Endlich wieder Wacker!
90 Tage ohne Bewerbsspiel – nur noch einmal schlafen, und der Wacker-Entzug ist vorbei! Man könnte auch sagen, die Regenerationsphase, denn nicht nur für die Spieler, auch für die Zuschauer, die mit dem Herzen am Verein hängen, waren es 20 unglaublich harte Spiele. Das Gute dabei, die Innsbrucker werden sich im Frühjahr völlig anders präsentieren. Präsentieren müssen. Und das nicht nur, weil sonst der 2. Abstieg in Folge und das Ende des Profifußballs droht, sondern weil ihnen, neben anderen Abgängen, die Innenverteidigung des letzten Spiels nicht mehr zur Verfügung stehen wird. Auch neu hinzugekommene Gesichter veränderten das Bild der Kampfmannschaft – ob sie die Wende zum Klassenerhalt bringen?
Goodbye and farewell
Manche sagen ja, die größte Verstärkung von Wacker sei der Abgang von Zeljko Djokic. Überraschend wurde vor der Saison sein Vertrag trotz Abstieg, mäßiger Leistung, unerklärlichen Aussetzern und einer aus dem Spiel heraus unverständlichen Kartensucht (12 Spiele: 4 Gelbe, 1 Gelb-Rot, 1 Rot; bereits in der ersten Saisonhälfte in 10 Spielen 3 Gelbe, 1 Gelb-Rot, 1 Rot) bis 2016 verlängert. Ebenso überraschend nun die Vertragsauflösung. Der 32jährige kehrt ablösefrei in die serbische Superliga zurück.
Aber auch Deutschlands Ligen werden von Innsbruck aus beliefert. So darf sich, nach Ingolstadt über einen Hansi, auch Hansa Rostock über einen kernigen Tirolerbua freuen. Und diesem dürfte das Geschäft, das ihn erwartet, nicht gänzlich unbekannt sein, denn auch die Hansestädter zittern um den Klassenerhalt. Obwohl, nach 8 Punkten aus vier Spielen wurde die Abstiegszone blitzartig verlassen, Marco Kofler hat in drei dieser Spiele alles, was er kann, dazu beigetragen. Etwa drei gelbe Karten, zwei gleich nach sechs Spielminuten. Ob sich ein „Marco, pack die Sense aus“ auch bei den durchschnittlich 9021 Zuschauern im hohen, flachen Norden durchsetzen kann?
Zwei weitere Abgänge sind zu vermelden, die aber im Tagesgeschäft kaum auffallen werden. Wolfgang Schober, einst zweiter Tormann hinter Safar und in 12 Spielen dessen Ersatzmann in der Bundesliga, wurde nach dem Engagement von Grünwald (in der Saison 2013/14: 0 Spiele in CL, CL-Quali, Liga oder Cup) aus dem Spieltags-Kader eliminiert, um ihn zu einem Wechsel zu bewegen. Nunmehr hat man sich auf eine Vertragsauflösung geeinigt, Schober wechselte nach nur zwei Einsätzen in der Regionalliga West zu Union Vöcklamarkt in die RL Mitte. Dem Profigeschäft erhalten bleibt Marco Sahanek, der zu Horn zurückkehrt und nach sechs Auftritten im schwarz-grünen Dress wohl nur durch seine Rote Karte nach Tätlichkeit im Spiel gegen Kapfenberg in Erinnerung bleiben wird.
Alte Hasen, junge Spunde
Doch es gibt auch neue Gesichter am Tivoli. Ralph Spirk etwa, der 28jährige, der vom kommenden Gegner KSV (2014/15: drei Spiele, gesamt 63 Minuten am Feld, eine Rote Karte) an den Inn wechselte und wohl die Rolle von Marco Kofler übernehmen soll. Wobei, eher die Position, Ralph soll von regelmäßigen Nasenbrüchen ebenso verschont bleiben wie von unglücklichen Eigentoren. Kartenmäßig scheint er sich gut in die wackere Mannschaft einzugliedern, konnte er doch auch im letzten Jahr bei nur 11 Spielen einen Ausschluss vorweisen.
Die Innenverteidigung wird durch Christian Deutschmann verstärkt, der heuer bereits 14 Bewerbsspiele für Wiener Neustadt absolvierte und dabei beim Cupsieg gegen Admira Wacker auch zum Torschützen avancierte. In der vorherigen Saison spielte Christian noch in der Regionalliga und durfte dort bereits Bundesligaluft schnuppern, beehrte doch der FC Wacker Innsbruck in der 1. ÖFB-Cup-Runde Allerheiligen. Und auch er könnte nahtlos an wackere Traditionen anknüpfen: eine Gelbe holte sich Deutschmann gleich gegen die Tiroler, eine Rote Karte durfte er bei 23 RL-Partien auch verbuchen.
Ostern steht vor der Tür, nicht nur die Geschäfte füllen sich, auch beim FCW – verzeihen sie den äußerst schwachen Wortwitz – steht ein alter Hase in der Auslage. Ohne goldene Verpackung und rotem Bändchen, aber mit viel Erfahrung auf Österreichs Fußballplätzen. Peter Hlinka spielte bereits bei Sturm Graz, SW Bregenz, Rapid und Austria Wien, Wiener Neustadt und nebenbei noch beim FC Augsburg und hat mit seinen 36 Lenzen bereits einiges erlebt, so etwa einen Meister- und zwei Cuptitel, 334 Bundesliga-Partien oder 47 internationale Auftritte. Liga 2 ist jedoch Neuland für den seit einem halben Jahr Beschäftigungslosen, der dortige Abstiegskampf eine völlig neue Erfahrung.
Gut halb so alt wie Hlinka sind die Kaderergänzungen von den eigenen Amateuren. Linksaußen Michael Augustin (18) und Mittelfeldmann Michael Opuhac (20) dürfen zum ersten Mal Profilluft atmen. Ob sie dabei viel Einsatzzeit erhalten, ist eher fraglich.
Und der Gegner?
Wacker steht ja nicht allein am Platz. Bedauerlicher Weise, betrachtet man die letzten Spiele. Gegner Kapfenberg war am Transfermarkt recht aktiv – vor allem, weil sie mussten. Denn nicht nur die Innsbrucker bedienten sich in der Steiermark. Top-Torschütze Ronivaldo, der mit seinen 10 Treffern die Liga unsicher machte, wechselte zum FAK, der an Petrolul Plojesti verliehene Gerson nach Gdansk, Markus Felfernig ging in Frühpension, einige Spieler (unter anderem der laut Visum japanische Tourist Takeshi Ito) wechselten zu Amateurvereinen.
Bei einem eben solchen, nämlich den eigenen Amateuren, bediente sich der KSV, um den Kader mit zwei Nachwuchshoffnungen aufzustocken. Man ließ den Blick aber auch weit schweifen: Die serbische Superliga, das Campeonato Brasileiro Serie B, die Major League Soccer und das nominell traditionell beeindruckende Team des Arbeitsamtes brachten Verstärkungen, von welchen der ehemalige Sturm-Spieler Philipp Hütter und David Poljanec wohl die bekanntesten Namen sein dürften. Umso spannender die Frage, wie sich die vermeintlichen Nonames schlagen werden…
Emotionen
Nach einer mäßigen Vorbereitung mit vielen Verletzungen wird es spannend, ob die Neuzugänge die Scharten ihrer Vorgänger auswetzen und die neuen Teamkollegen mitreißen können. Und, ob das, was die Medien bei der Generalversammlung als emotionale Rede betitelten, in der Kabine doch etwas feuriger sein wird. Denn ansonsten könnte es ein bitteres Frühjahr werden…