Westderby: Aus Freunden wurden Feinde
In den meisten Fällen bergen Lokalderbies viel Brisanz in sich. Bei manchen kann man schon von „Hassderbys“ sprechen. Davon gibt es einige. Das bekannteste ist vielleicht Borussia Dortmund gegen FC Schalke 04, aber auch bei Roma vs Lazio, Celtic vs Rangers oder Milan vs Inter geht es gehörig zur Sache. Danach gibt es die weniger bekannten wie etwa Hannover 96 vs Eintracht Braunschweig oder Basel vs Zürich. Am meisten Zündstoff birgt vielleicht das Lokalderby der Frankfurter Eintracht gegen Offenbach.
Aber auch Österreich hat da einiges zu bieten. Wovon es aber so manches Derby gar nicht mehr gibt. Allen voran natürlich das Wiener Derby, ein echtes Stadtderby zwischen Austria und Rapid. Aber LASK Linz gegen die SV Ried ist auch etwas besonderes. Sicher hoch her würde es beim Vorarlberger Derby Austria Lustenau gegen Schwarz-Weiß Bregenz gehen. Würde, denn das gibt es zur Zeit ja nicht, wie (leider) auch das Grazer Derby noch einige Zeit auf sich warten lassen wird. Ja selbst beim Kinderfußball oder im Amateurbereich geht es da schon mal heiß her, wenn Lokalrivalen aufeinandertreffen.
Im Westen, die Besten
Wenn man von brisanten Derbys spricht, darf das einzig wahre Westderby nicht fehlen. Jenes unseres FC Wacker Innsbruck gegen den SV Austria Salzburg. Da dies nun seit über zehn Jahren Pause hatte, fiebern besonders die Salzburger diesem Duell entgegen. Hatten die bis jetzt nur Derbys gegen Seekirchen, Eugendorf oder die Mini-Dosen aus Liefering. Aber nicht das Duell Spieler gegen Spieler oder Trainer gegen Trainer macht diese Partien heiß, sondern die Rivalität zwischen schwarz-grünen und violetten Fans.
Früher war alles anders: Wacker Innsbruck, damals Serienmeister in den 70gern und 80gern feierte auch internationale Erfolge. Die Schwarz-Grünen waren sportlich wie auch fantechnisch ganz klar die Nummer eins im „Wilden Westen“. Dies änderte sich Mitte der Neunziger grundlegend, als die Violetten ungeahnte internationale Erfolge feierten und obendrein auch zweimal Österreichischer Meister wurden. Während man in Innsbruck aber auf dem Boden geblieben war, zuckte Austria Salzburg und deren Fans regelrecht aus und fühlten sich unschlagbar und als die Größten und Besten. Nicht lange, denn dann ging der Weg wieder steil bergab. Was schließlich in der Übernahme von Red Bull gipfelte. Na ja, unsere Geschichte ist bekannt und auch von Höhen und Tiefen geprägt, wie man auf http://history.tivoli12.at/ erfahren kann. Auf der Strecke geblieben ist damit auch das legendäre Westderby. Nun ist es wieder da und vielleicht heißer als eh und je.
Von Freunden zu Feinden
Über lange Jahre hinweg herrschte eine dicke Freundschaft zwischen Innsbruck und Salzburg, die sogenannte Westfront. Ein Gegenpol zu den „großkopferten“ Wiener Klubs. Als die Innsbrucker in Salzburg Lehen seine Europacupspiele gegen den FC Basel und Celtic Glasgow absolvierte, standen viele Salzburger hinter Wacker Innsbruck. Als Ende der Achtziger ein Spiel gegen den Wiener Sportclub als Strafe in Lehen ausgetragen werden musste und das mit einer Doppelveranstaltung mit Austria Salzburg ausgetragen wurde, standen beide Fanlager bei den Spielen Seite an Seite. Die violetten Fans holten sich aus Innsbruck sogar ihre Pyrotechnik. Auf den Kutten vieler Fans prangt der Westfront-Aufnäher, der die Fanfreundschaft zwischen Innsbruck und Salzburg zum Ausdruck brachte. Aber Anfang der Neunzieger passierte etwas, das aus Freunden Feinde machte.
Tatort Innsbruck
Dass es zwischen Fanlagern mitunter auch krachen kann, ist nicht nur seit heute bekannt und ist seit jeher das häßliche Gesicht des Fußballs. Da stoßen zwei Kulturen aufeinander, welche jeweils für ihre Farben und ihren Verein durch die „Hölle“ gehen würden. Das mag jemand verstehen oder auch nicht, es ist aber so. Und jeder der jetzt meint, da kann man nicht mehr in ein Stadion gehen, der darf auch auf kein Fest, in keine Disco oder sonst wohin gehen. In Fußballstadien passiert verhältnismäßig herzlich wenig und betrifft außer den Fanklubs normalerweise niemanden.
Diese enorme Rivalität mit den Violetten muss ihren Ursprung haben. Und den hat sie auch. Im April 1991, im Cup-Achtelfinalspiel der damals blau-weißen Innsbrucker kam es zum Duell mit Austria Salzburg. Die Violetten waren überlegen und siegten verdient mit 3:2. Nach dem Spiel kam es zu Auseinandersetzungen zwischen den Fangruppen. Die einen sagen, es gab persönliche Differenzen zwischen Fanklub-Mitgliedern. Die anderen, es wäre von violetter Seite provoziert worden. Sei es wie es sei. Die Salzburger ergriffen die Flucht. Aber eineinhalb Wochen nach diesem Spiel, kam es zum selben Duell in der Meisterschaft. Das gewannen die Innsbrucker. Aber das war nicht der Grund, warum das Bruderduell zum Hassderby wurde. Die Salzburger wollten ihre persönliche Niederlage nicht auf sich sitzen lassen und kamen mit „blau-weißer“ Verstärkung aus München (1860 Hooligans) nach Innsbruck und drehten den Spieß um.
Fortsetzung folgte
Ob das jetzt der Auslöser der Rivalität ist, oder jener, dass Violette schon zuvor immer wieder am Salzburger Bahnhof aufgetaucht sind und Steine und Flaschen vom gegenüberliegenden Bahnsteig in Richtung der Schwarz-Grünen geworfen haben, mag dahin gestellt sein. Jedenfalls wurden aus Freunden erbitterte Rivalen. In Folge kam es bei Auswärtsspielen im Lehener Park hinter dem Stadion immer wieder zu Auseinandersetzungen. Die Salzburger bedachten die Tiroler Auswärtsfahrer mit Wurfgeschoßen, die Innsbruck brachten sich in Sicherheit. Das brachte ihnen den wenig schmeichelhaften Spitznamen „Hasen“ ein. Weil aber die Salzburger nicht besser waren, wurden sie „Schweinchen“ getauft. Wortspiele sind unerwünscht!
Der Höhepunkt
Der Gipfel wurde dadurch erreicht, dass der Hype um Salzburg Mitte der Neunziger kein Ende nahm und diese im Juni 1995 nach ihrem Meistertitel den Rasen am Tivoli regelrecht schändeten. Da wurden ganze Rasenziegel aus des Tirolers Fußballtempel heraus gerissen. Das hat den Innsbruckern nicht besonders gefallen.
Und es ging auch nach der Jahrtausendwende weiter. Im Zuge eines Cup Spiels am Tivoli schmuggelten Wackerianer ein kleines Schwein ins Stadion. Mit einem violetten Schal „geschmückt“, sauste das arme Tier schnurstraks in Richtung violetten Sektor.
Als die Salzburger dann von ganz unten in die Regionalliga aufgestiegen waren, kam es zum erneuten Duell mit Wacker. Damals mit den Amateuren. Und die Salzburger erwiesen sich als wenig nette Gäste. Es gab massive Ausschreitungen im Gästesektor, die Toiletten wurden zerstört und ihr Ausflug ins Umland des Tivolistadions verursachte einen Polizei-Großeinsatz.
Manchmal erinnert das ganze an Kinderspiele wie Räuber und Gendarm. Besonders damals im Lehener Park. Aber ehrlich, das braucht wirklich keine Fortsetzung!
Es ist wieder soweit
Das wahre Westderby findet nun endlich wieder nach zehn Jahren statt. Und die Vorfreude darauf ist in den Fanszenen riesig. Aber auch die Bedenken ob des Austragungsortes bringen so manche Kopfschmerzen mit sich, denn eines ist sicher: Schwanenstadt ist nicht der richtige Ort für dieses Match. Allen Beteiligten sei ins Stammbuch geschrieben, dass dieses Spiel mit Arugusaugen beobachtet wird und die Finger von Journalisten an ihren Tastaturen und Polizisten an Kameras, Schlagstöcken und Pfeffersprays nur darauf warten um den ungeliebten Fußballfans eine zu verpassen.