Freier Fall mit Ansage
Man möge meinen, Fußball spielt sich am grünen Rasen ab und dauert im Regelfall 90 Minuten. Aber das ist natürlich purer Schwachsinn. Millionen Leute lieben diesen Sport wegen der Diskussionen, der engen Verbundenheit mit ihrem Verein und dem Geschehen auf den Tribünen. Aber Fußball findet auch hinter Bürotüren statt, am Reißbrett und sogar in der Politik. Ohne richtige Strukturen und einem Bekenntnis zum Sport ist das ein Kampf gegen Windmühlen.
Die Vergangenheit
Prinzipiell soll man in die Zukunft blicken. Aber um die Geschehnisse rund um den FC Wacker Innsbruck zu begreifen, muss man sehr weit zurückblicken. In eine Zeit, wo dem FC Wacker ganze Baumstämme in den Weg geworfen wurden und Handschlagqualität im Landhaus ein Fremdwort gewesen ist. Ein Beirat musste unbedingt her, dessen Bilanz kann sich sehen lassen. Leider! Alles in allem wurde ein Schuldenberg angehäuft, der dem FCW auch heute noch viel Handlungsspielraum. Unter der Ära Plattner/Kogler stieg man zwar wieder in die Bundesliga auf, konnte sich aber trotz 10.300 Zuseher im Schnitt die Punkteprämien kaum leisten. Eine mehr als schiefe Optik.
Fußball hinter Bürotüren
Mit Weitblick arbeiten, sähe ganz anders aus. Der FC Wacker Innsbruck hatte mit Walter Kogler zwar einen guten Trainer und mit Oliver Prudlo einen mehr, als passablen Sportdirektor. Aber scheinbar wurde so gearbeitet, dass erst nur Spielerverkäufe, dann Transferrechte ein überleben sicherte. Die Lizenzen für die Bundesliga in erster Instanz wurden dennoch nie erreicht. Auf der Strecke blieb auch der Nachwuchs. Eigentlich das Gold eines Ausbildungsvereins. Doch die Besonderheiten des „Tiroler Wegs“ mit der Anbindung einer Akademie beim Verband anstatt beim Profiverein brachte zusätzliche Probleme. Die Zusammenarbeit mit der Tiroler „Akademie“ war zum damaligen Zeitpunkt ein Desaster. Interessierte das Niemanden? Natürlich nicht, denn im Fokus der Öffentlichkeit steht die Kampfmannschaft.
Man erntet, was man sät
Dass die Zusammenstellung des aktuellen Spielerkaders einer Katastrophe gleich kommt, braucht man nicht näher zu erörtern. Ein Blick auf die aktuelle Tabelle unterstreicht dies eindrücklich. Allein schon die Tatsache, dass der Kader über sechs defensive aber keinen einzigen offensiven Mittelfeldspieler verfügt, spricht Bände über die Zusammenstellung. Man baute auf so genannte Führungsspieler, welche allesamt selbst Hilfe benötigen würden. Einen adäquaten Stürmer sucht man vergebens. Ein Absturz mit Ansage also?
Das Frühjahr hat schlecht begonnen, dann war Liefering zu stark. Die Hoffnung lag dann auf den folgenden beiden Spiele gegen Abstiegskonkurrenten. Aber in der „Hopfengasse 8“ beim FAC schienen beide Mannschaften vor dem Spiel zu viel des Hopfensaftes eingenommen zu haben. Beide waren an Harmlosigkeit nicht zu überbieten. Kaum zu glauben, dass die Schwarz-Grünen gegen Hartberg in der ersten Halbzeit ein gutes Spiel mit Chancen absolvierten. Zur zweiten Halbzeit sage ich jetzt besser nichts.In St. Pölten dann: feldüberlegen, kämpferisch gut – 45 minten lang – dabei aber gefährlich wie eine Blindschleiche…
Reif für die Geschichtsbücher
Trotz eines 2.9 Millionen Euro teureren Kampfmannschaftsbudget 11 Runden vor Schluss Tabellenletzter und vier Punkte (plus Torverhältnis) vom rettenden Ufer entfernt. Das wird in den nächsten Runden Abstiegskampf pur. Die Schuldigen zu suchen ist gar nicht so einfach. Dem Vorstand, der Erste seit ewiger Zeit, der die Lizenz im ersten Anlauf bekommen hat, könnte man vorwerfen, dass die Kommunikation im Verein zu wünschen übrig gelassen hat. Dem man aber nicht vorwerfen kann, nicht alles zu versuchen. Florian Klausner, der die Wünsche seines Trainers (Streiter) erfüllt hat. In den Nachwuchs hat er zwar etwas mehr Strukturen gebracht, aber gemessen wird ein Sportdirektor an den Resultaten der Kampfmannschaft.
Der Mannschaft und ihren aktuellen Trainerteam, welche in der Winterpause drei Monate Zeit hatten, an sich, an ihrer mentalen Stärke und an Spielsystemen und Technik zu arbeiten. Dies aber offensichtlich ungenügend getan haben. Oder einfach den fehlenden Strukturen seit langem am Tivoli. Der FC Wacker Innsbruck besitzt im Tivoli nicht einmal einen Heimvorteil. Normalerweise sollten die Spieler jeden Grashalm im Stadion kennen. Unsere dürfen nicht mal drinnen trainieren.
Fest steht, gelingt in den nächsten Spielen nicht der Turnaround, rasselt der FCW von der Bundesliga direkt in die Regionalliga durch. Und das hat noch kein Österreichischer Verein zu Wege gebracht! Doch dann tritt wohl am ehesten ein, was die Rapid-Fans einst als Transparent präsentierten: ALLE SCHULDIG, ALLE RAUS!