Skip to main content

Aller guten Dinge sind drei

Eins. So viele Vereine aus der oberösterreichischen Landeshauptstadt konnte der FC Wacker Innsbruck in dieser Saison schon aus dem ÖFB-Pokal eliminieren. Zwei. So viele Pflichtspiel-Siege gegen Linzer Teams gab es in dieser Saison bereits. Und nun wartet abermals der Linzer ASK. Zum dritten Mal in dieser Spielzeit. Aller guten Dinge sind drei, wussten schon die alten Germanen. Und die müssen es ja wissen, wenn der FC Wacker Innsbruck auf die aus ehemaligen Germania-Linz-Spielern gegründete Sektion des ASK trifft.


 
Das aller erste Mal

Ganz so lange ist es nicht her, das erste Duell in Österreichs höchster Liga. Und doch schon über 50 Jahre. Es war der 5. September 1964. Wacker Innsbruck, der Frischling in der A-Liga, hatte einen Traumstart hingelegt, Wacker Wien auswärts mit 2:0 besiegt. In Runde zwei musste der regierende Meister Rapid – im Vorjahr nur besiegt vom FAK und dem SV Stickstoff Linz – die Überlegenheit Innsbrucks anerkennen. Bis in Runde drei der LASK kam. Drei Jahre zuvor bereits Vizemeister, in der abgelaufenen Saison Tabellen-Dritter, wollte man 64/65 durchstarten. Und dafür hieß es, auch unangenehme Neulinge wie den FCW zu besiegen – was man auch tat. 0:1 endete diese Partie, auch im zweiten Aufeinandertreffen führten Tore von Siber und Senekowitsch nur zu einem Remis, Innsbruck musste in dieser Saison drei Punkte in Linz lassen. Drei wichtige Punkte aus Sicht der Provinz. Die Athletiker aus Oberösterreich schafften, was zuvor noch kein Bundesländer-Verein geschafft hatte: sie durchbrachen die Dominanz der Wiener Vereine, lagen nach 26 Spieltagen einen Punkt vor den Jedleseern aus dem 21. Hieb und vor den Grün-Weißen aus Penzing. Die drei Punkte gegen Wacker Innsbruck hatten den ASK an der Admira und Rapid vorbeigeschoben und ihnen den ersten Meistertitel außerhalb der Wiener Stadtgrenze beschert. Die Oberösterreicher sollten sich dafür noch revanchieren.
 
Das erste Mal

1966/67 brachten die Spiele gegen den LASK die vollen vier Punkte, dennoch reichte es für die Tiroler nur zu Rang 2 in der Liga, punktegleich mit Rapid. Also nächster Anlauf. 1967/68 ließen die Linzer drei von vier Punkten in den Bergen, wiederum nur Vizemeister. Wenn es also in der Liga nicht sein sollte, dann vielleicht im Pokal – doch dazu musste man erst einmal gegeneinander gelost werden. 1969/70 war es so weit. Und welch bessere Runde hätte man sich für dieses Duell aussuchen können als das Finale! Angstgegner Rapid wurde bereits in der zweiten Runde aus dem Bewerb geworfen, die roten und schwarzen Grazer waren harte, aber überwindbare Gegner am Weg ins Finale. Die Schwarz-Weißen von der Donau wiesen nach den Spielen gegen den FC Lustenau, die Admira und die WSG Radenthein eine makellose Bilanz von 13:0 Toren auf – und mussten im Semifinale das pure Glück in Anspruch nehmen. Die erste Partie gegen die gleichfarbigen Bregenzer endete im Ländle nach 120 Minuten 2:2, das Elferschießen war noch nicht eingeführt, ein Wiederholungsspiel musste her. Als auch dieses nach Verlängerung 3:3 stand, musste das Los entscheiden – und gab den Linzern die Möglichkeit, sich gebührend bei Wacker Innsbruck zu bedanken. Nur 2000 Zuschauer im Bundesstadion Südstadt, aber Hunderttausende vor den TV-Geräten sahen ein Tor von Buffy Ettmayer, den für Innsbruck glücklichen frühen Ausfall von Linz‘ gefährlichster Waffe Kurt Leitner, den Ausschluss von Franz Wolny – und den ersten nationalen Titel in Innsbrucks mittlerweile reich gefüllter Andenkensammlung.
 
Vorerst mal

Man traf sich noch öfter. Im ÖFB-Pokal hatten die Tiroler in 8 Begegnungen sechsmal die Nase vorne, die letzten zwei Aufeinandertreffen in den 90ern gingen jeweils vor eigenem Publikum mit 0:1 verloren, viermal hatte man zuvor zu Hause gewonnen. Im Ligabetrieb stand man sich 106mal gegenüber, 96mal auf höchstem Niveau. 16mal konnte dabei aus Innsbrucker Sicht kein Tor erzielt weren, vier endeten völlig torlos. Zweimal wurden die Linzer mit 6:1 besiegt, einmal mit 5:0. Dieses Ergebnis gab es auch in der Saison 2007/08, allerdings durften die ASKler fünfmal jubeln, Wacker verabschiedete sich aus der Bundesliga, die neue Heimat hieß Erste Liga. Diese ist auch derzeit der bevorzugte Spielgrund der beiden Vereine, zweimal stand man sich in der laufenden Spielzeit bereits gegenüber. Ein Geschenk von Julian Weiskopf entschied die erste Partie, ein Geschenk von Harald Lechner die zweite. 18 Schüsse gab Wacker ab, sechs davon aufs Tor, zweimal schlug es ein. Dem stehen 33 des ASK gegenüber, der dabei aber nur siebenmal das Ziel selbst traf und ebenfalls nur zweimal jubeln durfte. Einem Innsbrucker Übergewicht an Flanken bei ihrer Niederlage (16:7) steht ein extremer Überhang zu Gunsten Linz (20:5) bei deren glücklosen Spieltag gegenüber. 10 Eckbälle mehr konnten die Schwarz-Weißen bisher verbuchen, griffen aber auch deutlich öfter zu unfairen Mitteln (43:29 Fouls) und wurden deshalb auch mit einer Roten Karte bestraft (in einem Spiel, das auch gerne mit einem weiteren Ausschluss gegen die Oberösterreicher hätte enden können). Beeindruckend allerdings die daraus resultierende Ballbesitzstatistik: während die Schwarz-Grünen bei ihrer Niederlage mit 48,5% auf Augenhöhe agierten, konnte man trotz (oder eben wegen) einer Spielhälfte in Führung und 20 Minuten in Überzahl im zweiten Match nur 40,4% Ballkontrolle für sich behaupten.
 
Aller guten Dinge

Völlig egal. Ob Glück oder Pech, was zählte, waren die drei Punkte. So, wie auch im nächsten Spiel nur eines zählt: aufsteigen. Ob es jetzt wieder eine Verlängerung ist wie gegen Krems oder gar ein Elfmeter schießen wie gegen Blau-Weiß (oder wie der LASK in Runde 2 gegen den TSV St. Johann/Pongau), ist dabei völlig nebensächlich. Denn: aller guten Dinge sind drei. Und dieses dritte Spiel muss gewonnen werden, um im Pokal nicht zum Zuschauer degradiert zu werden.
 
P.S.: Ach ja, warum es gerade drei Dinge sind, wollte ich noch erzählen – haben wir hier doch auch einen Bildungsauftrag. Thing, das waren die Gerichtsversammlungen bei den Germanen. Dreimal wurde dazu geladen. Und dreimal musste ein Angeklagter geladen werden, bevor er in Abwesenheit verurteilt werden konnte. Aller guten Thing waren also drei bei den doch recht zivilisierten wilden Germanen.

Avatar photo

Autor: Stefan Weis

Dieser Text stellt geistiges Eigentum des tivoli12 magazins dar und ist somit urheberrechtlich geschützt. Um den Text, oder Teile davon nutzen zu können, setzen Sie sich bitte mit dem tivoli12 magazin in Verbindung.
Skip to content