Keine Wahl
Sie haben die Wahl. Sie entscheiden, was die Zukunft bringt. Dabei dürfen sie aber kein X machen, das wäre die falsche Wahl. Ah, da ist er ja, der Unterschied. Während ganz Tirol am Wochenende die Wahl hat und sein X macht, wäre ein X für Wacker wohl untragbar. Da haben sie keine Wahl, die Innsbrucker. Also beide, die Fußballer und die anderen Innsbrucker, die ja auch nicht wählen dürfen. Darum können sie sich auf den Fußball konzentrieren, ganz und gar. Denn der Gegner ist kein Niemand, es wartet der FAC. Das Team, das den Tirolern schon einmal einen Punkt abgeknöpft hat, damals in Runde 11. Es war der erste für die Floridsdorfer nach 10 Niederlagen en suite – und es soll nicht der letzte bleiben für den Tabellenletzten.
Chancenlos
Zunächst sah es ja nicht gerade rosig aus für die Wiener. In Runde zwei kam Wacker Innsbruck und fegte wie ein Orkan durch das Prater-Oval. Na, sagen wir Lüfterl, denn Floridsdorf konnte die Tiroler Führung innerhalb von 11 Minuten egalisieren. Für Mehmet Sütcü blieb es aber das bislang einzige Saisontor, für Arvedin Terzic, der die Vorarbeit leistete, die Hälfte aller bisherigen Assists. Und das klare 5:1 durch fünf verschiedene Innsbrucker Schützen (Micic, Pichlmann, Freitag, Hamzic, Gründler) wurde erst in Minute 89 und 93 fixiert. Wacker feierte den bislang höchsten Saisonsieg, der FAC fand eine Krise, aus der man sich bis heute nicht befreien konnte. Das führt zu unterhaltsamen Details. Etwa, dass Andreas Bauer, ein Verteidiger, der Mann mit den drittmeisten Ballkontakten der Liga ist (1243 in 17 Spielen), eine Statistik, die Andreas Hölzl mit 1292 Berührungen anführt. Bauer ist aber gleichzeitig auch der Mann der Ersten Liga, der die meisten Ballverluste aufweisen kann, 418 mal musste er das Spielgerät unfreiwillig abgeben, 89 mal öfter als Michael Lercher, der teilfreudigste Schwarz-Grüne. Oder, dass Arvedin Terzin (ja, eben jener, der das Assist für Sütcü durch einen Eckball lieferte) der Mann ist, der zwar für die allermeisten Eckstöße der Wiener verantwortlich ist, gleichzeitig aber nur an 10. Stelle dieser Rangliste liegt. Und er bringt seine Corner auch unkonventionell an den Mann. Oder eben gar nicht, denn von 32 Versuchen fanden lediglich 8 einen Mitspieler im Strafraum, 16 den Gegner. Und achtmal, am zweitöftesten in der Liga, spielte der Bosnier den Ball kurz ab, um ja kein Risiko einzugehen. Obwohl, gerade in der Kürze liegt die Gefahr der Floridsdorfer, denn jedes einzelne der bisherigen 12 Tore wurde von innerhalb des Strafraums erzielt. Sie mögen keine weiten Distanzen, scheint es. Und dennoch holten sie 80% ihrer Punkte auswärts, den ersten sogar im Tivoli. Doch eines ist zu 100% sicher: Terzic und Sütcü werden nicht gegen den FCW spielen. Sie wurden in der Transferzeit abgegeben – wie auch Csizmadia. Der FAC scheint mit 5 Punkten wohl chancenlos dem Abstieg entgegenzutrudeln – wäre da nicht die alte Krux mit der Lizenz, die Salzburg keine Wahl lässt und am Ende der Saison an das Ende rücken wird. Und die Mozartstädter könnten nicht allein bleiben, kracht es ja auch heftig im Gebälk der Austria aus Klagenfurt, die im Jänner etwa Rückstände bei GKK und Finanzamt hatte, oder bei Kapfenberg, die durch den plötzlichen Tod ihres Mäzens plötzlich ohne Rückhalt dastehen. Ein Klassenerhalt mit einstelliger Punktezahl wäre möglich…
Namlos
Keine Wahl haben auch die gut vier Dutzend Einwohner von Gramais. Es fanden sich einfach keine Namen, die sich der Wahl stellen wollten. Recht namlos sind auch die Neuzugänge des FAC – wozu auch verstärken, wenn die schwächste Offensive mit der schwächsten Defensive gepaart ist und ein sportlicher Klassenerhalt nicht sonderlich realistisch? Darum wurde punktuell auf junge Defensivkräfte gesetzt. Fraisl, ein Name, der in Tirol manchmal mit Sportjournalismus in Verbindung gebracht wird, wechselte von Wiener Neustadt in das richtige Wien, um dort das Tor zu hüten. Das tat er diese Saison bereits einmal im Ligabetrieb. In Runde 1 musste er gegen Lustenau zwei Treffer hinnehmen, das restliche Jahr verbrachte er auf der Neustädter Bank. Wobei, ganz stimmt das nicht, im Cup kam er ebenfalls zweimal zum Einsatz, hielt gegen die Vienna ein 0:1 bombensicher, musste sich aber von den bekannt brandgefährlichen Ebreichsdorfern in Runde zwei drei Tore einschenken lassen, das Pokal-Aus für sein Team. Die Wiener Defensive soll Florian Heinrich verstärken, ein 20jähriger mit wechselvoller Jugend. Er kann die Vienna in seinem Lebenslauf aufweisen wie auch die Akademie der Wiener Austria, er spielte im Nachwuchs von Schalke04 und dann immerhin noch bei Austria Klagenfurt. An die Donau wechselt er aber von Maria Saal. Sie greifen gerade heimlich zum Atlas? Fragen sie einfach Julian Weiskopf, er kann ihnen den Weg erklären, spielt doch dessen Verein Rapid Lienz aktuell in der Kärntner Landesliga gegen den Markt mit seinen 3840 Einwohnern, der für seinen Dom und ebenso bekannt ist wie für den Herzogstuhl. Für Fußball allerdings eher nicht.
Viel los
Das ist zumindest etwas, das Maria Saal mit Estland gemein hat, dessen Nationalspieler Henrik Ojamaa die erfolgreichste Offensive der Liga verstärken und Thomas Pichlmann entlasten soll. Mit Pichlmann ist im gegnerischen Strafraum viel los, er führt so manche Statistik an: erfolgreichster Torschütze (14), ältester Torschütze (34), erfolgreichster Scorer (16). Er ist der Mann, der am wenigsten Minuten für ein Tor braucht (98,71), zumindest, wenn man das One-Hit-Wonder Michael Augustin außer Acht lässt. Dabei steht er aber gerne vorne, weit vorne, und ist mit 31 Abseits-Stellungen der Ranglisten-Spitzenreiter. Thomas ist der Mann mit den meisten Heimtoren und den meisten Auswärtstoren, traf am öftesten nach Standardsituationen und verwandelte die meisten Elfer, traf am häufigsten innerhalb des Strafraums. Naja, das hat er mit dem FAC gemein, er traf ausschließlich von innerhalb des Strafraums – aber alleine zweimal öfter als die gesamte Floridsdorfer Mannschaft…
Keine Wahl
Innsbruck hat keine Wahl. Der FAC muss geschlagen werden, wenn man weiterhin vorne mitspielen will. Ein Remis war genug der Aufopferung für ein bis dahin punkteloses Team, drei Punkte sind Pflicht. Ebenso Pflicht, wie es die Stimmabgabe für die Tiroler am Sonntag sein wird. Demokratische Rechte muss man aktiv nützen – auch wenn man mancherorts nicht einmal eine Wahl hat…