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Flug in die „Leere“

Was war das für eine Woche, was war das für eine Anspannung?! Schier nicht mehr auszuhalten. Dabei hatte Wacker Innsbruck im „Grande Finale“ die besten Karten. Aber im Fußball kann alles passieren, alles kommen. Was für verrückte Dinge sind da schon passiert. In den letzten Sekunden ein sicher geglaubter Championsleague Titel verspielt, Das Finale „Dahoam“ haben schon die großen Bayern verloren, trotz gefühlter 90% Ballbesitz und wir selber haben das Wunder von Wolfsberg erlebt, wo wir schon (fast) mit beiden Beinen in der „Insolvenz“ standen und überlebt haben. Heuer schon weg vom Fleck und dann wieder mehrmals fast gerettet, dann doch wieder nicht. Das Drama in Hartberg: Schock – unglaublich, was auch sichtbare Spuren hinterlassen hat. Im Fußball ist eben alles möglich.

 

Des Wahnsinns bittere Beute

Und da beim Fußball alles möglich ist und Anhänger, Spieler wie Funktionäre das die ganze letzte Woche im Hinterkopf hatten, war das am Freitag Abend ein Ritt auf der Rasierklinge. Bei einer Niederlage ist man im Nirvana. Was hat unser Trainer Klaus Schmidt nicht alles in die Waagschale geworfen! Seine ganze Energie, sein ganzes Herzblut einfach alles und sogar noch ein bisschen mehr. Was war das für eine Anspannung beim Präsidenten Josef Gunsch. Die Früchte seiner harten Arbeit hingen an einem einzigen Spiel. Sein ganzes Geschick in Verhandlungen, sein Fingerspitzengefühl in finanziellen Belangen, ja selbst seine Fehler, wären heute bedeutungslos, hätte unser FC Wacker Innsbruck dieses Spiel verloren.

Das Beben

Nach dem Spiel, brachen alle Dämme. Aber schon während dieser Partie konnte man folgendes beobachten. Ein Beispiel für den schon unmenschlichen Druck war die Entscheidung im Spiel, das 3:0 durch den jungen Alexander Gründler. Man brauchte nur in sein Gesicht blicken. Die Freude, die Anspannung, alles passiert in diesem Augenblick und explodiert. Tränen fließen, da ackert und rackert der Junge die ganze Saison über und es will dennoch nicht richtig klappen. Alexander Hauser, nicht der technisch Beste, aber ein Vorbild in Sachen Einsatz. „Ihr werdet mich nicht los“, brüllte er ins TV Mikrophon. Hat ja noch ein Jahr Vertrag und freut sich drauf. Die Kulisse sei ein Wahnsinn und wie eine Wand stand Tirol hinter ihnen. Das sei eine Verpflichtung für die Zukunft alles für den Verein und seine Anhänger zu geben, so Hauser. So so, gut dass da jetzt auch mal Einer drauf kommt. Wir meinen das schon lange!
Ein besonderes Spiel auch für Rene Renner. Während seine Teamkollegen nach dem Spiel bereits fast nackt herum liefen, stellte er sich noch in voller Montur unseren Fans. Nein, diese Dress möchte er nie mehr ausziehen, sicher aber für immer aufbewahren. Als Erinnerung an einen besonderen Tag.

Unglaublich

Das war ja zu erwarten, dass irgendwas für dieses „Grande Finale“ geschehen muss. Verbilligte Karten, Freibier oder was auch immer. Auch Stadt, Land und Stadionbetreiber Olympiaworld fiel es wie Schuppen von den Augen, was es eigentlich bedeuten würde, wenn unser Traditionsverein FC Wacker Innsbruck in den Amateurfußball muss. Mit je 25.000 Eure kaufte Stadt und Land dem FCW das Kartenkondigent für dieses Spiel ab und ermöglichte so freien Eintritt. Die Olympiaworld lieferte Sachspenden. Diese medienwirksame Aktion fand eine unglaubliche Resonanz in der Tiroler Bevölkerung. Binnen Eineinhalb Tagen, war das Spiel restlos „ausverschenkt“. So etwas war noch nie da. Ja 1987, beim Semifinale im UEFA Cup, waren die aufgelegten 21 000 Tickets (Zusatztribüne) in ein paar Tagen weg. Aber in Eineinhalb Tagen… und dabei hätte Wacker Innsbruck sogar 20.000 Karten und wahrscheinlich noch viel mehr, an Mann, Frau und Kind gebracht. Die Nachfrage ist riesig gewesen. Selbst nach der Bekanntgabe, dass nichts mehr geht, haben noch viele Fans die Geschäftsstelle gestürmt und in sozialen Netzwerken war die Suche nach Restkarten, fast so groß, wie das Internet selber.

Wie wars?

Viele reden von der besten Stimmung seit langer Zeit. Ich bin anderer Meinung. Komisch war es aber auf jeden Fall. Da wirst schon vor dem Spiel mehrmals nach dem Weg zum Stadion gefragt, oder wo ist die „Westtribüne“ Ja im Westen, denn im Osten steht die Osttribüne. Den Weg zum WC finden, für manche ein unüberwindbares Hindernis, wegen fehlender Kompasse. Die Atmosphäre im Stadion, mit fast 14.000 Zusehern sensationell. Bei Angriff Wacker geht ein Raunen durch das Oval und wird immer lauter, je näher unsere Spieler dem gegnerischen Tor kommen. Das gemeinsame Klatschen von Ost und West Tribüne. Eine volle Hütte hat etwas. Rein schon optisch. Die Stimmung zumeist aber auch nur unwesentlich lauter, als etwa gegen Hartberg vor 2500 Fans. Das hat den Grund, dass die Nordtribüne zwar randvoll gewesen ist, aber nur die supportet haben, die sonst auch immer singen. Ein fast leeres Stadion hallt, ein volles absorbiert. So habe ich in dieser Saison die Nordtribüne schon mal lauter, bis in den Süden gehört. Aber es ist gut gewesen und alles mehr als nur ein deutliches Zeichen nach außen und an die Politik. Vielleicht kommen einige wieder und da würde sich der Verein auch viel leichter tun. Leichter wird er sich jetzt sicher mit Verhandlungen mit Sponsoren und Politik tun. Wacker lebt mehr denn je.

Die große Leere

Schlaflose Nächte, nasse Hände und nervös bis zum geht nicht mehr. Die Anspannung war riesig. Nicht auszudenken, was bei einem möglichen Abstieg passiert wäre. Da freut man sich Jahre auf ein echtes Westderby und dann steigen die auf und wir ab, oder wie?
Duelle mit Linz, Salzburg, Lustenau, vielleicht sogar Klagenfurt wären passé. Aber alles noch einmal gut gegangen. Zum Feiern war mir dennoch nicht zu mute. Zu groß war die Anspannung und danach fällt man in eine Leere. Das ganze Jahr zittern, in der zweiten Frühjahrsrunde praktisch schon fast abgestiegen. Was soll man da groß feiern. Vielleicht die 15 Saisonniederlagen, oder die  lediglich 32 (!) geschossenen Tore? Oder gar die Einkaufspolitik eines Florian Klausner?
Nein, so richtig zum Feiern war mir nicht zu Mute. Glücklich und zufrieden, ja. Aber eine Leere breitete sich aus. Auf das Feld springen (trotz Aufforderung das nicht zu machen) konnten andere tun. Den Spielern die Dressen runter reißen und sie für diese Katastrophen-Saison auch noch herzen? Sind wir Meister geworden oder haben wir eine Sensation geschafft? Nein, die Spieler haben ihren Job gemacht. Anders als die Horner. Die sind eigentlich nie in unseren Strafraum gekommen und auf die Rechnung von Wichtigtuer Sahanek warte ich noch immer…

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Autor: Rudolf Tilg

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