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Na Servus…!

Man mag von Herrn Mateschitz halten, was man will, aber das Gros seiner Produkte kann mit einer für den jeweiligen Markt stets recht hohen Qualität glänzen. Zumindest abseits des Getränkemarkts. Der „Genuss“ des „Energy-Drinks“ ist ein für viele nicht fassbares Phänomen und spaltet eine Bevölkerung wie der Verzehr von Lakritze. Aber wer hätte gedacht, dass mit der Übernahme eines Formel-1-Teams so schnell Erfolg kommen würde? Gäbe es einen Qualitätssender ORF III ohne die hervorragende Konkurrenz in diesem Segment, Servus TV? Hätte Salzburg jemals zu den Sternen greifen und in der Anzahl der Meistertitel mit Innsbruck gleichziehen können? Wohl kaum. Auch Liefering ist so ein Produkt. Jung, energiegeladen, gefährlich, unberechenbar. Und der nächste Gegner des FC Wacker Innsbruck.

Servus, Pfiatgott!

Es war ja lange Zeit ein nicht allzu gutes Verhältnis zwischen den Schwarz-Grünen und den Fohlen aus der Mozartstadt. Wobei, korrekter Weise müsste es bei jungen Bullen eigentlich Kälber heißen – das wäre aber abwertend gegenüber den Spielern, die sich ganz gut entwickelt haben. Am 5. August 2014 gab es das erste Aufeinandertreffen mit dem Verein, der die Amateur-Aufstiegs-Verbots-Regel aus den Angeln gehoben und der Bundesliga einmal mehr die Absurdität vieler ihrer Vorschriften vor Augen geführt hat. Und es setzte für den Absteiger aus der Bundesliga gleich eine Niederlage. Nach der für die vergangene Saison beinahe obligatorischen Roten Karte ging man 0:1 unter, der Torschütze hinterlässt heute noch einen kalten Schauer im Tivoli – Nicola Dovedan, der im Dress des LASK den FCW vor zwei Runden mit zwei Toren und einem Assist aus den Träumen riss. Von der Lieferinger Startelf dieses Spieles kicken nunmehr unter anderem fünf in der Bundesliga (Salzburg, Austria, Grödig, Ried), zwei in der Ersten Liga (LASK), einer in der zweiten deutschen Liga (FSV Frankfurt), einer in der kroatischen HNL (Hajduk Split) – keiner mehr bei Liefering. Von Innsbrucks Startelf, zum Vergleich, konnten sieben Spieler gehalten werden, die gesamte Viererkette ist abgewandert (zwei Bundesliga, einer dritte deutsche Liga, einer bosnische Premijer Liga). Die Erste Liga wird gerne als Ausbildungsliga tituliert und ist im Schnitt doch älter als die Bundesliga. Im Kampf um den Klassenerhalt wie auch um den Titel wurde vor allem in der vergangenen Saison verstärkt auf Erfahrung aus dem Ausland wie aus ehemaligen Bundesliga-Kadern gesetzt und weniger auf jugendliche Entwicklung –  geht es in einer Zehnerliga bei drei positiven bzw. negativen Relegationsplätzen beinahe für jede Mannschaft bis zum Schluss ums Überleben. Was aber ein wahrer Ausbildungsverein ist, zeigt Liefering. Die durchschnittliche Verweildauer eines Jungbullen beim Verein entspricht gefühlt der Haltbarkeit von unpasteurisierter Milch an einem warmen Sommertag. Der Kaufrausch der Scouts in den beiden Transferfenstern lässt die Kardashians blass aussehen, der Start in die Saison wird dadurch aber stets etwas holprig – oder wie schnell merken Sie sich 25 neue Namen und Gesichter? Exakt so viele Neuzugänge kann der FC Liefering in dieser Saison vorweisen, gleichzeitig gab es 28 Abgänge – neun Spieler davon sind sowohl auf der Zugangs- wie auch auf Abgangsliste zu finden…
 
Servus Kaiser!

Die Geschichte mit den Salzburgern ging nicht gerade rosig weiter, Wacker präsentierte sich Spiel für Spiel in des Kaisers neuen Kleidern. Eine 4:1-Niederlage auswärts brachte zumindest den ersten Torerfolg, zu Hause folgte daraufhin eine 0:3-Abfuhr. Erst im letzten Aufeinandertreffen der vergangenen Saison konnte zum ersten Mal ein Punkt bejubelt werden, Gründlers Linksschuss brachte ein 1:1 gegen den damaligen Tabellenführer und Innsbruck wichtige Moral im Abstiegskampf. Deutlich besser schaut die Bilanz in diesem Jahr aus. Zwar musste man sich in Runde 23 mit 1:2 geschlagen geben, Rami Tekirs erstes Tor war nicht mehr als glückliche Ergebniskosmetik. Zuvor durfte man aber zwei Siege bejubeln: ein klares 4:1 vor eigenem Publikum und ein 1:0 in der Fremde durch ein Dienstagstor von Freitag. Es geht ja doch. Und es hatte auch etwas Episches. Jetzt nicht das Tor an sich, sondern das Aufeinandertreffen der Mannschaften. So mancher Innsbruck-Spieler bekam heimlich Vatergefühle, die Trekkies unter den spärlichen Fans fühlten sich an den siebten Film erinnert: Treffen der Generationen. In 31 Runden stellte Liefering 31mal die mit Abstand jüngste Startelf der Liga. Die älteste Truppe aus dem Rinderstall war mit 19,3 Jahren noch immer um 2,6 Jahre jünger als das jüngste Pendant der Konkurrenz (Wr. Neutstadt in Runde 21). Gegen Innsbruck lief man mit 18,3 und 18,6 Jahren in Niederlagen, die Mannchaft mit „Reife“ von 19,3 Jahren besiegte Wacker mit 0:1. Innsbruck geizte aber in dieser Begegnung auch nicht gerade mit Erfahrung und schickte ein Team aufs Feld, das im Schnitt 27,0 Jahre alt war – die zehntälteste Startmannschaft der gesamten Liga. Und die neuntälteste des FCW, belegen die Schwarz-Grünen ja die acht ersten Ränge in dieser für eine „Heute-für-Morgen“-Liga nicht gerade rühmlichen Statistik.
 
Na Servus!

Innsbruck macht diese Wertung aber mit einem anderen Spitzenwert wieder wett. Kein Team der Liga setzt weniger Legionäre ein als Innsbruck. Kein Wunder, befinden sich im gesamten Kader auch nur zwei Legionäre, einer erst seit dem Frühjahr. Etwas anders sieht es da bei Liefering aus, die in den drei Begegnungen mit Innsbruck von 33 Startelf-Plätzen 24 mit Legionären besetzten. Auch hier wurde das Maximum wieder in der 23. Runde erreicht, als nur zwei Österreicher (18,2%) einliefen, bei Wacker hingegen zehn (90,9%). Die Tiroler müssen also hoffen, dass die Salzburger am Freitag eine möglichst junge Truppe mit möglichst vielen Österreichern aufs Feld schicken. Sie können auch auf ihre Auswärtsstärke hoffen, auch wenn Liefering das zweitbeste Heimteam der Liga stellt. Sie können auch auf ihre Chancenverwertung vertrauen, sind sie ja mit 16% die zweiteffizienteste Truppe der Saison – hinter Liefering mit 17,4%. Oder Innsbruck hofft einfach, dass sich in Liefering noch schnell ein Betriebsrat gründet. Ein anonymer Vorschlag von außen wäre schnell eingebracht. Die Chance ist groß, dass Mateschitz den Verein dann zudrehen lässt, geht es ja bei seinen Projekten – im Gegensatz zum Mutterkonzern Red Bull – weniger um Wirtschaftlichkeit, denn um „Loyalität“. Also Loyalität von unten nach oben, wenn man die Wechselstatistik der Lieferinger anschaut. ServusTV, das beste, qualitätsvollste Produkt aus dem Hause RB lässt grüßen.

 

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Autor: Stefan Weis

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