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Wuascht!

Es ist ja ein heißes Thema am Tivoli. Naja, eben nicht, eher ein lauwarmes oder gar eiskaltes. Das macht sie ja so heiß, die beinahe schon ewige Diskussion um die Wurst, deren Temperatur, Verfügbarkeit und die Wartedauer darauf innerhalb der Stadiontore. Aber auch außerhalb des Stadions findet man sie (siehe Bild: Graffitti von HNRX). Manchmal scheint es, darüber wird mehr diskutiert als über die sportliche Leistung, den wirtschaftliche Erfolg oder die Entwicklung des Vereins. Heiß wird´s auch in Linz, aber nicht nur die Würste auf der Gugl, sondern auch auf dem Feld. Schließlich gastiert man bei einem direkten, äußerst gut besetzten Konkurrenten um den Platz an der Sonne. Ein Wurstunternehmenswerksbesuch wäre vielleicht angenehmer. Und für die Kundenzufriedenheit am Tivoli wohl auch langfristig mindestens gleich wertvoll wie der Aufstieg.

 
Es geht um die…!

Denn für alle jene, die sich in dieser Saison den Meistertitel zum Ziel gesetzt haben und sich noch Chancen darauf ausrechnen, sind die nächsten Tage entscheidend. Innerhalb von fünf Tagen werden die beiden Favoriten um den Aufstieg besucht bzw. empfangen. Zwei Siege sind für jene, die bereits in diesem Jahr nach oben wollen, Pflicht. Diese Reise beginnt, wie könnte es anders sein, in Linz – und könnte dort auch gleich wieder enden. Denn nach vier Begegnungen in dieser Saison haben die Linzer knapp die Nase vorne. Zwei Siege, ein Remis und eine Niederlage stehen für die Oberösterreicher zu Buche, 5:3 Tore. Der Vorteil für Innsbruck: im einzigen Spiel auf der Gugl konnte der ASK durch einen Treffer von – nona – Thomas Pichlmann bezwungen werden. Trotz nur 40,4% Ballbesitz. Trotz 20 Schüssen auf das wackere Gehäuse (bei 7 eigenen). Trotz 11 Eckbällen für den Gegner (bei 5 eigenen). Trotz 20 Flanken der Athletiker (bei 5 eigenen). Die Statistik weist recht eindeutig in eine Richtung, ebenso der Spieverlauf. Noch ein „trotz“ – trotz einer Roten Karte für die Linzer in Minute 72. Die Tiroler standen unter Druck. Druck verspüren nun auch die Oberösterreicher, für die in dieser Spielzeit der Aufstieg oberste Priorität hat. Bislang wirkte die Favoritenrolle etwas als Hemmschuh, der ASK kam nicht so richtig in die Gänge. Man war immer dran an der Spitze, verlor nie den Kontakt – war aber selbst niemals top. Das erste Viertel beschloss man mit drei Punkten Abstand auf Spitzenreiter Wacker, das zweite Viertel brachte einen Einbruch, St. Pölten hatte aufgedreht und unglaubliche sieben Punkte mehr geholt (auch sechs Punkte mehr als Schwarz-Grün). So lag der LASK zur Saisonhälfte nur auf Rang drei, aber mit vier Punkten Rückstand in Schlagweite des Tabellenführers FCW. Dann kam das Momentum der Stahlstädter: das dritte Viertel wurde als beste Mannschaft abgeschlossen, die stärkste Defensive (nur sechs Gegentore), das beste Torverhältnis (+11), nur eine Niederlage in neun Spielen (und das gegen Wr. Neustadt). Seit neun Runden sind die Linzer nun ungeschlagen, holten dabei sieben Siege, sechs davon in Serie. Und: sie lachen aktuell zum ersten Mal von der Spitze der Tabelle, nach 29 Spieltagen übernahm man die Ligaführung. Für Linz geht’s um die Wurst.
 
Einfach …!

Für Innsbruck nicht so sehr. Ihre Vorgabe für diese Saison lautet: Aufbau einer Mannschaft und Vorbereitung für kommende Spielzeit. Sollte heuer schon etwas passieren, nimmt man es mit Freuden mit, notwendig ist es keinesfalls. Deshalb kann man am Inn den aktuellen Lauf der Donaustädter auch recht locker nehmen. Die aktuell beste Defensive, nur sieben Tore in den letzten neun Spielen? Egal, auch die von Innsbruck musste in den vergangenen neun Partien nur acht Gegentore hinnehmen, nur eines mehr. Und der ASK konnte nur in drei Spielen ein Shout-Out feiern, gleich oft wie Wacker. Die Schwarz-Grünen haben aber in den letzten Runden wieder Lust am Toreschießen bekommen, 10 Treffer in den letzten vier Runden sind aller Ehren wert, drei mehr als der kommende Gegner im Vergleichszeitraum und Liga-Spitzenwert. Das Schöne an den Tiroler Toren ist auch, dass es beinahe wurscht ist, wer gerade am Feld steht. Sicherlich Thomas Pichlmann mischt immer mit, neben ihm trafen in den letzten vier Spielen aber mit Alex Hauser, Sebastian Siller, Florian Jamnig, Alex Gründler, Henrik Ojamaa und Christoph Freitag Spieler aus allen Mannschaftsteilen. Tja, und auch Andreas Pfingstner, aber der trägt kein schwarz-grünes Trikot. Und wer gab die Assists? Säumel natürlich (4), aber auch Gründler (2), Pichlmann (2), Micic und Hauser. Während sich die Vorbereitungen bei Innsbruck doch mehr durch die ganze Mannschaft verteilen, gibt es bei Linz eine klare Zuspiel-Präferenz: mit Dimitry Imbongo Boele (8), Manuel Kerhe (7) und Rene Gartler (5) liegen drei Schwarz-Weiße in den Top-Ten der Liga, 41% aller Tore wurden von ihnen vorbereitet. Es ist also nicht gerade wurscht, wer den Pass gibt. Schon gar nicht bei Salzburg nebenbei, wo ohne den Ex-Innsbrucker Ernst Öbster wohl gar nichts läuft, ist er doch alleine für 27% aller Torvorbereitungen zuständig.
 
… wie Käse!

Manche Zahlen sind aber völlig egal für den Spielausgang, scheint es. Gerade diese Unberechenbarkeit aus nackten Daten, die man so gerne in den Raum wirft, macht Fußball so interessant. Denn obwohl in den drei Ligaspielen zwischen Wacker und LASK für jeden vier Punkte und drei Tore zu Buche stehen, kann der ASK einen Ballbesitz von 56,7% aufweisen, hatte in allen drei Spielen mehr Berührungen mit dem Spielgerät. 48 Schüsse wurden von den Linzern abgegeben, nur 12 gingen aufs Tor (25%), nur drei ins Tor (6,3%). Die Effektivität bei Innsbruck war dann doch deutlich höher, 29 Versuchen stehen 10 Schüsse aufs Tor (34,5%) und ebenso drei Treffer (10,3%) gegenüber. 53mal unterbanden die Oberösterreicher den Tiroler Spielfluss mit nicht regelkonformen Mitteln und kassierten dafür 11 Gelbe und 1 Rote Karte (4,4 Fouls je Karte). 42 Fouls der Innsbrucker stehen sechs Verwarnungen gegenüber (7 Fouls je Karte). Dennoch sind in der kommenden Runde sieben Wackerianer Gelb-Sperre gefährdet (Hölzl, Freitag, Siller, Pichelmann, Deutschmann, Säumel, Lercher) und nur vier Athletiker (Drazan, Boele, Ullmann, Michorl). Das Kartenspiel kann die Saison mitentscheiden – oder eben die herausragende Disziplin wie etwa im letzten Spiel gegen den FAC, als kein Innsbrucker eine Karte sah und so alle gegen Linz auflaufen können. Oder wie in Runde 21, als ebenfalls alle Tiroler unverwarnt blieben.
 
Alles hat ein Ende…

Linz hat also einen Lauf, neun Spiele in Folge ohne Niederlage. Innsbruck hat einen Lauf, vier Spiele in Folge ohne Niederlage. Alles hat ein Ende – oder: ein Remis würde beide Serien verlängern, aber wohl keiner Mannschaft so richtig nutzen. Das Schöne dabei ist aber, Innsbruck kann es ziemlich wurscht sein, Linz nicht. Und das spricht für den FC Wacker.

 

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Autor: Stefan Weis

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