Die Legende bebt
Abseitsentscheidungen gibt es ja bei jedem Spiel. Die einen zu recht, die anderen zu unrecht. Der FC Wacker Innsbruck aber brachte das Kunststück zusammen, mit dem gesamten Verein ins Abseits zu laufen. Und dies ist keine Fehlentscheidung eines Unparteiischen, sondern eher eine ganze Reihe unverständlicher Reaktionen. Bereits am Montag nach den drei Last-Minute-Gegentoren bei LASK Linz kam es im Lager der schwarz-grünen Anhängerschaft zu einem Erdbeben allerhöchsten Stufe, was einen Tsunami ungeahnten Ausmaßes zur Folge hatte. Mit dem 2:0 Sieg der Schwarz-Grünen am Freitag gegen den SV Horn hätte man in dessen Lager die Chance gehabt, die durch Erbeben und Tsunami ausgelösten Riesenspalten etwas zu kitten. Was macht man aber im Lager des FCW?
Man reißt die Gräben noch weiter auf: einfach unverständlich und dumm!
Ursachenforschung
Scheinbar drehten einige Fans jetzt komplett durch. In der weiten Welt des Internets kann man leicht anonym böse Mails schreiben. Inwieweit solche Mails ernst zu nehmen sind, müssen die Betroffenen beurteilen und wenn ja rechtliche Schritte einleiten, ohne Wenn und Aber!
Es kam aber auch zu verbalen Entgleisungen. Solche hat es letzte Saison des Öfteren vor den Auswärtssektoren in fremden Stadien gegeben. Hauser, Siller, Hinterseer und Co stellten sich den enttäuschten mitgereisten Fans und nach hitzigen Diskussionen hat sich die Situation trotz Abstiegs jedes Mal beruhigt. Zum „Stellen“ fehlt dem aktuellen Team der Mut oder es wird ihnen verwehrt. Der Frust, welcher sich jahrelang aufgestaut hat, entlädt sich. Die gute Kinderstube und leider auch der Respekt voreinander gehen so flöten. Übt man Ursachenforschung, so ist sicher die fehlende Kommunikation zwischen Verein und Fans ein großer Faktor. Ein weiteres Indiz für den Unmut der Innsbrucker Anhängerschaft ist die chronische Erfolglosigkeit ihres Vereins. In den letzten 90 Spielen eroberte der FCW gerade einmal 86 (!) Punkte bei einem Torverhältnis von 100 zu 169. Dabei sieht diese Bilanz aktuell in der zweiten Leistungsstufe nicht viel besser aus.
Feigheit oder nicht?
Ein Spruchband, das auf der fast menschenleeren Nordtribüne präsentiert wurde, wirft dem Vorstand Feigheit vor. Grund hierfür ist die zwei Tage vorher abgesagte Generalversammlung des FCW. Aber ist dies wirklich „Feigheit“ oder ein nachvollziehbarer Schritt?
Selbstschutz stand in der Aussendung des Vereins und auf seiner Homepage.
Eine Generalversammlung ist normalerweise kein Ort für hitzige Diskussionen. Die gehen weder Medienvertreter noch Tiroler Fußballverband etwas an. Aber warum man nicht sofort bekannt gegeben hat, dass es statt der Generalversammlung einen Vereinsabend geben wird, wissen wohl nur die Verantwortlichen selbst. Vielleicht hätte man sich so einiges erspart.
Was meint man eigentlich mit Selbstschutz? Das einfache Mitglied kann bis drei zählen und Zeitung lesen. Vier Tage vor der Generalversammlung kündigt ein mögliches neues Vorstandsmitglied an, von einer Kandidatur Abstand zu nehmen. Dann die sportliche Situation, die schlechte Presse, unzufriedene Fans. Selbstschutz oder Hilflosigkeit? Dem Vernehmen nach, könnte der Selbstschutz aber auch mit der finanziellen Situation zu tun haben, aber das sind natürlich alles nur Gerüchte.
Selbstkritik ein Fremdwort
Schaut man auch ins „Flimmerkastl“ bleibt einem als Schwarz-Grüner der Mund offen stehen. Nach den letzten Spielen wurde die Schuldfrage an die Vorgänger geschoben und nach dem Sieg am Freitag, hat man einen neuen „Schuldigen“ gefunden – den gemeinen Fan.
Dabei wurde nach dem Sieg gegen Horn eine große Möglichkeit ausgelassen, die Situation etwas zu beruhigen. Florian Klausner meinte im Interview, dass es Sache der Mannschaft gewesen sei, ob sie zu ihren Fans gehen soll oder nicht. So ganz scheint diese Entscheidung jedenfalls nicht von allen Spielern frewiliig gewesen zu sein: Ein Kofler und einige andere wollten zur Nord, wurden aber zurückgepfiffen.
Statt sich im Kreis seines Teams zu verstecken, hätte unser Präsident seine Spieler zu den Fans schicken sollen, aber stattdessen stellt Klausner allen Ernstes die Frage, ob das noch Fans sind. Jürgen Säumel, der erst drei Monate beim Verein ist, schlägt in dieselbe Kerbe. Zum Drüberstreuen meinte heute im Lokalfernsehen unser Präsident, “ mit uns kann man nicht alles machen“.
Ein wenig „Demut“ dem Verein und den Fans gegenüber, welche mehrere Jahrzehnte dem Verein treu geblieben sind, mit ihm durch dick und dünn gegangen sind, täte diesen „Frischlingen“ nicht schaden! Wir werden noch da sein, wenn eure Namen längst keiner mehr kennt!
Zurzeit benimmt sich im Lager des FC Wacker Innsbruck fast jeder, wie der Elefant im Porzellanladen und immer mehr Fans stellen die Frage umgekehrt. „Ist das überhaupt noch unser Verein“?
Das ist eigentlich das Schlimme daran und die wahre Katastrophe. Und jetzt verscherzt man es sich mit den letzten Getreuen. Nächstes Fettnäpfchen gesucht! Und ich bin sicher, man wird es schnell finden!