Skip to main content

Den Gefahren zum Trotz

Bild: www.presse-augsburg.de

Fußballfans leben in einer Welt, die nicht alle verstehen. Fast alles dreht sich ums runde Leder, den eigenen Verein, seine Farben, die Stadt und nicht zuletzt seine Gruppe, in der man eine Art Heimat findet. Oft ist es sogar mehr Heimat, als so mancher je hatte. Das verbindet, das hält zusammen. Man verbringt sehr viel Zeit für diese Art von Lebensphilosophie. Das verschlingt auch sehr viel Geld. In der Regel lässt man kein Spiel seines Vereins sausen. Jedenfalls nicht ohne gewichtigen Grund. Legt dafür auch tausende Kilometer pro Jahr zurück. Wir in Innsbruck haben da schon einen Nachteil. Wir liegen weit im Westen und haben meist weite Anreisen zu unseren Konkurrenten.

 

Verbundenheit

Dies trifft in dem Ausmaß aber auch ganz normale Fußballfans. Der FC Wacker Innsbruck hat das große Glück in ganz (!) Österreich seine Fans zu haben. Besonders im Osten des Alpenstaates. So treffe ich immer wieder Burgenländer, welche im äußersten Osten treue Begleiter unseres Traditionvereins sind. Auch Wiener, Steirer und Niederösterreicher. Letztens in Linz habe ich eine Gruppe von Fans getroffen, die sogar in Oberösterreich einen Wackeren Fanklub gegründet hatten. Sie stammen aus dem Raum Attersee und einige davon waren sogar schon 1978 bei der Sensation in Salzburg Lehen (gegen Celtic Glasgow 3:0) mit dabei.
In Niederösterreich gab es vor etwa 35 Jahren (während der 2. Liga gegründet) einen Wacker Innsbruck Fanclub, der über 40 Personen zählte. Einige sind noch immer treue Fans.
Fans aus allen Bundesländern sind auch immer wieder am Tivoli anzutreffen. Besonders fleißig sind da einige Burgenländer. Und man glaubt gar nicht, wie viele Schwarz-Grüne in fremden Stadien bei Toren der unseren jubelnd in die Höhe springen. Nicht nur im Auswärtssektor! Wacker Innsbruck kann demütig und dankbar sein, auf solche Fans zählen zu können.

Nicht selbstverständlich

Alle haben etwas gemeinsam. Die Einheimischen, die viele Kilometer in den Osten zurück legen, oder die Auswärtigen die auch in ihr rollendes Vehikel kraxeln müssen um die Schwarz-Grünen zu unterstützen. Das sollte nicht für selbstverständlich genommen werden. Und dass dies mitunter nicht ungefährlich ist, haben wir schon öfter am eigenen Leib erlebt.

Schrecklich aber ist jenes, das vor einem Monat in Deutschland passiert ist. Etwa 1200 Augsburger Fans peitschten die Ihren in Spanien bei einem Europacupspiel fast zu einer Sensation. Ein paar Tage später ging es für die Augsburger schon wieder in die Ferne. Mönchengladbach war das Ziel und auf der Heimfahrt passierte schreckliches. Ein Auto mit fünf jungen Burschen fuhr auf einen LKW auf. Zwei von ihnen starben sofort, einer wurde lebensgefährlich und die beiden anderen schwer verletzt.

Beeindruckend

Einige Tage später traf der FCA auf die Hoffenheimer. Dieses Spiel fand im Zeichen der Trauer statt. Dem Trauerzug schlossen sich auch einige Spieler und der Vorstand des FCA an. Im Stadion gab es eine Choreographie für die Toten und ein Spruchband für die Überlebenden. Die Fantribüne war mit schwarzen Bändern umgeben. Besonders beeindruckend, die Eltern der Verunglückten ergriffen mitten unter den Ultras das Wort. Fans des FCA legten vor der Fankurve Kränze nieder und zündeten Kerzen an. Sogar die Gladbacher spendeten einen Kranz und Euroleague Gegner Bilbao sendete eine Botschaft via Twitter.
Danach wurde auf die üblichen Gesänge verzichtet. Stattdessen sangen die Fans mit der Melodie von „Amazing Grace“ „Olé FCA“ das gesamte Spiel über hindurch. Da hörten sie auch nicht auf, als Hoffenheim das 0:1 erzielte. Absolute Gänsehaut Atmosphäre! Ruht in Frieden Daniel und Max!

Wenn man im Jahr zehn bis zwanzig Tausend Kilometer für seinen Verein zurücklegt, kommt man nicht drum rum – die Gefahr fährt mit. Danke an alle, die dem FC Wacker Innsbruck folgen und den Gefahren trotzen. Passt auf euch auf!

Avatar photo

Autor: Rudolf Tilg

Dieser Text stellt geistiges Eigentum des tivoli12 magazins dar und ist somit urheberrechtlich geschützt. Um den Text, oder Teile davon nutzen zu können, setzen Sie sich bitte mit dem tivoli12 magazin in Verbindung.
Skip to content