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Ana hot imma des Bummerl…

Ganz richtig ist es ja nicht. Es muss nicht immer einer verlieren, Fußball ist eine der schönen Sportarten, in denen zumindest im Liga-Betrieb ein Remis möglich ist. Nicht jedes Spiel muss einen Sieger haben, nicht jedes Duell entschieden werden, auch ein Remis, eine Punkteteilung ist ein denkbares Ergebnis. Wobei, für den Floridsdorfer AC war es diese Saison eher undenkbar. Vielmehr, ein Unentschieden hätte beinahe schon den Nimbus eines Sieges gehabt. Und vielleicht muss halt doch immer einer verlieren…

 
The winner takes it all

Dabei durften die Wiener in dieser Saison bereits einmal das Gefühl des Triumphes verspüren. Mit einem überlegenen 6:0 warf man in der ersten Cuprunde den Salzburger Landesligisten SC Golling aus dem Bewerb. Und selbst die 2:1-Niederlage auswärts gegen den designierten Aufsteiger LASK konnte man verschmerzen. Gegner waren andere, ging es doch um den Klassenerhalt. Das Ende des Liedes ist bekannt. Wacker kam in Runde zwei auf Besuch und verpasste den Floridsdorfern trotz zwischenzeitlichem Ausgleich die bislang höchste Saisonniederlage durch Tore von Micic, Pichlmann, Freitag, Hamzic und Gründler. Fassungslosigkeit in Innsbruck ob der Fähigkeit, Tore zu schießen, Ernüchterung an der Donau. Und diese Ernüchterung wandelte sich in eine Art Schockstarre. 10 Runden, 10 Niederlagen. Gegen Klagenfurt und Wiener Neustadt, also Gegnern um den Klassenerhalt, ebenso ohne Torerfolg wie gegen Kapfenberg, St. Pölten und den LASK. Die Mannen von Peter Pacult schienen das Kicken verlernt zu haben. Dabei zeigen die Ergebnisse, dass die Chance auf Punktegewinne durchaus da waren. Nur ein Tor Unterschied entschieden die Partien gegen den LASK, Klagenfurt, Salzburg, Wiener Neustadt und St. Pölten. 50% der Spiele ohne eigenes Tor, aber auch 50% der Spiele mit nur einem Tor weniger als der Gegner. Was nützt das Ganze, wenn dennoch 100% der Matches verloren gehen. Kein Wunder, dass der FAC das schlechteste Torverhältnis aufweist (-19), die meisten Tore erhalten hat (24) und im Schnitt nur jedes zweite Spiel ein Tor fabriziert. Es fehlt die Effektivität, vor dem Tor sowie im Zeitpunkt. Denn Konkurrent Nummer 1 im Abstieg, Wiener Neustadt, schaffte es, in 10 Spielen gar nur vier Tore zu erzielen – konnte mit diesen aber zwei Siege und ein Remis erspielen und so sieben Punkte zwischen sich und der roten Laterne bringen. The loser‘s standing small…
 
Allan wia a Stan

Im 21. Wiener Hieb hielt man dennoch fest an Peter Pacult, an der Legende. Doch auch ihm sah man die Fassungslosigkeit, die Ratlosigkeit an, nach den Spielen saß er wie versteinert auf der Bank, er, der sonst um keinen blöden Spruch verlegen ist, er, das Häferl, das seine Emotionen immer auf der Zunge getragen hat. Und Pacult hielt an seinem FAC fest, der Liebe seiner Kindertage, die er in der vergangenen Spielzeit vor dem Abstieg aus dem Profigeschäft bewahrt hatte. Einsamkeit stellte sich ein. Nichts mehr zu sehen von den 3000 Zuschauern, die die Floridsdorfer in einem ausverkauften Stadion im letzten Spiel der vergangenen Saison zu einem torlosen Remis gegen den LASK und damit auch zum gesicherten Klassenerhalt getragen haben. Waren es gegen Wacker in Runde 2 noch 1700 Hartgesottene, so ist der Schnitt mittlerweile auf 1060 gefallen, der Weg zur Dreistelligkeit ist vorgegeben. Im Cup, so der Plan, wollte man sich Selbstvertrauen holen, wieder einmal einen Sieg erleben, Tore schießen, Frust abbauen. Erreicht wurde das Gegenteil. Gegen den FC Piberstein Lankowitz, den steirischen „Doublegewinner“, der als Meister der Oberliga Mitte/West gerade eben erst in die Landesliga aufgestiegen ist und sich nur über den Landescup für den ÖFB-Pokalbewerb qualifizieren konnte, gegen diesen Viertligisten setzte es eine 0:1-Niederlage. Viel mehr noch, bereits in der 2. Minute lag man zurück, durch ein Eigentor. Die restlichen 88 Minuten war die Profitruppe aus Wien nicht mehr in der Lage, dieses Spiel gegen den Landesligisten zu drehen. Für Pacult genug, er warf das Handtuch, zog sich zurück, übergab an seinen Co Thomas Flögel, der interimistisch das Training leiten und gegen den FC Wacker Innsbruck als Chef auf der Bank Platz nehmen wird.
 
I’m a loser, baby

Dabei waren die Floridsdorfer nicht die einzigen, die im Cup Federn lassen mussten. In Runde 1 hatten sich schon Grödig (gegen Gurten) und Austria Lustenau (gegen eben jenen FC Piberstein Lankowitz) verabschiedet, Austria Salzburg musste in die Verlängerung, die Wackeren aus Maria Enzersdorf und Innsbruck ins Elfmeterschießen. Nicht genug damit, schoben die Schwarz-Grünen auch in Runde 2, in einer englischen Woche, wiederum Überstunden. Mit veränderten Positionen, nicht in Stammbesetzung – und sicherlich auch ein bisschen überheblich, ging es ja nur gegen einen Landesligisten – musste man lange kämpfen, um überhaupt ins Spiel zurückzufinden, holte sich vier Gelbe und eine Gelb-Rote sowie drei Gegentreffer ab, um in 120 Minuten in das Achtelfinale einzuziehen. Gut, es ging gegen den Cupsieger von 1988, aber da waren mit Lercher, Siller, Rosenbichler, Renner, Hamzic, Freitag, Gründler, Riemann, Hirschhofer, Jamnig und Tekir 11 der eingesetzten Spieler noch nicht einmal geboren. Immerhin musste man nicht wie die Ligakonkurrenten der Klagenfurter Austria, Wiener Neustadt und Kapfenberg bereits in Runde zwei den Hut nehmen. Es reicht schon, wenn der Peda diese Runde gehen musste.
 
Ana hot imma des Bummerl

Dabei hat sich Pacult die Chance genommen, in die Geschichtsbücher einzugehen. Denn, so bitter der Saisonstart für Floridsdorf auch ist, man ist noch nicht am Ziel, um als schlechtestes Team aller Zeiten verewigt zu werden. 1995/96 benötigte Vorwärts Steyr 11 Runden in der Bundesliga, um endlich den ersten Punkt gutschreiben zu können. Geschlagen wird man dabei nur vom SC Neusiedl am See, der sich bis Runde 20 Zeit ließ, um seinen ersten Punkt zu hamstern. In der zweithöchsten Spielklasse fehlen noch 5 Runden auf die USK Anif. Während sich Innsburck 1978/79 den Cupsieg holte, um zeitgleich abzusteigen, sparten die Salzburger Punkteprämien bis in Runde 15, als man den Wolfsberger AC auswärts mit 1:2 biegen konnte und damit die ersten Zähler der Saison einfuhr. Nicht, dass man den Floridsdorfern so lange anhaltenden Misserfolg wünscht – aber zumindest die Vorwärts aus Steyr sollte man überholen, ein Punkt in Runde 11 ist nicht notwendig…

 

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Autor: Stefan Weis

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