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Aus der Hölle in den Himmel

Kann ein Spiel eine verkorkste Saison retten? Ja, denn der Hype um das Endspiel gegen Horn könnte dem FC Wacker Innsbruck noch hilfreich sein. Der Run auf die (Frei)Karten dürfte nicht unbeobachtet geblieben sein. Und nein, denn ein Spiel kann nicht über die verheerende Saison hinwegtäuschen. Doch dieses Endspiel gegen Horn gibt Auftrieb. Auch in der Tiroler Bevölkerung haben die Schwarz-Grünen seit ewigen Zeiten wieder ein etwas positiveres Image. Das gilt es zu unseren Gunsten zu nutzen. Unbedingt!

Alle paar Jahre wieder

Seit unserer „Neugründung“ vor genau 13 Jahren ist Wacker schon mehrmals mausetot gewesen. Aber jedesmal wieder auferstanden, wie Phönix aus der Asche. 2003 eroberte der FCW souverän den Meistertitel in der Regionalliga. In der Relegation ging es mehr oder weniger ums verrecken oder überleben. 14.000 (!) Zuseher (Rekord in dieser Liga) wollten den FC Wacker am Tivoli gegen den Ostmeister (weit stärkere Liga) siegen sehen. Rund 3500 (!) begleiteten die Schwarz-Grünen dann an einem Donnerstag nach Schwechat und feierten dort den Aufstieg und die Wiederkehr in den Profifußball.
Auch in der anschließenden zweiten Leistungsstufe war ein Aufstieg Pflicht. Die finanzielle Lage war nicht rosig. Geschafft wurde er praktisch in Untersiebenbrunn.
Nach dem Abstieg aus der Bundesliga 2008 häufte der kurz Führungslose FCW dann eine Menge negatives Eigenkapital an. Der mitverantwortliche Beirat aus Politik und Sponsoren war wohl zwei Jahre im Winterschlaf. Das Wiederaufstiegsspiel zwei Jahre später in Pasching, so etwas, wie ein Spiel auf Leben und Tod. Über 4000(!) Wackerianer feierten dort unseren Wiederaufstieg. Nach kurzem Höhenflug ging es dann wieder in den Keller der Bundesliga – und schlussendlich auch finanziell. Vor zwei Jahren im Finale in Wolfsberg stand der FC Wacker Innsbruck vor dem Hirntod. 0:2 stand es in der 50 Minute, ehe sechs verrückte Minuten den Wacker wiederbelebte. Letztes Jahr war es aber dann abermals so weit. Was aber dank guter wirtschaftlicher Arbeit unseres Vorstandes, niemanden mehr Kopfzerbrechen gemacht hat. Und dann, ja dann kam diese total verkorkste Saison. Alles spitzte sich auf das letzte Spiel zu. Wahnsinn und was sagt uns das: Der FC Wacker Innsbruck ist keinesfalls unabsteigbar, dafür aber unsterblich, unverwüstlich – ein Stehaufverein. Ein Hauch vom Wackergeist alter Zeiten.

Hurra, wir leben noch

Schön langsam kehren sie zurück, die Glücksgefühle. Die Gewissheites es geschafft zu haben. Die Blässe verschwindet und durch die Adern fließt wieder (schwarz-grünes) Blut. Der Wahnsinn hat erstmal ein Ende aber ab Juli könnte der neue Wahnsinn auf uns zukommen. Das legendäre Westderby ist zurück. Das richtige, das einzig wahre. Ein Duell der Kampfmannschaften des FC Wacker Innsbruck und Austria Salzburg. Obendrein noch Duelle mit Linz, St. Pölten, Wien und hoffentlich Klagenfurt. So ist es leicht möglich, dass wir sechs Landeshauptstädte bereisen können. Dazu kommt noch Kapfenberg, Lustenau und Wr. Neustadt. Ach ja, in Grödig spielt doch auch irgend so ein seltsamer Verein. Nimmt man in der Bundesliga Rapid oder Sturm weg, so klingt die zweite Liga doch fast interessanter.

Westderby mal anders

Der Run auf die Freikarten für das Endspiel gegen Horn nahm skurrile Formen an. Da wurde vor dem Tivoli noch eifrig gesucht und auch gefunden. Manche ergatterten Südkarten und tauschten die gegen Nordkarten. Bereits im Zug wurde gehandelt. In Innsbrucks Innenstadt florierte der Schwarzmarkt. Ich würde mich so was von schämen, Freikarten zu verkaufen. Ich selbst bekam über 50 Anfragen, ob ich keine Karte oder Karten auftreiben kann. Auch viele Anrufe von solchen Leuten, bei denen man schon lange der Dodl der Nation ist, weil man sich das mit denen „Wapplern“ antut. Das ganze Jahr „kassig“ (dumm) daher reden und dann regelrecht um Karten betteln.
Auch die violetten Salzburger druckten sich Karten im Internet aus. Aber nicht um das Tivoli zu besuchen – nein, um vor laufenden Kameras die Karten zu zerreißen. Sollen doch froh sein, dass es wieder ein echtes Westderby geben wird. Aber das wird wahrscheinlich jene Art von Fans sein, die Austria Salzburg beinahe den Aufstieg in den Profisport gekostet hätten… Am besten wird die Rache so aussehen, dass wir Austria Salzburg dann am grünen Rasen zerreißen.

Gänsehautfeeling

Am besten vor so einer Kulisse wie letzten Freitag. Wäre das immer so, würde sich die Mannschaft und natürlich auch unsere Vereinsverantwortlichen wesentlich leichter tun. „Ein anderer Fußball wäre möglich“
Zu Beginn und besonders gegen Ende dieses Spiels war sie da, die absolute Gänsehautatmosphäre. Man fühlte sich an alten Zeiten erinnert. Nur dass der Gegner nicht AC Florenz, Stuttgart oder Lock Moskau hieß, auch nicht Rapid, Sturm Graz oder Austria Wien. Nein, es war der SV Horn aus der tiefsten Niederösterreichischen Provinz zu Gast. Wird so eine Atmosphäre, solche Spiele, wie gegen Florenz wieder einmal möglich werden? Wohl sehr schwer, denn anders als seine Vorgänger, will unser Präsidium nicht mehr Geld ausgeben, als der FC Wacker Innsbruck zur Verfügung hat. So könnte es aber kommen, das der Verein erstmals seit 1992 schuldenfrei sein könnte. Der FC Wacker Innsbruck lebt und das ist das wichtigste überhaupt. Aber es wird natürlich sehr schwer, an alte Erfolge anknüpfen zu können. Dazu braucht es zwei Dinge: Einen kompetenten Mann in der sportlichen Führung. Am besten unsere Gallionsfigur Ali (pack die Sense aus) Hörtnagl. Und es würde auch ein starkes Publikum brauchen. Ob wir solche Spiele je wieder erleben können, liegt auch an jedem Anhänger unseres Traditionsvereins selber!

Danke

Einige sprachen von einem Eventpublikum. Ganz sicher nicht. Sicher wird es einige gegeben haben, die neugierig waren und vereinzelte, die Wacker sogar absteigen sehen wollten. Aber so leidenschaftlich geht kein „Eventpublikum“ mit. Wie das am Freitag der Fall war. Ich komme in jedes Stadion in Österreich und auch oft in Deutschland, aber so wie die Ost und Westtribüne am Freitag abging, so etwas habe ich bis jetzt selten gesehen. Wahnsinn und ich habe das genau beobachten und hören können, denn ich war am Spielfeldrand.
Praktisch aus ganz Österreich sind Fans angereist. Die Steiermark und Niederösterreich waren sogar mit Transparent vertreten. Aus Prägraten, die drückten besonders Julian Weißkopf die Daumen – für sie ist er die Nummer Eins. Aus Oberösterreich, Burgenland, Vorarlberg, Kärnten und Wien von überall kam die Unterstützung her. Das zeigt, dass der FC Wacker Innsbruck ein besonderer Verein ist. Wer hat sonst Mitglieder aus jedem Bundesland, Deutschland, Italien der Schweiz und was weiß ich noch woher? Unser Treuer Fan, aktives Mitglied und Reaktionskollege aus Braunschweig reiste für dieses Spiel über 1600 Kilometer. Auch aus der Schweiz und Italien kam Unterstützung… Jedenfalls DANKE an ein tolles Publikum. Ihr habt erlebt, dass Fußball auch in der zweiten Liga geil ist und zusammen mit euch geht es leichter nach oben. Kommt wieder!!!

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Autor: Rudolf Tilg

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