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Endlich wieder Zahlen!

Der Winter ist vorbei. Gut, die Schifahrer sind noch am Weg, die Eishockey-Liga läuft, die Nordischen halten gerade ihre Weltmeisterschaft ab, die Lifte haben Hochbetrieb, der Frühling beginnt erst in vier Wochen, Dorfplätze wie Grödig werden überraschend als unbespielbar klassifiziert. Aber dennoch ist der Winter vorbei – das runde Leder dreht sich wieder! Keine Angst, Sie haben nichts verpasst, denn bevor die Liga in ihr erstes Frühjahrsspiel startet, geben wir Ihnen ein kurzes Update, was sich am Transfermarkt getan hat.

 

Ziffern, Nummern und Prozente

10 Mannschaften, 282 Spieler, 62 Legionäre (das sind 21,99 % – ach sagen wir 22) – das ist die Erste Liga, Österreichs zweithöchste Spielklasse. 28,2 gemeldete Spieler pro Verein, 6,2 Legionäre je Team, 2,4 Spieler ohne österreichischen Pass je potentieller Elf. Das alles sind Zahlen der Statistik, Zahlen, die eine „Norm“ aussagen, ein „Mittel“, einen „Schnitt“. Zahlen, die viel belegen, nur eines nicht: die Realität. Aber, ganz ehrlich, ich frage Sie: wollen sie sich mit der Realität beschäftigen? Mit Rang 9 von 10 der Liga – einem Abstiegsrang? Mit Platz 19 von 20 – dem Stellenwert des schwarz-grünen Fußballs im heimischen Profi-Geschäft? Mit 11 Niederlagen in 20 Spielen – mehr als 50 % aller Partien? Mit 19 Toren in den bisherigen Matches – einem Schnitt von unter 1 pro Auftritt? Oder wollen Sie einfach wieder Spaß haben am schönsten Sport der Welt und den unmöglich vielen Zahlen und Daten und Statistiken, die es ermöglichen, endlos darüber zu reden, Theorien aufzustellen, Pläne zu schmieden – selbst wenn man sich, wie viele, nicht wirklich damit auskennt?

Das Nicht-Durchblicken des Sports und seiner verqueren Zusammenhänge hindert niemand daran, ewig darüber zu parlieren, schreiben oder auch eine Funktion in einem Verein zu übernehmen. Hinderlich ist nur fehlendes Wissen. Selbst, wenn man es dann falsch einsetzt, bleibt Wissen Macht. Um diese Grundlage für Stammtischvorträge zu erweitern, werfen wir einen Blick auf das Transfergeschehen der Ersten Liga. Nicht zu intensiv, gerade genug, um Wissen vorzutäuschen…

Das Erste-Liga-Hütchen-Spiel

Breiter ist sie geworden, die Erste Liga. 41 Kicker haben ihren Verein verlassen, 49 wurden mit offenen Armen aufgenommen. Und nicht immer hatten sie dabei einen weiten Weg zurückzulegen. 13 Frischlinge (26,5 % aller Zugänge, gut ein Viertel) kamen aus dem eigenen Amateurteam bzw. im Falle Lieferings aus der Akademie. Also aus der Salzburger Akademie, denn die Konzernfiliale in der Vorstadt wurde auch aus den Werksmannschaften in Brasilien und Ghana beliefert. Und den Versuch, die Zusammenhänge, Abhängigkeiten und Kooperationen auf der niederen Vereinsebene in Österreich zu verstehen, habe ich im Falle RBS schon beinahe aufgegeben, darum behandele ich die anderen Vereine respektvoll als völlig eigenständig.

Die österreichische Bundesliga nahm auch ihren Sozialauftrag wieder wahr und half, den Arbeitslosenmarkt zu entlasten. Nicht gerade dramatisch, aber immerhin. 4 Vereinslose (8,16 %, rund ein Zwölftel) haben eine neue Arbeitsstelle erhalten, einer von diesen darf als österreichischer Staatsbürger dem AMS Adieu sagen, ein Merci sagen die Arbeitsminister aus Brasilien, Kroatien und Deutschland respektive der Türkei (Doppelstaatsbürgerschaft, in beiden Ländern als Fußballer tätig gewesen). Im Ausgleich dazu wurden 2 Spieler ohne (bekanntes) Ziel abgegeben, für Kroatien ergibt sich dadurch ein Patt, für den Benin ein Minus. Für alle, die sich nun schon wieder am Fußball abgearbeitet haben und gelangweilt sind: Wissen Sie, wie die Hauptstadt des Benin heißt? Ein Tipp: es ist nicht die größte Stadt des Landes und gleichzeitig Regierungssitz Cotonou…

Binnenhandel und Weitblick

Der Blick der Sportdirektoren schweifte aber nicht nur in die Ferne. Und entgegen mancher böser Zunge ging er auch schon mal über den Tellerrand hinaus. Dennoch blieb der Binnenmarkt bevorzugtes Angelgebiet der heimischen Vereine. 32 Kicker (65,3 %, rund zwei Drittel) wurden von österreichischen Mannschaften geholt, ein einziger Verein bediente sich ausschließlich vor der eigenen Haustüre – der FC Wacker Innsbruck. Das restliche Drittel kommt aus 13 verschiedenen Ländern und wird neben Samba (5 Brasilianer) auch Kolo (2 Serben, ein Kroate, ein Bosnier), Square-Dance (USA), Jenkka (Finnland), Azonto (Ghana), Hora (Rumänien), Sirtos (Zypern), schwäbischen Kolbasti (Deutschland/Türkei) und Ilmu (Südkorea) auf den Rasen zaubern. Und auch eine neue Sport-Großmacht betritt den Rasen der zweiten österreichischen Liga, um sich für 2022 vorzubereiten – oder denken sie nicht an Fußball, wenn sie Katar hören? Eben.
Wer sich in der Wüste nach Verstärkung umgesehen hat und viele weitere unnütze Daten und Fakten erfahren Sie im zweiten Teil.

Ach ja, Porto Novo.

Ist portugiesisch, heißt „Neuer Hafen“ und ist der Name der Hauptstadt Benins. Gut, dass Sie noch danach gefragt haben, hätte ich beinahe vergessen.

 

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Autor: Stefan Weis

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