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Jö schau, ein Vogerl!

Hätte man dem schwarz-grünen Anhang vor der Saison gesagt, sein geliebter Wacker Innsbruck würde das erste Viertel als Tabellenführer und Tormaschine der Liga abschließen, man hätte gepflegt, höflich, aber dennoch recht deutlich den Vogel gezeigt bekommen. Dass man nun in Runde 10 die Chance bekommt, das achte Team der Liga zu besiegen, klingt noch immer genauso unrealistisch wie die Tatsache, dass Innsbruck bereits genauso viele Treffer erzielt hat wie in der vergangenen Saison nach 28 Runden. Am Freitag kommt jedoch ein unangenehmer Gegner, die Sportvereinigung Kapfenberg hat es sich zum Ziel gesetzt, den Innsbrucker Höhenflug zu stoppen.


 
Falken und Adler

In den vergangenen Spielen waren sie dabei nicht unerfolgreich. Gab es in der Saison 2011/12 noch vier Tiroler Siege in vier Spielen bei einem Torverhältnis von 9:3, so drehte sich das Verhältnis vollkommen. Drei Niederlagen und ein Remis gab es in der vergangenen Spielzeit, auch in der aktuellen Runde 1 gab es lediglich ein Unentschieden. Seit fünf Spielen konnte Wacker gegen die Obersteirer kein Tor mehr erzielen, musste zeitgleich aber sieben Stück hinnehmen. Kurt Russ hat den KSV gut eingestellt auf seinen Ex-Arbeitsgeber, für den er zwischen 1990 und 1994 tätig war. Und nicht nur gegen diesen. Während die Tiroler Adler um den Klassenerhalt kämpfen mussten, legten sich die Falken ein gemütliches Nest im oberen Mittelfeld zu und beobachteten das Strudeln vieler anderer Vereine mit Gelassenheit. Auch aktuell sind sie mit dem dritten Platz in den oberen Sphären der Tabelle zu finden, und selbst wenn ihre 15 Gegentreffer nicht wirklich darauf hinweisen: sie können ihr Gehäuse verriegeln. Fünf Spiele wurden zu-Null beendet, vier davon brachten einen Sieg. Christoph Nicht führt die Tabelle der Torhüter mit weißer Weste mit 55,6% überlegen an. Innsbruck brachte es im selben Zeitraum nur auf drei Shut-Outs (37,5% für Julian Weiskopf), konnte dafür eine andere Stärke wiederfinden. Dreimal gerieten die Schwarz-Grünen in dieser Saison in Rückstand, zweimal konnte das Spiel gedreht werden und ein Sieg eingefahren werden. Dies war Kapfenberg nicht vergönnt. Bekommen die Obersteirer einen Gegentreffer, scheint das Spiel gelaufen. Drei Rückstände, drei Niederlagen ist die für Innsbruck nicht uncharmante Statistik der Rot-Weißen, die selbst nach Führung bereits ein Spiel verloren geben mussten.
 
Rabenschwarz

Verloren gingen auch die letzen beiden Heimspiele im ehemaligen Alpenstadion, insgesamt musste man vor eigenem Publikum bereits 10 Gegentreffer hinnehmen, während man auswärts nur in einem einzigen Spiel Tore kassierte. Andererseits muss man sich dafür nicht gerade bei vielen Fans für dieses Kuckucksei, das man sich selbst gelegt hat, entschuldigen. 841 Zuschauer verirrten sich im Schnitt in das Franz-Fekete-Stadion, das für gut 11.159 Personen mehr Platz bieten würde. Dass man mit dieser Besucherzahl an der letzten Stelle der Statistik liegt und sogar noch Absteiger Wiener Neustadt, das Team Niederlage des FAC oder die Salzburger Austria mit ihrem Geisterspiel tunnelt, ist erschreckend. Überraschend ist dabei, dass man auch hinter Liefering zurückgefallen ist – bis man das Heimspiel der kleinen Bullen gegen den violetten Stadtrivalen mit 7200 Zuschauern entdeckt, in welchem nur 1386 Gäste weniger begrüßt werden konnten als in der gesamten letzten Saison. Kein Wunder also, dass Liefering ein Plus von unglaublichen 458,9% aufweist. Dass aber selbst die rabenschwarze Bilanz von Kapfenberg ein Plus von 34,1% gegenüber dem Vorjahr bedeutet, ist dann doch außergewöhnlich.
 
Ein Tauberl

Innsbruck hingegen hat durch seine Leistungen die Friedenstauben steigen lassen und sich mit seinen Fans versöhnt. Nicht nur, dass neue Offensivfachkräfte auch das „alte“ Personal mitzureißen scheinen, auch die Effektivität vor dem Tor hat sich verbessert. Aus dem Chancentod FC Wacker wurde eine Tormaschine, 22% der Torchancen konnten bisher verwertet werden, nur die Austria aus Salzburg liegt mit 22,9% etwas besser. Es sind aber nicht nur die Stürmer, die bei den Tirolern treffen. 11 Toren aus Innsbrucks Spitze stehen 12 aus dem Mittelfeld gegenüber – kein anderes Team der Liga kann auf diesen Positionen mehr Treffer aufweisen. Lediglich das einsame Tor von Abwehrrecken Deutschmann verhindert, dass man auch in dieser Rangliste an der Spitze liegt, hat doch bisher keine Defensivabteilung der Liga öfter als zweimal treffen können. Zu diesen zweimalig erfolgreichen Abwehrreihen zählt die von Kapfenberg, deren Torgefahr aber eindeutig vom Sturm (10) ausgeht, während das Mittelfeld mit 4 Treffern sogar etwas unterdurchschnittlich effektiv ist. Wacker soll es recht sein, ebenso wie die Tatsache, dass die Falken zu den Bad Boys der Liga gehören. Während sich Innsbruck mit 14 gelben Karten in die Achse der braven Westler einreiht (Rang 2 hinter Austria Lustenau mit nur 11 Gelben), musste Kapfenberg Durchschnittlich 2,3 Gelbe pro Spiel hinnehmen, aber auch schon zwei Gelb-Rote und einen direkten Platzverweis. Nur die unroutinierten Jungspunde von Liefering liegen hier schlechter als der KSV.
 
Ein Vogerl

Klopfen wir wie ein Specht auf Holz, dass Wacker endlich wieder ein Treffer gegen Kapfenberg gelingt, es wäre ein weiterer Schritt Richtung Konsolidierung. Von mehr zu sprechen wäre vermessen, auch wenn schon allzu oft das Wort Aufstieg fällt und man Spielern schon ein Denkmal setzen will. Das Glück ist ein Vogerl und war Innsbruck in den vergangenen Runden überaus treu. Und schon Toni Polster wusste, warum er lieber eine Legende als ein Denkmal sein will: auf Denkmäler scheißen nur die Tauben…

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Autor: Stefan Weis

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