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Wenn-Dann-Sonst

Zwei Runden noch bis Saisonende. Und das fröhliche Spiel „Hätti-Wari“ ist voll im Laufen. Richtig, hätte Innsbruck im Offensivbereich verstärkt gehandelt, wären wohl mehr Tore gefallen, müsste man sich nun wohl nicht mit dem möglichen Abstieg herumschlagen. Hätte man gegen Liefering das 2:0 gemacht, gegen Floridsdorf die Chancen verwertet, wäre… Wurscht. Für dieses Spiel ist in der fußballfreien Zeit noch Platz genug. Wir beschäftigen uns lieber mit dem kaum weniger erfolgreichen Klassiker der Spieljahresabschlüsse „Was wäre wenn“. Oder für Nutzer von Excel-Tutorials „Wenn-Dann-Sonst“.

Wenn 6

Die einfachste aller Konstellationen: Wacker Innsbruck holt in den letzten beiden Partien gegen den Linzer ASK und SV Horn jeweils einen Sieg und hält die Liga. Ganz ehrlich: interessiert es sie dann noch, wer absteigt und wer die Liga hält? Und man glaubt es kaum – es wäre sogar denkbar! Bereits dreimal in dieser Saison gab es diese Doppelrunde, zweimal konnten 6 Punkte, einmal zumindest 3 Punkte eingefahren werden. In jedem dieser sechs Spiele hat Wacker ein Tor erzielt, in fünf davon konnten Zu-Null-Siege bejubelt werden. Es wären jedoch nicht die Schwarz-Grünen, gäbe es kein „Aber“: Das Auswärtsspiel auf der Linzer Gugl endete mit einem bitteren 1:4. Gründlers Führungstreffer als Rechtsaußen in der 5. Minute war sein erster Saisontreffer, bescherte dem FCW eine Führung bis zur 50., einen Punkt bis zur 87. Minute. Doch innerhalb von vier Minuten schlug es dick im Innsbrucker Gehäuse ein, Julian Weiskopf musste in seinem dritten Spiel bereits zum 8. Mal hinter sich greifen und wurde dennoch für seine Leistung gelobt – eine bittere Erfahrung. Bitter auch die Erfahrungen des gesamten FCW in Linz, denn auch in den fünf Auswärtsspielen zuvor im Stadion der Athletiker konnte nur ein einziges Spiel gewonnen werden, unfassbare 14mal konnte dabei der ASK scoren. Das Ziel, den Klassenerhalt klar und deutlich unter Dach und Fach zu bringen, wird also wohl schwieriger als erträumt.

Wenn 4

Ein Sieg, ein Unentschieden, und Schwarz-Grün darf auch im nächsten Jahr in der Ersten Liga seine Spiele bestreiten. Horn kann maximal vier Punkte erreichen und wird sich hinter den Tirolern einreihen. Hartberg braucht sechs Punkte und ein besseres Torverhältnis, um noch an Innsbruck vorbeizuziehen – und das geht dann nur auf Kosten der Floridsdorfer. Die beiden derzeit am letzten Platz positionierten Teams müssen sich in Runde 35 Punkte stehlen, um den eigenen Klassenerhalt zu schaffen. Wacker wäre gerettet und würde damit auch der Tradition der vergangenen Saisonen in der zweithöchsten Spielklasse folgen. Man muss schon in das Jahr 2008 zurückgehen, um einen sportlich gekürten Absteiger zu finden, der ein Punktekonto mit einer voranstehenden 4 hatte (FC Kärnten, 40 Punkte). Gut, Kärnten wusste auch bereits, dass sie ohne Lizenz ins nächste Jahr gehen würden. Härter war der Kampf in der Saison 2002/2003. 44 Punkte reichten Bad Bleiberg nicht, den undankbaren 9. Platz ab- und die Relegation dadurch zu umgehen. Diese schaffte man zwar gegen Blau-Weiß-Linz, musste sich aber als Mäzenaten-Verein von Herrn Putzis Gnaden auf Grund finanzieller Schwierigkeiten unter den Schirm des FC Kärnten begeben, die BSV Juniors waren geboren. Und noch dramatischer: mit 42 Punkten musste der Wr. Sportklub den Gang in die Drittklassigkeit antreten.

Wenn 3

Ein Sieg kann zu wenig sein. Gewinnt Wacker gegen den LASK, muss sich aber gegen ein zuvor gegen Lieferings B-Mannschaft (sechs Spieler bei U20-WM in Neuseeland) erfolgreiche Horner geschlagen geben, dann könnte es brenzlig für Innsbruck werden. Denn zwei Siege von Hartberg gegen Floridsdorf (H) und St. Pölten (A) würden die Steirer an den Tiroler vorbeihieven, alternativ könnten auch die Wiener mit Siegen gegen Hartberg (A) und LASK (H) Wacker hinter sich lassen. Es wäre noch nicht das Ende, denn in diesem Falle könnten auch St. Pölten (bei zwei Niederlagen und einer Verschlechterung des Torverhältnisses um mindestens sechs gegenüber Wacker) oder Austria Lustenau (zwei Niederlagen oder nur ein Remis mit entsprechend katastrophaler Tordifferenz von -11 gegenüber Wacker) den zweiten Abstiegsrang neben dem FAC einnehmen. Verliert Innsbruck gegen den LASK, gewinnt aber gegen Horn, ist alles im Butter. Nebenbei, Bildungsauftrag: Die Redewendung stammt vermutlich aus dem oberitalienischen Raum, genauer gesagt aus Venedig. Als Umschlagplatz und Großproduzent von Glas in allen Varianten sorgte man sich um dessen Transportsicherheit, übergoss die Objekte mit verflüssigte Butter. Abgekühlt und erhärtet, schützte diese die sensiblen Produkte vor Erschütterungen. Dies könnte auch Schwarz-Grün benötigen, wenn nur zwei Punkte erreicht werden würden…

Wenn 2

Denn in diesem Falle wäre man extrem von den Ergebnissen der anderen Mannschaften abhängig. Bei gleichzeitig mindestens vier Punkten von Horn und Hartberg oder einem Sieg von Horn gegen Liefering und zwei Siegen von Floridsdorf wird es in Tirols Landeshauptstadt zappeduster, einzig Kantersiege von St. Pölten und Kapfenberg gegen Lustenau mit insgesamt 11 Toren zu Ungunsten der Austria könnten dann dem FCW noch den Hals retten, würden aber in jedem Fall ein kleines Westderby in der kommenden Saison verhindern.

Wenn 1

Schafft Innsbruck in den letzten beiden Spielen nur einen einzigen Punkt, dann wäre der Abstieg wohl verdient. Aber nicht zwingend notwendig, denn selbst dann müssten zwei der drei folgenden Szenarien eintreten: a) Horn holt zumindest drei Punkte, b) Hartberg gewinnt mindestens einmal und hofft dabei auf eine hohe Niederlage von Wacker, c) der FAC holt zumindest vier Punkte. Abstruseste Variante in diesem Fall: vier Mannschaften mit 41 Punkten, das Torverhältnis entscheidet über Rang 7 oder Roter Laterne.

Wenn 0

Holt Innsbruck keinen Punkt, dürfte Hartberg maximal zwei Remis erzielen und Innsbruck beide Partien nur knapp verlieren. Gleichzeit dürfte der FAC nur zwei Punkte machen, bei einem Sieg von Pacults Mannen müsste das zweite Spiel hoch verloren werden (zumindest mit sechs Toren), um hinter Wacker zu bleiben.

Was wäre wenn…

Das heißt also: 1 Punkt gegen den LASK ist Pflicht, um den Klassenerhalt aus eigener Kraft zu schaffen. Weniger ist nicht akzeptabel, nicht erlaubt, nicht denkmöglich. Denn der FC Wacker Innsbruck darf sich in den letzten beiden ausstehenden Runden nicht auf das Wohlwollen seiner Konkurrenten verlassen – denn Mitleid wird es von ihnen keines geben…

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Autor: Stefan Weis

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