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H. Roznovsky: „Die Bedeutung des Frauenfußballs ist stark gestiegen!“

Der Frauenfußball ist auf dem Vormarsch und gewinnt immer größere Bedeutung. International stehen nicht nur mehr die Weltmeister- oder Europameisterschaft im Fokus. Neben der Frauen-Championsleague wird heuer erstmals auch die deutsche Frauenbundesliga live im Fernsehen übertragen (Eurosport). Aber auch in Österreich und Tirol tut sich einiges. Das tivoli12 magazin traf die Landesreferentin der UNIQUA MädchenfußballLIGA (Schülerliga) für Tirol Heidrun Roznovsky zum Interview, die aus ihrem Aufgabenbereich erzählt.

Wie präsentiert sich der Frauenfußball in Österreich bzw. in Tirol, seit wann gibt es die Schülerliga für Mädchen?

Die Bedeutung des Frauenfußballs in den letzten Jahren ist auch in Österreich stark gestiegen. Immer mehr Mädchen finden den Weg zu den Vereinen und auch in die Akademie in St.Pölten. In Tirol sind es derzeit 26 Vereine, die eine Damenabteilung haben, Anneliese Martin führt das Referat für Frauenfußball. Die Zahl der Spielerinnen steigt sicherlich im Osten Österreichs stärker als im Westen, was mit dem Angebot an Trainingsmöglichkeiten und dem Engagement der Vereine zusammenhängt. In der Zwischenzeit dürfen aber Mädchen nicht nur bis zur U14, sondern bis inklusive U18 gemeinsam mit den Burschen spielen, um auch den Übergang vom Nachwuchs zu Bewerbsspielerinnen zu erleichtern. Mit der Euro 2008 ist auch der Gedanke geboren worden, eine Schülerliga für Mädchen auf die Beine zu stellen. 2009 hat in Wien das erste Bundesfinale stattgefunden. Der erste Sponsor ist die Post, ab dem Schuljahr 2011/12 wird Uniqa der Hauptsponsor. 2015 hat die Bundesmeisterschaft Salzburg veranstaltet. Jedes Jahr nimmt sich darum ein anderer Landesverband an.

Wie bist du in die Lage gekommen, das Amt zu übernehmen?

Das hängt mit meiner Begeisterung für Wacker Innsbruck zusammen, denn in der Schule in Wörgl gibt es im Kollegenkreis einige Wackeranhänger. So auch einen Kollegen, der die unverbindliche Übung „Mädchenfußball“ anbietet und früher selbst aktiver Spieler gewesen ist, und der hat mich angesprochen, ob ich das vakante Amt übernehmen möchte. Da ich auch die Spiele der Wackerdamen verfolge und Spielberichte schreibe, ist durchaus eine Begeisterung für den Frauenfußball vorhanden. So habe ich mit dem Landesschulrat Kontakt aufgenommen und bin in der neuen Rolle gelandet.

Welche Aufgaben hat eine Landesreferentin für Mädchenfußball?

Das Wichtigste ist die Organisation der jährlich stattfindenden Landesmeisterschaft für die Schulen. In Zusammenarbeit mit dem österreichischen Fußballverband wird in allen neun Bundesländern eine solche Meisterschaft ausgerichtet und die Sieger spielen dann im Turniermodus wie die Burschen um den Titel in der Schülerliga.

Welche Rolle spielen dabei die Schulen?

Für die zehn- bis vierzehnjährigen Mädchen gibt es in allen Schultypen die Möglichkeit, die unverbindliche Übung „Fußball“ zu besuchen. Hier ist noch zwischen Schulen mit sportlichem Schwerpunkt, wie eine ganze Reihe der Neuen Mittelschulen (NMS) und ohne diese Besonderheit zu unterscheiden. Für die Teilnahme an der Landesmeisterschaft spielt dies aber keine Rolle.

Kann man die Ziele genauer definieren?

In unserer bewegungsarmen Zeit ist es einmal wichtig, dass die Mädchen eine weitere Möglichkeit zur sportlichen Betätigung haben. Der Spaß soll im Vordergrund stehen, das Spielen in einem Team Fähigkeiten entwickeln lernen, die auch in anderen Lebensbereichen durchaus hilfreich sein können. Aber hier wird vielleicht auch der erste Kontakt geknüpft, der es später ermöglichen kann, bei einem Verein zu spielen.

Welche Tätigkeiten müssen erledigt werden?

Neben der Organisation der Landesmeisterschaft, die schon Monate vor dem Tag X beginnt, sind die Information, das Betreuen der Homepage und die Abrechnung für den Bewerb zu erledigen. So wird bereits am Ende des jeweiligen Schuljahres der Schulsportkalender für das kommende erstellt. Stehen Datum und Ort der Veranstaltung fest, werden mögliche Teilnehmer kontaktiert. Das läuft über Mail an die Schulen bzw. den jeweils Verantwortlichen für Mädchenfußball. Auf der Homepage „Tiroler Schulsport“ sind für die verschiedensten Veranstaltungen Bewerbsablauf, die Teilnahmebestimmungen und die Modalitäten der Abrechnung ersichtlich. Diese Dinge muss ich eben in Absprache mit dem ÖFB zusammenstellen. Ebenso sind die Überlegungen für die Landesmeisterschaft selbst zu treffen: Spielplan erstellen, Schiedsrichter organisieren, Medaillen für die drei Stockerlplätze zu besorgen, eventuell die Verpflegung der teilnehmenden Teams in die Wege leiten und um die Sponsoren des Bewerbs kümmern.

Die Schülerliga gibt es auch bei den Burschen. Ist das vergleichbar?

Im weitesten Sinn sicherlich. Jedoch zeigt sich auch da der Stellenwert des Frauenfußballs in Österreich. Während es für die Burschen in den Medien eine recht gut organisierte Berichterstattung gibt, sich aktuelle Teamspieler, die vielleicht selbst einst an diesem Bewerb teilgenommen haben, in den Dienst der Sache stellen, steckt all das für die Mädchen eher noch in den „Kinderschuhen“. Da ist in den lokalen Medien eine Zeile unter den Kurzmeldungen zu finden.

Wer sponsert den Bewerb?

Puma stellt den am Bundesfinale teilnehmenden Team Dressen kostengünstig zur Verfügung und Uniqa kommt zum Beispiel für die Fahrt- oder Verpflegungskosten auf. Der Tiroler Fußballverband stellt die Schiedsrichter kostenlos zur Verfügung und auch der Sportplatz muss nicht finanziert werden.

Wie sieht die Rolle des Mädchenfußballs im Vergleich zu den anderen Bundesländern aus?

Hier scheinen die westlichen Bundesländer dem Osten hinterher zu hinken. So ist die Teilnehmerzahl in Niederösterreich oder Wien an den Landesmeisterschaften eine wesentlich höhere. In Tirol sind wir froh gewesen, dass 2015 neun Schulen teilgenommen haben.

Wie ist deine „Erstlingsveranstaltung“ abgelaufen?

Rückblickend betrachtet zufriedenstellend. Wie immer, wenn man zum ersten Mal etwas organisiert, gibt es unvorhergesehene Dinge, die man in der Planung nicht oder zu wenig berücksichtigt hat. So habe ich mich zum Beispiel geärgert, nicht für alle Teilnehmer Urkunden vorbereitet zu haben. Medaillen und Pokale für die ersten Drei hat es gegeben. Auch ein Fotograf, der für die entsprechende Dokumentation sorgt, sollte ohne weitere Aufgabe zur Verfügung stehen.

Wo und wann wird die nächste Landesmeisterschaft stattfinden?

In Schwaz, am Donnerstag den 19. Mai 2016.

Müssen die Spielerinnen bei einem Verein gemeldet sein?

Nein! Es kann natürlich die eine oder andere Vereinsspielerin im Schulteam sein, aber eine Verpflichtung gibt es nicht.

Gibt es in Tirol genügend Talente bzw. interessierte Mädchen?

Sicherlich, aber zum Beispiel in Innsbruck ist die Konkurrenz anderer Sportarten schulintern groß. So haben 2015 Teams aus Reutte, zwei aus Wörgl, Kitzbühel, Brixlegg, Schwaz, Telfs, Haiming und Fließ teilgenommen. Natürlich hängt das Fördern der Mädchen vom Engagement der Betreuerinnen und Betreuer an den einzelnen Schulstandorten ab.

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Autor: Christian Hummer

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