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Kurz vor der Implosion

Experten haben schon vor längerer Zeit den großen Knall beim FC Wacker Innsbruck vorhergesagt. Der Auftritt in Floridsdorf zeigt aber einmal mehr, dass wir über diesen Punkt längst hinaus sind. Ein Armutszeugnis für einen so stolzen Traditionsverein.

Die letzten Verrückten

Langsam droht das ganze Konstrukt in Schwarz-Grün von allein, ohne fremde Hilfe, in sich zusammenzufallen. Der letzte Sieg vor einer gefühlten Ewigkeit, Leistungen die selbst dem Attribut der Zweitklassigkeit nicht standhalten, all das hinterlässt seine Spuren. Der Auftritt im 21. Wiener Gemeindebezirk reihte sich nahtlos ein in das Kabinett der Gruselvorstellungen. Es ist mit rationalen Mitteln kaum erklärbar, wie eine Mannschaft mit einer solchen Erfahrung sich dermaßen von der Rolle präsentieren kann. Zwar klingt es hart, wenn man sich aktuell mit den Topteams aus Linz oder Mattersburg nicht messen kann, wenn aber selbst Gegner wie der FAC oder Kapfenberg eine fast unüberwindbare Hürde darstellen, dann ist etwas gehörig faul im Staate Wacker Innsbruck. So ist auch die Geschichte beim Aufsteiger schnell erklärt: Hinten immer für einen Fehler gut, vorne an Harmlosigkeit fast nicht zu überbieten. Umso mehr Respekt muss man jenen Anhängern entgegenbringen, die eine Zehn-Stunden-Autofahrt auf sich nehmen, um dann wieder einmal enttäuscht die Heimreise anzutreten.

Brüchiger Burgfrieden

Nachdem die Fronten nach dem Stimmungsboykott geklärt wurden, wuchs die Hoffnung, dass ein neues, zartes Band zwischen Fans und Mannschaft wieder etwas mehr Sicherheit bringen könnte. So schnell lässt sich neues Vertrauen aber scheinbar nicht aufbauen. Man konnte sehen, wie schwer es selbst den hartgesottensten Anhängern fiel, sich konstruktiv einzubringen. Mancher flüchtete sich zwischenzeitlich in Galgenhumor oder suchte den FAC-Würstelstand (der tatsächlich keine anbot) auf. Dennoch war in Wien so etwas wie Support zu vernehmen. Sicher blieb auch der ein oder andere Kommentar ob der dargebotenen Leistung nicht aus, unter die Gürtellinie ging es aber niemals. Selbstbeherrschung ist Trumpf. Umso enttäuschender muss man feststellen, dass sich nach Spielende lediglich ein Spieler den mitgereisten Fans stellte. Nun ist der FAC-Platz nicht die Münchner Hi-Tech-Arena – da wäre es ein leichtes gewesen, kurz das Gespräch zu suchen. So kann es nur sein, dass im Verhältnis zwischen Mannschaft und Fans wohl mehr kaputt gegangen ist, als oberflächlich angenommen. Vieles erinnert an die grausliche Vorjahressaison. Wie die endete, wissen wir alle.

Wo Wien am schönsten ist

Wer vorher noch nie die Hauptstadt besuchte, dem sei Floridsdorf besonders ans Herz gelegt. Das Umfeld aus Hochhäusern und Gemeindebauten passte hervorragend zur trostlosen Darbietung unserer Wackerianer. Allein schon die Suche nach einem Parkplatz grenzt in dem Straßengeflecht an das Finden einer Nadel im Heuhaufen. Entweder hat man viel Glück oder gute Connections zur zuständigen MA 67. Wenn die Bundesliga schon zur Infrastrukturoffensive geblasen hat, dann sollte sie sich neben Rasenheizungen auch einmal den Besucherkomfort an den Stadien anschauen. Nun muss man dazu sagen, dass dem hilfesuchenden Gast auch die stets charmante Wiener Exekutive keine Unterstützung ist, wenn man nett nach dem Weg fragt. Immerhin gab sich der FAC Mühe, den Auswärtsfans so etwas wie Behaglichkeit anbieten zu können. Sieht man von fehlenden Würsteln am Standl ab, waren die Mitarbeiter schnell zur Stelle, wenn es um Verpflegungswünsche ging – ein netter Plausch inklusive. Dazu wird Wirtschaftlichkeit wohl auch beim FAC groß geschrieben: Für Getränke verrichten die Becher vom Donauinselfest ihren Dienst und üben gleichzeitig eine Doppelfunktion aus. Dazu wünscht die rote Einheitspartei Wiens ein schönes Festl – ja ja, Politik ist überall. Einmal mehr oder weniger offensichtlich.

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Autor: admin

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