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No Futur(ama)

Das sollen sie büßen, die Klagenfurter. Da bleibt man ständig beim Zappen an einer Serie aus der Vergangenheit hängen, beobachtet Matt Groenings Vision der Zukunft (Futurama)und freut sich, einen holprigen, aber halbwegs brauchbaren Aufhänger für das Match gegen die Kärntner gefunden zu haben – und dann entlassen die Bender! Nein, nicht Planet Express, was wären die ohne Bender (Bildmitte). Planet Austria! Das sollen sie büßen. Am besten gleich gegen Wacker Innsbruck.

 
Mangels Quoten abgesetzt

Tja, dann gibt’s halt trockene Kost aus der Fakten-Kiste. Etwa, dass hier ein Team auftritt, dass überraschend stark in die Saison gestartet ist, in den ersten sieben Partien nur eine Niederlage hinnehmen musste, die ersten vier Heimspiele in Serie gewann und bis zur 14. Runde ohne Niederlage vor eigenem Publikum blieb. Saisonübergreifend bedeutete dies, dass die Klagenfurter seit dem 13. Mai 2014 oder umgerechnet 528 Tage im Ligabetrieb ungeschlagen auf eigenem Grund blieben. Das Publikum goutierte dies – leider nicht gebührend. In das nunmehr wieder 32.000-Personen fassende Stadion am Wörthersee, in dem schon dem deutschen Nationalteam bei der EM oder auch Herbert Grönemeyer zugejubelt wurde und das 2016 nicht nur das ÖFB-Pokal-Finale, sondern auch den französischen Supercup beherbergen wird, verirrten sich nur selten mehr als die letzten tapferen Violetten. Die Austria startete mit 2550 Zusehern (einer Auslastung von 7,97 Prozent) und hatte damit den Zuschauerrekord der Saison bereits erreicht. Die erste Niederlage nach unglaublichen 23 Liga-Heimspielen sahen nur noch 990 hartgesottene Fans, und selbst diese Zahl hat sich bis zur letzten Runde nochmals halbiert. Absoluter Tiefpunkt war die Partie gegen Wiener Neustadt, welche von lediglich 350 Besuchern verfolgt wurde. Das bedeutet eine Auslastung von sage und schreibe 1,09 Prozent, 98,91 Prozent des Stadions blieben leer. Umgelegt auf das Tivoli würde das bedeuten, dass bei Heimspielen nur die Einwohner von St. Sigmund im Sellrain ins Stadion kommen dürften. Da gäb es dann zumindest keine Wartezeiten am Würstelstand. Im TV wird man bei solchen Quoten abgesetzt. Futurama etwa verschwand bei FOX vom Bildschirm trotz 6,4 Millionen Zuschauern in den USA, also 2,22 Prozent aller Einwohner. In Klagenfurt wurde lediglich Manni Bender abgesetzt, der seinen Abgang mit Saisonende schon angekündigt hatte und dessen Haltung in den letzten Partien wohl recht genau denen von Bender Bending Rodriguez entsprach: „Bite my shiny metal ass!“. Wohl nicht zu Unrecht.
 
Kein Biegen, nur Brechen

Derzeit steht Klagenfurt ja noch auf der sicheren Seite, 14 Punkte vor den schon als Fixabsteiger gehandelten Floridsdorfern. Aber man sollte sich nicht so sicher sein. Die Wiener holten in den vergangenen fünf Partien 7 Punkte und damit um 7 mehr als die Kärntner, die fünf Niederlagen en suite verkraften mussten. In den vergangenen 13 Spielen gab es für die Austria einen einzigen Sieg zu bejubeln (2:1 gegen Innsbrucks letzten Gegner Salzburg), in der Jahrestabelle muss man sich sogar hinter den Mozartstädtern einreihen, betrachtet man alle Spiele nach dem ersten Saisonviertel, ist man mit den Salzachstädtern zusammen schlechteste Mannschaft der Liga, noch hinter dem FAC. Klagenfurt lebt also, genauso wie Wacker Innsbruck, von den ersten 9 Spielen der Saison. Zwei Runden lang lachten die Waidmannsdorfer von der Tabellenspitze, nach acht Runden lag man auf Rang drei, seither befindet man sich im freien Fall. Ähnlich wie Innsbruck, die ihre Tabellenführung zwar bis zum Frühjahr konservieren konnten, die aber in der Tabelle des zweiten und dritten Viertels der Saison nur mehr auf Rang sechs zu finden sind, näher am Abstiegsplatz als am Aufstieg. Die besondere Schwäche der Klagenfurter liegt fern der Heimat. Weist man zu Hause eine nur unwesentlich schlechtere Bilanz als Wacker auf, ist man in der Fremde das schlechteste Team der Liga. Nur zwei Siege konnten bislang abseits des Lindwurms erreicht werden, mit dreizehn Toren hat man die zweitschwächste Auswärts-Offensive, mit 22 Toren erhielt man doppelt so viele wie die Schwarz-Grünen. Für Innsbruck die optimale Möglichkeit, die magere Heimbilanz aufzupolieren, die gebrochenen Klagenfurter müssten zu biegen sein. Auch ohne Manni Bender, der den violetten in den bisherigen zwei Aufeinandertreffen kein Glück brachte. Mit einem Gesamtscore von 6:3 entführten die Tiroler bisher das Punktemaximum, die letzte Heimniederlage gegen eine Klagenfurter Austria setzte es 1968, als Ali Hörtnagl gerade seine ersten Gehversuche unternahm und Klaus Schmidt gerade das Krabbeln lernte.
 
Nicht alles ist schlecht

Für eingefleischte Wacker-Fans bedeutet dies jedoch höchste Gefahr, hat man doch bei Innsbruck die Tendenz, scheintoten Gegnern neues Leben einzuhauchen. Und es gibt auch Gefahrenpotenzial in Celovec (Klagenfurt auf Slowenisch). Trotz aller Krise ist Patrik Eler, der 24jährige slowenische Stürmer, zweiterfolgreichster Torschütze der Liga und gleichzeitig zweiterfolgreichster Scorer. Alle 153,2 Minuten beliebt er einzunetzen – und hat dies seit 35 Minuten nicht mehr getan. Hält er sich strikt an das Mittel, könnte Wacker verschont bleiben. Mit drei erfolgreichen Versuchen ist Eler auch der kopfballgefährlichste Spieler der Liga, zusammen mit Teamkollege Rajko Rep auch der gefährlichste in der Schlussviertelstunde. Die beiden Slowenen scorten auch gesamt am häufigsten in Halbzeit zwei, 13 Tore gehen im zweiten Durchgang auf ihr Konto. Ihre Stärke kommt nicht von ungefähr, Eler ist der Mann mit den meisten Torschüssen (69), Rep liegt auf Rang vier (56), nur einen Rang hinter Thomas Pichlmann. Keine Veränderung in der Rangliste gibt es bei Schüssen aufs Tor, auch hier nehmen die beiden 1 und 4 ein. Dreimal musste Aluminium einen Schuss von Rep abwehren, Rang drei in dieser Liste. Die Stürmer wollen gefüttert werden, und der Mann, der die meisten langen Pässe der Liga an den Mann bringt (336), heißt Filip Dmitrovic, ebenfalls für Klagenfurt tätig. Aber es gibt nicht nur Licht bei den Violetten, nicht umsonst steckt man in der Krise. So hat man mit Dmitrovic auch den Mann mit den zweitmeisten Fehlpässen (393) der Liga in den eigenen Reihen. Interessant dabei: Dmitrovic brachte 200 Kurzpässe an den Mann und nur sechs an den falschen Spieler. Allerdings gingen 387 lange Pässe von ihm ins Nirvana oder direkt zum Gegner.
 
No Future?

Die Zukunft sieht für Klagenfurt derzeit nicht rosig aus, auch wenn man wohl die kommende Saison trotz Unkenrufen im Winter wohl ausfinanziert haben sollte. Der Polster auf den FAC schwindet, der Klassenerhalt ist noch lange nicht fixiert. Innsbruck kann sich beim Heimatverein von Marko Arnautovic und Peter Pacult (FAC) für die desolate Vorstellung in der letzten Runde entschuldigen und ihnen die Möglichkeit geben, drei Punkte näher an Klagenfurt heranzurücken.

 

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Autor: Stefan Weis

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