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Pecha Kucha (oder: Unaussprechlich)

Fußball bringt manchmal ganz unaussprechliche Dinge mit sich. Und damit sind nicht die Versuche Rainer Pariaseks gemeint, ein Spiel des Heart of Midlothian Football Club im Tyncecastle Stadium, Edinburgh, anzusagen. Und auch nicht der Vereinsname eines kleinen violetten Vereins aus dem Nachbarbundesland, der, obwohl unaussprechlich, dennoch seit Beginn der Meisterschaft vom schwarz-grünen Fananhang partiell skandiert wird. Nein, manchmal ist es unaussprechlich, was Geld, ein globaler Masterplan und eine paralysierte Liga an Vereinen hervorbringen. Ebenso unaussprechlich ist der neue Trend, der langweilige Powerpoint-Präsentationen zu einem Kulturphänomen emporhebt: Pecha Kucha. Also Petscha Kutscha. Oder Peccchaa Kucccha in Teilen Nordtirols. Oder Pekutschka bei manchen Veranstaltern. Oder Peeha Kuuha in Kärnten (das h wäre hier stumm, bitteschön). Ein Thema, 20 Bilder, je 20 Sekunden. Vielleicht eine Möglichkeit, um das unaussprechliche Phänomen FC Liefering anzukündigen, in leicht adaptierter Form: 20 Sätze, 20 Worte.


 
Die Unaussprechlichen 

Viermal traf Wacker Innsbruck bisher auf den kleinen Red Bull Ableger, nur ein einziger kleiner Punkt konnte dabei mitgenommen werden.
Die Salzburger bewiesen sich als unaufhaltsame Tormaschinerie, neun Tore in vier Spielen bedeuten einen Schnitt von 2,25 Treffern pro Match.
Sieben verschiedene Torschützen konnten die kleinen Bullen dabei verzeichnen, nur zwei davon kamen ihnen abhanden (Savic, Dovedan zu Koprivnica, LASK).
Vom letztjährigen Kader verließen 30 Spieler den Verein oder sind zu Kooperationsspielern der großen Bullenherde im großen Stadion Wals mutiert.
Der ausufernde Kader laut Vereinshomepage 34 Spieler, Transfermarkt zählt gar 39 (ob der Konzernstruktur kann man mal einen Spieler übersehen).
Gut die Hälfte sind Legionäre, keiner früher als 1994 geboren, das Durchschnittsalter beträgt 19,1 Jahre (5,1 Jahre jünger als Wacker).
Liefering hat aktuell auswärts noch keinen Punkt geholt, zu Hause noch keinen Punkt abgegeben – und gesamt bereits neun Tore erzielt.
Mit neun erzielten Treffern liegt Wacker mit den beiden Salzburgern an der Spitze, Wiener Neustadt konnte noch nicht einmal jubeln.
Der Lieferinger Torhüter sah sein Netz bereits 13mal aufbauschen, zehnmal öfter als Weiskopf im Innsbrucker Gehäuse (zusätzlich zu zwei Shutouts).
In der Jahrestabelle bringt dies die Schwarz-Grünen auf Platz vier und beschert ihnen – festhalten – ein positives Torverhältnis (plus fünf).

Die Unvollständigen

Wacker muss vor dem Duell mit Liefering zwei schmerzhafte Ausfälle hinnehmen: Danijel Micic und Rene Renner stehen nicht zur Verfügung.
Micic lieferte in drei Spielen ein Tor und drei Torvorlagen, nur eine Vorlage weniger als in der gesamten letzten Spielzeit.
Renner bereitete gegen die Floridsdorfer die Tore von Armin Hamzic und Alexander Gründler vor, die beiden besten Assistgeber fehlen damit.
Micic und Pichlmann waren das erfolgreichste Scorer-Duo der Liga, kein Spieler der Liga traf öfter als der Innsbrucker Neuzugang.
Pichlmann konnte bisher erst an den Wochenend-Spieltagen treffen, auch Freitag traf nur freitags (Entschuldigung, das ist mir einfach rausgerutscht).
Und nochmal Pichlmann: Thomas erzielte gegen den SKN St. Pölten seinen ersten Doppelpack in der Ersten Liga seit 4536 Tagen.
Einen Doppelpack für Liefering erzielte letzte Runde auch Joao Pedro, sein zweiter, der erste seit 6. März (gegen Wacker Innsbruck).
Auch die Defensive rückt in den Mittelpunkt: nur Kapfenberg und der LASK mussten weniger Gegentreffer hinnehmen (jeweils zwei, Innsbruck drei).
Lercher hatte gegen St. Pölten mit 81 Ballaktionen so viele wie noch nie und so viele wie kein anderer Innsbrucker.
Sein rechtes Gegenüber Andreas Hölzl zeigte seine schlummernde offensive Ader und gab mit vier Torschussvorlagen die meisten des Spiels ab.
 
Unwiederholbar

Nein, Pecha Kucha ist keine wiederholbare Variante für Statistiken, die Ausführung war mangelhaft, holprig und unzusammenhängend (wie die meisten realen Präsentationen auch). Man muss nicht jedem Trend hinterherhecheln. Manchmal ist auch Tradition, so absurd sie hin und wieder scheinen mag, der einzig richtige und gangbare Weg. Das haben etwa auch schon fußballaffine Nachbarn der Lieferinger aus Maxglan vorgezeigt, selbst wenn sie im direkten Duell untergegangen sind. Vielleicht sollten die Innsbrucker über ihren Schatten springen und die Niederlage des Intimfeindes rächen – fünf Auswärtstore sollten doch nicht unwiederholbar sein…

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Autor: Stefan Weis

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