Michael Streiter in Anspruch nehmen. Und der erzielte in seiner aktiven schwarz-grün-blau-weißen Zeit in 405 Bundesligaspielen immerhin 17 Treffer. Die 23 Spieler des FCW mit Einsatzzeit brachten es in ihren 236 Ligaeinsätzen in dieser Saison auf 15 und könnten das Ziel noch erreichen, besser als ihr ehemaliger Trainer zu sein. Und gemessen an den Einsatzzeiten von Trainer und Sportdirektor Florian Klausner in den höchsten Spielklassen reichte schon die 1:4-Niederlage und das Tor von Gründler, um ihn in allen Statistiken zu überflügeln. Wobei ja ein guter Trainer kein guter Spieler gewesen sein muss, wie etliche Beispiele von Mourinho bis Benitez beweisen. Man sollte nur ewig lernbereit, einfallsreich, akribisch, enthusiastisch sein, das Spiel verstehen und taktisches Wissen perfekt vermitteln können. Nur.
Hörner zeigen
In Innsbruck ist Feuer am Dach. So sehr, dass sogar Generalversammlungen abgesagt werden, um sich dem Unmut der verbliebenen Treuen nicht stellen zu müssen. Dieses Feuer können nicht altbekannte Feuerwehrmänner löschen, sondern wohl nur die Mannschaft selbst. Sie muss Hörner zeigen, leidenschaftlich spielen, gewinnen. Das ist das einzige, das derzeit zählt.