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Irrfahrt in die Steiermark

Oder soll man besser schreiben „irre Fahrt“? Jedenfalls ist das Reisen quer durch Österreich in Zeiten wie diesen nicht am einfachsten. Na ja, viel einfacher ist es vier Tage zuvor nahe an die Burgenländische Grenze nach Wr. Neustadt auch nicht gewesen. Aber zumindest sind beide Fahrten erfolgreich gewesen und das lässt so manche Strapaze ganz einfach vergessen.

 


Kein Tor in 90 Minuten

Etwa 150 Wackerianer fanden sich im Auswärtssektor des „Stadions „Wr. Neustadt ein. Die hatten ihren Platz noch gar nicht gefunden oder warteten noch am Verpflegungsstand, da stand es schon 1:0 für unseren FC Wacker Innsbruck. Was darauf aber folgte, ist viel Leerlauf gewesen. Ja, es hatte fast den Anschein, die Schwarz-Grünen wollten den vom Pilzbefall befreiten Rasen der Niederösterreicher schonen. Ja hatte denn das „Wackerspektakel“ in der Fremde gar Pause? Mitnichten, Wacker schoss 93 Minuten lang kein Tor und ging trotzdem als verdienter 2:1 Sieger vom Platz. Spektakulärer gehts wohl kaum noch.

Irrfahrt Teil eins

Allen war klar, die schwerere Hürde auf die Schwarz-Grünen würde in Kapfenberg warten. Dorthin wollte man mit dem Bus reisen, denn Kapfenberg liegt nicht gerade um die Ecke. Aber vor dieser „Ecke“ (dem Deutschen) stand der Bus erst einmal über eine dreiviertel Stunde. Grund hierfür sind die Grenzkontrollen Richtung Deutschland gewesen. Über das kleine Deutsche Eck wäre es aufgrund einer Baustelle wohl kaum schneller gegangen. Zum Glück ist im Bus etwas Urlaubsflair entstanden und es wurden leckere Cocktails serviert. Cocktailbar im Bus – hab ich auch noch nicht erlebt. Die Grenze kam näher und die Festung Kufstein verschwand schon hinter uns. Die Grenzer wollten dann was von uns. Fast fühlte man sich an alte Zeiten erinnert. Da hat sich der „Geleitschutz“ für Fußballfans zumindest einmal rentiert und so wurden wir an der Grenze dann einfach durchgewunken. Aber der Stau hatte Folgen. Unser Busfahrer musste an der Grenze zur Steiermark eine längere Pause einlegen, um seine Ruhezeiten einhalten zu können.

Auf Teil eins folgt der Zweite

Bis in die Steiermark ging es dann recht flott. Wir sahen schon kurz nach der Ausfahrt Kapfenberg die Flutlichter des Franz Fekete Stadions. Ja kurz haben wir sie gesehen, die grellen Lichter und dann nur mehr Häuser und rote Ampeln. Dabei hatte das Spiel schon vor ein paar Minuten begonnen. Statt dem Ort unserer Begierde, standen wir nun zwischen Hochhäusern und Gemeindebauten. Wie ist das in Zeiten von GPS denn möglich? Ich weiß es nicht. Eher finde ich in New York eine Stecknadel, als der Busfahrer das Stadion, dass noch dazu weithin hell erleuchtet sichtbar ist. Aber eh schon wissen. Zum Glück gibt es Begleitschutz der uns dann den Weg wies.

Wo ist der Nachtbar?

Kaum wurde der erste Blick auf das Spielfeld im Kapfenberger Stadion geworfen, stand es schon 0:1 für den KSV. Das fängt ja gut an. Dieses Stadion kann man sowieso schwer beschreiben. Weit wie die Everglades und dunkel wie die Welt Mordors aus Herr der Ringe. Steht man auf der Auswärtstribüne hat man Mühe den Nebenmann oder die -frau zu erkennen. Von Tribüne oder Sektor kann man ohnehin nicht sprechen. Es ist eigentlich eine Frechheit und da fragt man sich, wo bleibt der Komfort im österreichischen Profifußball? Oder soll man in Tagen wie diesen schreiben, im Komödiantenstadel Bundesliga?

Aber jedenfalls fand Wacker noch vor der Pause zurück auf die Siegerstraße. Und wie – im Stile einer Klassemannschafft zeigte Wacker Innsbruck den Obersteirern wie man mit Effizienz spielt und geschickt verteidigt. Und noch etwas zeigte sich im Franz Fekete Stadion. Die ohnehin spärlich besetzte Hauptribüne ist zum größten Teil in schwarz-grüner Hand gewesen. Bei den Toren der Innsbrucker sprangen fast alle Tribünenbesucher in die Höhe. Sind unsere Fans während der gesamten 90 Minuten im weiten Oval zu hören gewesen, so auch Kinder mit Wacker-Innsbruck-Rufen auf der Haupttribüne. Da sahen die jungen, die grauen, wilde und sonstige Falken auf der Gegentribüne ziemlich alt aus

Aller guten Dinge sind drei

So ging es glücklich wieder nach Hause. Vor uns stand eine lange Heimfahrt. Mit dem ersten Sieg über die Kapfenberger seit ewiger Zeit, sollte dies kein Problem sein, meinte man. Doch unser Chauffeur der langen „Limousine“ hatte es bei den Pausen nicht gerade eilig. „Wir kommen schon rechtzeitig an“, meinte er. Da hat er sich wohl vertan, denn um 4.30 Uhr musste er in Angath in Tirol seinen Kollegen wecken, der ihn ablöste, sonst wären wir wohl erst zu Mittag heim gekommen. Ein paar Hindernisse halt, aber sonst war unser Busfahrer ja ein netter Kerl. Nur zum Europacup irgendwann mal, wünsche ich mir doch einen anderen.

Alle Auswärtsspiele gewonnen und das teils sehr spektakulär. Schwarz-grünes Herz was willst du mehr? Aber wenn man jetzt glaubt, wir wissen nicht mehr wie es ist, nach Niederlagen heim zu reisen, der irrt. Wir wissen das nur zu gut und deshalb gilt es zu genießen und am Boden zu bleiben. Auf jeden Fall ist das wiederum eine tolle Fahrt unter Freunden gewesen. Lustenau und Salzburg werden dann wieder mehr sein. Wr. Neustadt, Kapfenberg usw. tun sich halt nur solche, die wirklich mit dem schwarz-grünen Virus infiziert sind an.

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Autor: Rudolf Tilg

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