Licht und Schatten
Viel Neues gab es gestern bei der Generalversammlung des FC Wacker Innsbruck zu erleben. Nicht nur, dass die Anzahl der Tagesordnungspunkte mit deren zwölf eine neue Dimension erreichte, nein, auch inhaltlich gab es einiges zu bestaunen, zu bewundern aber auch irgendwie kritisch zu hinterfragen.
Es hätte so schön sein können…
Zuerst einmal zum absoluten Highlight: Am 30.6.2016 wird der FC Wacker Innsbruck wahrscheinlich ein aktives Vermögen von 15.000 Euro vermelden können. So sehen die Prognosen aktuell aus. Vorbei die Zeiten, in denen sich der Wirtschaftsprüfer wegen des hohen negativen Eigenkapitals wand und irgendwie zum Thema Fortführungsprognose ins Stottern kam. Dazu passt auch das neue Selbstverständnis, bei dem jetzt „wirtschaftliche Stabilität UND sportlicher Erfolg“ im Mittelpunkt stehen und nicht das unsägliche „wirtschaftlicher vor sportlicher Erfolg“. Dass Josef Gunsch schließlich mit 95% der gültigen Stimmen und sein Vorstandsteam mit noch breiterer Zustimmung wiedergewählt wurden, verwunderte bei einer solchen Erfolgsstory nicht.
…wäre da nicht…
Verwunderlich dafür aber die Szenen rund um die Änderung der Statuten: Schon zu Beginn der Generalversammlung stellte ein Mitglied den Antrag auf eine geheime Abstimmung. Dieses Ansinnen wurde von Vereinsanwalt Pegger aber auf später verschoben, da zuerst noch der Bericht des Präsidenten und der sehr detaillierte Bericht des Sportdirektors/General Managers auf der Tagesordnung standen. Daraufhin kamen die Budgets und die Entlastungen zur Abstimmung. Und schließlich begann der umfangreiche Block der Statutenänderungen. Bis sämtliche Änderungen erklärt und diskutiert waren, war die Uhr bereits auf 22:30 vorgerückt und nun kam es zu Behandlung des Antrages auf geheime Abstimmung. Die Diskussion hierzu wurde sehr intensiv geführt, wobei sich zu Beginn doch eine deutliche Mehrheit für den Antrag bemerkbar machte. Bis Alt-Obmann Stocker die Stimme erhob und einen feurigen Appell für eine öffentliche Abstimmung hielt. Die Mitglieder verdanken der Obmannschaft Stockers sehr viel, keine Frage, doch ob er gestern dem demokratischen Mitgliederverein einen guten Dienst erwiesen hat, bleibt dahin gestellt. Demokratische Wahlen sind über die Prinzipien der freien, geheimen, gleichen und unmittelbaren Wahl definiert. „Dass man öffentlich zu seiner Meinung stehen soll“ gehört zu diesen Prinzipien bei Leibe nicht und erinnert viel eher an die gläsernen Wahlurnen bei der Okkupation der Krim, um ein zeitgenössisches Beispiel zu bemühen. Nach Stockers Wortmeldung kippte die Stimmung und der Antrag auf geheime Wahlen wurde abgelehnt, wobei sich ein Wahlprüfer ganz besonders ins Zeug legte und mit seinem Zettel hocherhoben am Podium stehend, versehentlich verdreht gezeigte (also die weiße Rückseite anstelle der grünen Vorderseite) lautstark als ungültig titulierte.
In weiterer Folge wurden sämtliche Anträge angenommen, wieviele Stimmenthaltungen es gab, wurde leider nicht ermittelt, denn so manches Mitglied griff bewusst nicht zu den Kärtchen, als Protest gegen diese Art des Wahlgangs.
Als die Statuten im Jahre 2010 durch die Statutenarbeitsgruppe neu erarbeitet wurden, herrschte in dieser Gruppe das Konsensprinzip. Sowohl Vorstand (damals in der Person von Johannes Marsoner), als auch Mitglieder und Markenexperten trafen alle Entscheidungen, teilweise nach stundenlangen Diskussionen, sodass alle zustimmen konnten. Damals wurde der Änderungsentwurf schließlich in der Generalversammlung geheim abgestimmt. Die Frage nach dem Titel Obmann oder Präsident unter Kaspar Platter wurde geheim abgestimmt. Die Frage nach dem neuen / alten Wappen wurde geheim abgestimmt.
Leider wurde über die weitreichendste Statutenänderung seit Bestehen des Vereins, welche im Gegensatz zu früheren Zeiten nicht durch ein offenes Enqueteverfahren vorbereitet wurde, mit Handaufheben entschieden.
Schade, es hätte eine wirklich beeindruckende GV werden können: sportlichen und wirtschaftlichen Erfolg hätte man feiern können, dazu die mit fast 100% Zustimmung erfolgte Wiederwahl von Präsident Josef Gunsch und seinem Team. Doch was in Erinnerung bleiben wird, ist der doch ein wenig üble Beigeschmack, den das Wahlprocedere und die Aussagen dazu bei so manchem Mitglied hinterlassen haben…..