Relativ
Wie viele Tage des letzten Jahres wurden als „richtungsweisend“ bezeichnet, wie oft stand der FC Wacker Innsbruck am Scheideweg? Die nächsten zwei Spiele erfüllen wiederum alle Kriterien, um diese Bezeichnungen voll und ganz zu erfüllen. Innerhalb von 72 Stunden treffen die Schwarz-Grünen auf FAC (7.) und Hartberg (10.), zwei der direkten Konkurrenten gegen den Abstieg. Zeit also, die Leistungen der Innsbrucker in den letzten Runden, Wochen und Monaten ins rechte Licht zu rücken. Oder besser, sie zu verbildlichen, denn vielleicht schmerzen sie dann nicht so sehr…
Relativ lang
37,5 mm sind relativ kurz. 125 Tage relativ lang. Seit 125 Tagen hat Wacker kein Spiel mehr gewonnen, steckte seither ausschließlich Niederlagen ein. Horn hingegen, der Gegner dieses letzten FCW-Sieges, konnte seither die Hälfte seiner Spiele gewinnen, ein Viertel mit einem Remis beenden. Haben Sie sich an diesem Tag das letzte Mal rasiert (und sind sie ein Mann mit gewöhnlichem oder eine Frau mit außergewöhnlichem Bartwuchs), dann entsprechen Sie mittlerweile dem trendigen Bild eines Lumbersexuals, 37,5 mm ist die Haarpracht in ihrem Gesicht dann schon lang. Und können Sie sich an den letzten Heimsieg der Innsbrucker erinnern? Vor 181 Tagen gingen die Burschen zuletzt siegreich vom grünen Rasen des Tivoli, Gegner war wiederum Horn, das einzige Team, gegen das die Schwarz-Grünen eine positive Saisonbilanz vorweisen können (um dennoch mit sechs Punkten Abstand vier Ränge hinter ihnen zu liegen). Sollten Sie an jenem Freitag im September versehentlich ihren Nagelklips verloren haben und auf Grund Ihres stressigen Alltags noch nicht dazu gekommen sein, einen neuen zu besorgen, dann wäre es Ihnen möglich, Ihre Ansicht zur Leistung der Kicker um 31 mm aussagekräftiger mitzuteilen. Denn so viel Fingernagel mehr hätten Sie an ihrem digitus medius, dem Mittelfinger.
Relativ groß
240 m² sind relativ groß. 120 Kilometer sind relativ weit. Und 209 Tage unheimlich lang. So lange ist es nämlich her, dass man gegen Hartberg gewinnen konnte, gegen den FAC sind es gar 216 Tage. Eine Seidenraupe, die in dieser Augustwoche um Maria Himmelfahrt begonnen hätte, ihren dünnen, aber wertvollen Faden zu spinnen, hätte das Feld bereits 301mal umrundet. Oder anders gesagt, die eine kleine Raupe hätte alleine einen Faden gesponnen, der, gut befestigt am Wattener Alpenstadion, spielend bis zur Salzburger Festung reichen würde. Über 200 Tage ist es auch her, dass gegen eine dieser beiden kommenden Gegner ein Tor erzielt werden konnte, gegen beide gab es in der letzten Begegnung eine Zu-Null-Niederlage. Hätte sich nach dem letzten Innsbrucker Treffer gegen Hartberg eine kleine Kreuzspinne in das Gehäuse verirrt, sie hätte mittlerweile eine tadellose Torsperre erricht. Dreizehneinhalbmal hätte sie das Tor mit ihrem Werk schon ausgefüllt, 240 m² Spinnennetz würden die Innsbrucker Defensive verstärken.
Relativ weit
11,45 Meter sind nicht so weit, nicht einmal 2304 Meter. 229 Minuten sind lang, 1171 Minuten noch länger. 229 Spielminuten ist es her, dass der Ball zum letzten Mal im Netz des Gegner gezappelt hat. In dieser Zeit joggt eine hochmotivierte Weinbergschnecke locker vom Elfmeterpunkt über die Torlinie und befindet sich bereits gelöst auf der Jubelrunde vor der Nord. 419 Spielminuten ist es her, dass Wacker zuletzt mehr als ein Tor im eigenen Stadion erzielen konnte. Das „Rennluder“ Landschildkröte befindet sich nebenan am W1 gerade im Schlusssprint der sechsten Stadionrunde, über 2300 Meter hat sie bereits zurückgelegt. Der wirklich bittere Wert sind jedoch 1171 Spielminuten. So lange ist es her, dass die Innsbrucker zweimal in einem fremden Stadion treffen konnten. Und was macht die Weinbergschnecke in der Zwischenzeit? Sie ist mittlerweile von Ihrem Torjubel vor der Nord zurück im Mittelkreis, 58,55 Meter hat sie schon zurückgelegt – und böse Zungen behaupten, sie hätte dabei den ein oder anderen Schwarz-Grünen im Antritt stehen lassen. Dabei kann es sich aber nur um Verleumdungen handeln, wie die nächsten Spiele (hoffentlich) zeigen werden.
Relativ dringend
Floridsdorf und Hartberg werden zu Meilensteinen auf dem Weg zum Klassenerhalt. Oder zu Grabsteinen. Damit dem jedoch nicht so ist, muss man sich an das erste Spiel gegen den FAC im August erinnern: damals gelang es dem FC Wacker Innsbruck zum einzigen Mal in dieser Saison, einen Rückstand aufzuholen und ein Spiel zu drehen. 1530 Spielminuten ist das nun her, 216 Tage. Damals starteten die Schwarz-Grünen eine Miniserie: 5 Siege in Folge, 7 Spiele ohne Niederlage. Nach 10 Niederlagen in den letzten 11 Spielen und nur einem Sieg in den letzten 13 wird es Zeit, an diese Phase anzuknüpfen. Ansonsten lachen sich Weinbergschnecke und Landschildkröte gehörig ins Fäustchen.