Bleibt Horn der Lieblingsgegner?
Da sind sie nun endlich. Die ersten drei Punkte. Der erste Sieg nach 7 Runden. Der erste volle Erfolg von vielen, die noch folgen müssen, um die Liga zu halten. Die Ziele sind klein geworden beim zehnfachen österreichischen Meister und siebenfachen Cupsieger FC Wacker Innsbruck. Und auch die Gegner und Stadien. Etwa Horn mit seinen 6450 Einwohnern und seinem 3600 Zuschauer fassenden Sportplatz am Altbachweg. Klein, aber beileibe nicht ungefährlich. Schon gar nicht für die Schwarz-Grünen in ihrer bisherigen Verfassung…
Tore!
Seit 8 Runden steht der FC Wacker Innsbruck konstant auf einem Abstiegsrang, seit vier Runden gar mit der roten Laterne in der Hand. Der letzte, nur eine Runde dauernde Ausflug aus der Abstiegszone erfolgte vor 21 Wochen und 6 Tagen, nach dem Spiel am 7. November des Vorjahres. Gegner damals: ein blau-weißer Verein aus dem Norden Niederösterreichs, der SV Horn. Das einzige Team, das heuer noch nie gegen Innsbruck punkten konnte. Die einzige Mannschaft, die heuer noch nie gegen die Schwarz-Grünen ein Tor erzielen konnte. Der einzige Verein, gegen den die Jungs von der Sill mehr als vier Treffer erzielen konnten. Es geschieht so selten in dieser Saison, dass man Tore bejubeln darf, man sollte sich umso mehr daran erinnern. Etwa an die 10. Spielminute im ersten Duell: Jose Antonio Solano Moreno, der Spanier in der Abwehr der Horner, patzt, Thomas Hirschhofer schießt aus der Distanz, das Leder rutscht unterm Horner Tormann durch – 1:0. Oder Minute 66, Thomas Bergmann bringt den Ball von der Eckfahne an den Fünfer, Daniel Micic ist dankbarer Abnehmer – 2:0. Und Micic versenkte auch in der 88. den Ball aus 11 Metern links im Tor, Hamzic war zuvor gefoult worden. In Runde 18 durfte Rene Renner den Torreigen eröffnen, nach 5 Minuten entlieh er von Nico Antonitsch den Ball, dribbelte am ausrutschenden Martin Kreuzriegler vorbei und schoss aus gut 20 Metern – 1:0. In der 31. Minute erobert Thomas Bergmann vor dem Strafraum einen Ball, marschiert in die Mitte des Platzes und wagt mit links einen Schuss von der Strafraumgrenze – 2:0. Eigentlich schön, bis hierher.
Zwiespältige Bilanz
Was aber nach einer ganz brauchbaren Offensivkraft klingt, scheint nur gegen Horn zu funktionieren. Thomas Hirschhofer, mit 5 Treffern noch immer erfolgreichster Torschütze der Innsbrucker, erzielte im September gegen Horn seinen letzten Treffer. Daniel Micic, zweiterfolgreichster Scorer, traf nach dem ersten Saisontor im Horn-Spiel nur noch eine Woche später gegen Mattersburg, seitdem nicht mehr. Rene Renner nahm sein Premierentor zum Anlass, zwei Runden später gegen Lustenau den Ehrentreffer zu erzielen. Dies war jedoch bisher sein letztes Tor. Für Thomas Bergmann war der Treffer gegen Horn sein einziger Torerfolg in dieser Saison. Kein Wunder, dass Wacker seit 8 langen Spielen in der Fremde sieglos ist. Den letzten vollen Erfolg in der Fremde konnten die Innsbrucker am 12. September 2014 bejubeln. Man muss kein Meister des Gedächtnissports sein, um zu wissen, es war in Horn. Das lässt zumindest eine kleine Hoffnung auf einen Erfolg zu, wie auch die konsequente Verriegelung des eigenen Strafraums fern des Tivoli. Sechsmal konnte in der Fremde die Null gehalten werden, kein Team der Liga schaffte dies öfter. Und dennoch kassierten nur drei Vereine mehr Gegentore abseits des Heimstadions. Jubeln oder nicht?
Rekorde, die niemand braucht
Zweimal in Folge gelang es den Innsbruckern zuletzt, auswärts keinen Treffer zu erhalten. Dass man im Gegenzug drei Spiele auswärts selbst ohne erzielten Treffer blieb, relativiert diese Leistung. Jubel und Freude über einen statistischen Erfolg werden derzeit recht schnell im Keim erstickt beim FC Wacker Innsbruck, der für sich mit der sieglosen Auswärtsserie und den drei Spielen ohne Tor neue Negativrekorde für die 2. Division aufstellte. Das Glück der Innsbrucker ist, dass in dieser Saison eine ganze Liga von Katastrophe zu Katastrophe taumelt und der Abstiegskampf auch nach 26. Runden ab Rang vier beginnt. Auch Horn steckt derzeit in einer kleinen Krise, konnte seit fünf Runden keinen Sieg mehr bejubeln, ist seit drei Heimspielen ohne vollen Erfolg, konnte im Jahr 2015 nur einen Punkt mehr ergattern als der FC Wacker.
Müssen und Wollen
Man muss gegen Horn gewinnen, will man diese Saison mit einem blauen Auge überstehen. Doch das Müssen war bisher stets ein Hemmschuh für die Innsbrucker Kickerfüße, auch wenn man ihnen den Willen selten absprechen konnte. Also andersrum. Wollen die Spieler schon nach dieser Runde eine Rangverbesserung, dann sollten sie mit zwei Toren Unterschied oder mehr gewinnen – und die rote Laterne ist fix abgegeben. Und noch besser: spielt auch die Konkurrenz etwas mit, könnte der FC Wacker die Abstiegsplätze verlassen und von einer scheinbar sicheren Position herablächeln. Nicht, dass man dann sicher wäre – aber es wäre doch einmal Balsam für die leidgeprüfte schwarz-grüne Seele…