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Keine Seligsprechung

Seit Montag 20.19 Uhr ist das 101. Westderby Geschichte. Ob es in die Geschichte eingehen wird, kann ich nicht sagen. Vielleicht sogar als das vorläufig letzte Derby im wilden Westen. Jedenfalls haben die Violas ihren Ex Präsidenten Windischbauer und Sportdirektor Stöger am Allerseelentag nicht gerade selig gesprochen. Was dann auch deutlich zu hören gewesen ist. Selig waren die Schwarz-Grünen. Zumindest vor oder während des Spiels. Die zauberten zu Beginn des Schlagers eine tolle Choreographie aus dem „Tirolerhut“. Mit tausenden selbstgemachte Fahnen, so wie einer Überollfahne. Viel Feuer und Rauch durften auch nicht fehlen und gab die Richtung für ein leidenschaftliches Westderby vor. Knapp 8000(!) waren gekommen um dieses Duell im Westen zu sehen. Ob die dann selig nach Hause gegangen sind, wage ich zu bezweifeln…

Tolle Kulisse

Man konnte es kaum glauben, aber die Ränge füllten sich nur spärlich. Auch an den Kassen gab es keine lange Wartezeiten. Etwa 5000 Karten gingen im Vorverkauf über den Ladentisch. Kommen nicht viel mehr? Ist der Montagstermin 18.30 doch zu ungünstig?
Aber doch, bei Anpfiff war die Nordtribüne bis an die Seiten so gut gefüllt, wie schon lange nicht mehr. Ausnahme vielleicht das „High Noon“ gegen den SV Horn. Nach der Choreographie ist dann Nähe der Nordfans Gehörschutzalarm gewesen. In der Pause eine Menschenmenge unter der Nordtribüne. Wer sich glücklich schätzen konnte, hatte sich rechtzeitig angestellt um eine Verpflegung zu ergattern . Danach gabs die chronische lange Wartezeit. Diesmal halt noch ein wenig länger. Aber ist doch schön, wenn was los ist!

Heiße Partie

Es ging von Beginn an richtig zur Sache. Beide Mannschaften hatten enormes Glück, dass sie das Spiel zu elft beenden durften. Besonders auf Seiten der Schwarz-Grünen kam neben dem Sommerwind auch so viel Wind ins Spiel. Fast wie ein Sturm. Die Burschen spielten Zeitweise wie aus einem Guss.
Die Fans peitschten ihre Mannschaften lautstark nach vorne. Riesenjubel bei Wackers Führung durch einen entfesselten Alex Gründler. Das Tivoli brannte und tobte.
Enttäuschung dann beim Ausgleich der Salzburger. Die Violetten nutzen den einzigen Fehler der Innsbrucker aus. Kurzzeitig ist es ruhig im Stadion geworden. Aber nur kurz. Was in den letzten Minuten abging, nennt man im Eishockey Powerplay. Nur saß keiner auf der Strafbank.
Das ist ein Ritt auf einer Rasierklinge gewesen. Verlieren wollte man das Derby auch nicht. Aber die Austria konnte nicht mehr, war stehend k.o. Doch es blieb beim bitteren 1:1. Auch weil die Salzburger ihre einzige (!) Chance verwerteten und Unsere aus einem Meter Entfernung das Tor nicht trafen. Aber wem soll man bei diesen Spiel einen Vorwurf machen?

Unter Beobachtung

Unter den vielen Zuschauern, die nicht aus Tirol oder Salzburg kamen, gesellten sich auch Fotographen eines deutschen Ultra-Magazins. Die waren eigentlich wegen den Salzburgern gekommen und waren dann aber von der Stimmung der Schwarz-Grünen beeindruckt. Die meinten gar voller Bewunderung „Die sind krank, die Österreicher“.
Der Weg der Salzbuger imponiert. Aber ist dieser einzigartig? Nein, denn der FC Wacker Innsbruck schaffte Mitte der Achtziger, bis Ende der Neunziger des vorigen Jahrhunderts das Selbe. Von der untersten Liga durch, bis zum fast Aufstieg in die zweite Division. Dieser Weg endete womöglich auf die selbe Weise, wie jetzt der, der Austria. Dem FC Wacker Innsbruck (Amateure) wurde von der Politik ein Platz und auch ein Vereinsheim verweigert. Ohne Stadion, kein Kampf um den Aufstieg und so spielte Fritz Schwab mit seinem (den echten) Wacker mit einer Jugendmannschaft weiter. Fusionierte dann im Mai 1999 wieder mit dem FC Tirol, der vorher schon aus dem FCW entstand.

Wiederholt sich die Geschichte?

Parallelen zu Innsbruck gibt es bei der Austria einige. Im Schatten eines großen Bruders ist es schwer zu überleben. Besonders in einer Stadt. Es ist schon mehreren Vereinen so ergangen. Auch sind die Violetten auf ihre Führungsspitze extrem sauer und das zurecht. Unter dem Motto, Aufstieg um jeden Preis, hat man sich in der Mozartstadt schon letztes Jahr übernommen. Auch in die neue Saison ging man mit sehr wenig Weitblick. So wurden mit 34 Punkten und 22 Spieler budgetiert. Geworden sind es aber 28 (!) Spieler. Da verschwinden ein paar Hunderttausend ins violette Bermudadreieck. Und wahrscheinlich bricht der Stadionumbau den Violetten erst richtig das Genick. Da wurde einfach falsch kalkuliert, budgetiert und informiert. Die Mitglieder wurden begelogen und andere Probleme vorgegaukelt.
In Innsbruck hat man vor ein paar Jahren ähnliches erlebt. Nur die wackeren Mitglieder haben daraus gelernt. Bei den Austrianern kann das bereits zu spät sein. Schade um die Bereicherung der Liga, schade um den Verein und schade um solche Spiele.

Bei aller Rivalität, es war toll. Zwar ohne den Höhepunkt eines Sieges, quasi ein bisschen wie Sex ohne Orgasmus, aber toll. Schwamm drüber, am Freitag geht es in Klagenfurt weiter!

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Autor: Rudolf Tilg

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