Dreh’n und wenden
Das Schöne am Fußball: man weiß nie, was geschehen wird. Dieser Sport lässt mehr Überraschungen zu als die meisten anderen Mannschaftssportarten, lässt Underdogs brillieren und Starensemble alt aussehen, bringt häufiger ungeahnte Sieger, Comeback-Kings und unerwartete Wendungen. Etwa, dass ein FC Wacker Innsbruck, nach 5 Runden auf Rang 9, in Runde 7 auf Rang vier stand. Und umgekehrt zwischen Runde 13 und 17. Und jetzt wieder zurück. Das Problem dabei: Man kann auch die Statistiken dreh’n und wenden, wie man will. Etwa vor dem Spiel gegen Kapfenberg…
Keine Chance
Innsbruck wird es zu Hause schwer haben gegen die Falken, haben diese doch in der laufenden Saison schon einmal am Tivoli gewonnen. Ein deutliches 3:0 mit Toren von Grgic (der nur gegen den FCW und SVM treffen konnte) und Ronivaldo beendete in Runde 12 die Serie von sieben Spielen ohne Niederlage. Nur drei Tore kassierte man in diesen 7 Spielen, erzielte 12 durch sechs verschiedene Spieler. Auch derzeit ist Wacker siebenmal in Folge ungeschlagen, hat in diesen Partien gar nur ein Tor erhalten – aber auch nur sechs erzielt, nur der LASK war 2015 ineffizienter. Gleich geblieben ist die Anzahl an Torschützen, keiner der sechs bisher erfolgreichen Spieler traf ein zweites Mal. Ein Blick auf die Heimtabelle spricht ebenso nicht für die Tiroler, liegen sie dort doch nur an 9. und damit vorletzter Stelle vor dem Spiel gegen Kapfenberg, das in dieser Saison noch nie besiegt, vielmehr, noch nicht einmal bezwungen werden konnte. Drei Spiele, zwei Niederlagen, ein Remis, kein einziges Tor, so lautet die deprimierende Bilanz gegen die Steirer, die auch in der Frühjahrstabelle mit einem positiven Torverhältnis (+4) und 15 erzielten Treffern vor Innsbruck mit sechs Toren in neun Spielen liegen. Was also soll für die Schwarz-Grünen sprechen?
Klare Sache
Etwa, dass Kapfenberg die drittschwächste Auswärtsmannschaft ist und in dieser Saison erst dreimal in der Fremde gewinnen konnte. Das letzte Mal, nebenbei, gegen Wacker, seit September wartet man in der Stahlstadt auf einen vollen Erfolg abseits der Heimat, konnte dort aber in den vergangenen sieben Spielen nur drei Punkte einheimsen – seit 2003 gab es für den KSV keine derartige Unserie. Dass man dabei nicht ungefährlich blieb, beweisen die sieben erzielten Tore in den vergangenen drei Spielen abseits des Fekete-Stadions. In den letzten fünf Spielen wurden lediglich 5 Punkte erspielt, acht Gegentore sprechen für eine hohe Anfälligkeit, die Wacker Innsbruck(im Vergleichszeitraum 0!) abgelegt zu haben scheint. Es scheint nicht zu laufen für die Rothemden: Im letzten Spiel gegen St. Pölten erreichte man zwar ein torloses Remis, brachte jedoch nur 48,2 % der Pässe an den eigenen Mann, gab zum zweiten Mal im Jahr 2015 in den gesamten 90 Minuten keinen einzigen Kopfballversuch auf das Tor ab. Köpfchen beweist allerdings zur Zeit David Witteveen. Vier seiner sieben Treffer erzielte er per Kopf, alle sieben im Frühjahr. Auftakt seiner Erfolgsserie: ein Doppelpack gegen Innsbruck. Die Tiroler haben allerdings noch nie in der Geschichte dreimal in Folge gegen Kapfenberg verloren, mussten noch nie länger als drei Spiele in Folge auf einen Dreipunkter warten, haben zuletzt in der Saison 1964/65 kein Tor gegen den KSV erzielt und keinen Sieg erreicht – aber auch kein Tor erhalten und nie verloren. Zwei Remis brachten Innsbruck in der Aufstiegssaison Rang 8 von 14, drei Plätze vor dem kommenden Gegner.
Sitzen bleiben!
Wenn Sie einen Spielbesuch planen, seien Sie nicht ungeduldig bei der Parkplatzsuche und lassen Sie sich Zeit. Nur 16 % der Innsbrucker Tore fielen in der ersten Viertelstunde, die Falken zeigten Anlaufprobleme und erzielten in den Startminuten bisher noch gar keinen Treffer. Wichtig wäre allerdings, dass Sie in den Schlussminuten nicht verfrüht das Stadion verlassen, zumindest nicht, wenn Sie Tore sehen wollen. Über ein Viertel der steirischen und ein Drittel der Tiroler Gegentreffer fielen nach Minute 76, beide sind damit leicht über dem Schnitt. Ebenso über dem Schnitt wie Kapfenbergs Offensivleistung, ist man doch das dritteffektivste Team der Liga. Das wäre beunruhigend, wäre Wacker Innsbruck – trotz der trefferreichen Niederlagenphase zwischen Runde 12 und 22 (mit allein sechs Gegentoren von Kapfenberg) nicht die viertbeste Defensive der Liga. Man kann es dreh’n und wenden, wie man will – Favoriten gibt es keinen…