Ein Fuchs, der Dax!
Man muss kein begnadeter Spieler gewesen sein, um ein Team als Trainer anzuführen. Es ist auch keine Garantie für Erfolg, fragen sie etwa Sunna, das Hunderl von Toni Polster, das sich mit seinem Herrl den exzessiven Bewegungsdrang teilt. Andererseits, sieben Meistertitel, vier Cupsiege und ein Finale im Europapokal der Pokalsieger, das kann schon was. Sowas erreicht man nicht mit ASV Statzendorf, da ist schon mehr notwendig für einen gebürtigen St. Pöltner. Einen, der darauf brennt, mit seiner Heimatstadt dem FC Wacker Innsbruck die Tabellenführung zu entreißen.
Summ, summ, summ…
Wenn Karl Daxbacher sich engagiert, dann mit vollem Herzen. Dann ist er fleißiges Bienchen und kämpfender Löwe in einem. Wie etwa bei der Arbeiter Sportvereinigung Statzendorf, bei welcher er mit 15 Jahren schon in der Kampfmannschaft landete und auf Anhieb Schützenkönig der 1. Klasse wurde. Da war er noch Mittelstürmer, der Mittelfeldspieler, der die Geschichte der Wiener Austria mitprägen sollte. 1971 wechselte er an den Verteilerkreis und legte 14 Jahre das Trikot der Violetten nicht mehr ab. 502 offizielle Partien bestritt er für die Violetten, netzte dabei 54mal ein, dreimal auch im Ligabetrieb gegen Innsbruck, alle in derselben Saison – 1978/79. Der Dax trug seinen Teil dazu bei, dass der bisherige Platzhirsch Wacker Innsbruck 1979 die höchste Spielklasse verlassen musste. Und er trug seinen Teil dazu bei, dass der neue Platzhirsch Austria Wien hieß. Zwischen 1976 und 1986, im violetten Jahrzehnt gingen acht Meistertitel an die erfolgreichste Mannschaft der Bundesligageschichte, an das erfolgreichste Team der Bundesländer-Meisterschaften, an den eigentlichen Rekordmeister. Dax bewies aber nicht nur sein Können und seine Treue, sondern auch Anstand und Haltung, am Feld und Abseits, ein echter Gentleman, verzeihen Sie, ein Sir! In 712 FAK-Spielen, ob Pflicht oder Freundschaft, galt für Ihn 710mal Freundschaft als oberste Maxime, nur zwei Feldverweise musste er hinnehmen, nur 13 gelbe Karten. Das schaffen manche Schwarz-Grüne in einer Saison. Etwa Ali, der Sensenmann. Nie bösartig, aber immer kampfbetont holte er sich etwa in der Saison 01/02 bewerbsübergreifend 15 Gelbe und zwei Gelb-Rote in 33 Spielen. Hochgerechnet auf Sir Karls Engagement bei der Austria wären das überschaubare 323 Verwarnungen und 43 Ausschlüsse.
What does the Fox say…?
Dax kann aber auch Trainer. Und es drehte sich zunächst alles wieder um die selben Namen wie in seiner aktiven Laufbahn: Krems, St. Pölten, Statzendorf, Austria – eine treue Seele, der Karl. Den neuen Verein seiner Heimatstadt, den SKN, führte er in seiner ersten Amtszeit an der Traisen aus der 2. Landesliga West direkt in die Regionalliga, um sich dann um den Nachwuchs der Austria zu kümmern. In seinen vier Jahren bei den Jungveilchen formte er Spieler wie Robert Almer, Andreas Schicker, Christoph Saurer, Daniel Sobkova, Michael Madl, Andreas Ulmer, Markus Suttner, Rubin Okotie, Frankie Schiemer, Philipp Netzer oder auch Bartolomej Kuru, den er auch nun wieder beim SKN trainiert. Nebenbei brachte er die violetten Zweier noch in die zweithöchste Spielklasse und holte dort den Herbstmeistertitel. Ausgebootet von Sportdirektor Peter Stöger hatte der Trainerfuchs noch nicht genug. Er wechselte für zwei Jahre die Donau hinauf und führte den LASK in die Bundesliga um dort von seinem alten Teamkameraden Thomas Parits zur Austria zurück gelotst zu werden. Cupsieg und dritter Platz in Jahr eins, Vizemeister mit nur einem Punkt Rückstand in Jahr zwei, entwickelte er Talente wie Dragovic, Baumgartlinger, Junuzovic und Klein. Um im Folgejahr auf Rang vier liegend entlassen und von seinem ehemaligen Spieler beim LASK, Ivo Vastic, abgelöst zu werden – ein violettes Missverständnis. Ein ebensolches war auch sein zweites Engagement auf der Gugl, vielmehr seine Entlassung nach zwei Regionalliga-Meistertiteln und Aufstieg in die Erste Liga mitten im dortigen Titelkampf. Sir Karl blieb Gentleman, trat nicht nach, sondern gab auf seine Weise Antwort.
Welpenschutz
Seine Heimatstadt rief, Dax kam und führte St. Pölten an die Spitze der zweiten Liga. Vier Punkte vor den LASK, nur einen hinter Spitzenreiter Wacker Innsbruck. In der neu errichteten NV-Arena, in welcher sich die Ex-Wackerinanerinnen Katharina Schiechtl und Nicole Billa mit der seit 17 Spielen ungeschlagenen Nationalmannschaft zu Hause fühlen dürfen, hat man aber so seine Probleme. Auswärts eine Macht (acht Siege, nur einen weniger als Wacker), mussten die Niederösterreicher in fünf von zehn Spielen Punkte abgeben, drei Niederlagen stehen vor eigenem Publikum zu Buche, unter anderem ein 0:3 (Freitag, 2x Pichlmann) gegen die Innsbrucker. Damit nicht genug, in der NV-Arena ist man nicht nur sieg-, sondern auch torlos gegen Schwarz-Grün. 2387 Tage ist der letzte Treffer und letzte Drei-Punkter her, damals wurde aber noch am alten Voith-Platz gespielt. Die effektivste Auswärtsmannschaft trifft aber auf das Team der Stunde, wohl perfekt eingestellt vom Dax. Man darf sich nicht täuschen lassen von der Niederlage gegen Lustenau, St. Pölten holte in den letzten sieben Spielen 18 Punkte, schoss ebenso viele Tore und schob sich in diesen sieben Partien um 8 Punkte näher an Innsbruck heran. Auch, wenn Sir Karl die Verletzungen von Schlüsselspielern beschäftigen, zeigt er erneut, dass er mit Welpen kann. Nicht nur arrivierte Spieler wie Tomasz Wisio oder Flo Mader bilden das Grundgerüst seines Teams, erneut versucht er, junge Spieler einzubauen und ihr Talent zu fördern. Wenn er sie denn bekommt, denn aus der Talenteschmiede AKA St. Pölten flog gerade erst ein Florian Grillitsch zu Werder Bremen, und die nächsten Talente, wie etwa ein Christoph Baumgartner, sind wohl schon am Sprung. Der in Österreich lange vorherrschende Welpenschutz bis hin zum „ewigen Talent“ ist aufgehoben, die Reaktion der Liga jedoch wohl kaum passend: Aufweichung des Österreicher-Topfs…
Sir Karl
Das Spiel um Platz eins wird ein hartes. Wacker sucht verzweifelt nach seiner Form und muss sich an Thomas Pichlmann halten – traf er, verlor Wacker kein Spiel. Gegen ein bis in die Haarspitzen motiviertes St. Pölten wäre dies schon ein Erfolg, wie gerade erst die Begegnung mit dem LASK gezeigt hat. Der SKN wird hingegen auf Manuel Hartl setzen, mit Segovia der erfolgreichste Torschütze der Niederösterreicher. Traf er, gewannen die Mannen von Daxbacher jedes Spiel. Den Karl würd‘s freuen, aber nicht zu exzessiv, mehr zurückhaltend. Ganz Sir eben.