Konnichiwa Horn!
Nachdem der SV Horn jetzt fix als Aufsteiger feststeht, hat sich das tivoli12 magazin nach Niederösterreich aufgemacht um sich ein Bild von den dortigen neuen Sitten und Gebräuchen an einem Spieltag zu machen. Dabei nutzte man die Bekanntschaften im Lager des Wiener Sportklubs und begleitete die Dornbacher auf die Reise nach „Klein Japan“. Konnichiwa (Hallo oder guten Tag) Horn!
„Auf der rechten Seite des Sumo Ringes (Dohyo)“
Der Gastgeber des Spieles der Regionalliga Ost ist sicherlich als die finanzstärkste Mannschaft aller Regionalligisten zu bezeichnen. Einem Artikel der österreichischen Ausgabe der NZZ zufolge, beträgt das Budget des SV Horn aktuell an die 2,7 Millionen Euro, die natürlich nicht 1:1 in die Kampfmannschaft des SV Horn gehen. So ist es der Fall, dass in der Geschäftsstelle mittlerweile alle Posten doppelt besetzt sind, mit einem Österreicher und Japaner. Der SV Horn ist auch einer der sicherlich publikumsstärksten Vereine der Regionalliga. Wenn auch wahrlich nicht bei den anwesenden Stadionbesuchern, dann vor allem bei den Fernsehübertragungen. Denn die Spiele des SV Horn werden via Livestream nach Japan gesendet, wo manchmal an die 100.000 Zuschauer die Partie verfolgen sollen. Dass ein Investor kurzzeitig auch „Unruhe“ in den Verein bringen kann, zeigte sich Mitte April, als der bisherige Trainer Kleer (Aufstiegstrainer des FAC) gefeuert wurde und Christoph Westerthaler übernehmen musste. Auf ihn folgte der aktuelle Trainer Hamayoshi Masanori, der schon einige Zeit in Europa trainierte. Diese Entwicklung stimmte nicht jeden positiv und so verabschiedete sich der Sportdirektor aufgrund unterschiedlicher Auffassungen über die Spielphilosophie. Doch nicht nur im Bereich „Mannschaft“ und „Management“ zeigt sich der SV Horn durchaus gut aufgestellt, auch im infrastrukturellen Bereich kann man aufzeigen. Direkt in Horn, besser gesagt neben dem Stadion, gibt es vier Rasenplätze. Als „Sahnehäubchen“ kann der SV Horn die ehemalige Austria Akademie in Hollabrunn benützen und hat auch Zugriff auf die Spieler. Dem Vernehmen nach will man nun mit einem Sechs-Millionen-Euro-Budget in der Sky Go Erste Liga für Furore sorgen.
„Auf der linken Seite des Dohyo“
Die Gäste aus Dornbach, der Wiener Sportklub, hat hingegen andere Maßstäbe, bei einem Budget weit unter 600.000 € auch verständlich. So konnte man in den letzten zwei Jahren nur knapp dem Abstieg in die vierte Liga Österreichs verhindern. Dass die jedes Jahr stattfindenden Testspiele unter anderem gegen Paris St. Germain, AS Roma, Valencia und heuer im September St. Pauli für den Abbau der Schulden genutzt werden muss, zeigt die prekäre Situation. Doch aktuell steht bei den Fans des Wiener Sportklubs ein anderes Thema im Fokus. Vor mittlerweile über zehn Jahren kam es zur Abspaltung der Fußballsektion aus dem Wiener Sportclub (man achte auf die Unterscheidung von Sportclub und Sportklub!) und seither gab es immer wieder Gespräche über eine Eingliederung. Diese scheint in den letzten Monaten so konkret, wie noch nie geworden zu sein. Aktuelles Hindernis sind die Schulden des Wiener Sportklub, die jedoch mit einer Drittellösung behoben werden sollen. Dabei sollen von den insgesamt 300.000€ ein Drittel von einem Investor aufgestellt werden, ein Drittel durch Spenden und ein Drittel aus dem bevorstehenden Testspiel gegen St. Pauli im September erzielt werden. Wie aus gut informierten Kreisen zu hören ist, sieht der Investor übrigens keine Veranlassung den Vereinsnamen mit einem Sponsornamen zu verändern. Im Osten Österreichs ist man scheinbar schon weiter, wenn es darum geht, ein „Markenverständnis“ zu entwickeln. Doch nicht nur das Thema „Rückführung“ ist ein Thema, das die Fans des Sportklubs beschäftigt. Auch, dass entgegen Ankündigungen seitens der Politik sich die Lage am Sportclub Platz verschlechtert anstatt gebessert hat, ist immer wieder ein stark diskutiertes Thema.
Kurze Anreise mit „komischen Gestalten“
Doch es wäre nicht Fußball, wenn nicht dennoch ein voller Doppeldeckerbus der Fanvereinigung „FreundInnen der Friedhofstribüne“, die zur Fahrt das Motto „Japan“ ausgerufen hatte, sich nach Horn aufmachte. Einige Fans folgten diesem Aufruf und verkleideten sich als Manga-Figuren, Geisha oder setzten sich stilechte „traditionelle“ Hüte auf. Dies wurde vom SV Horn mit einem Gutschein für ein Getränk „honoriert“. Die Fahrt von Wien nach Horn dauerte knapp eineinhalb Stunden und sollte relativ rasch vergehen. Dass man mit optischen Mitteln eine gute „Stadionatmosphäre“ zaubern kann, zeigte die Heimstätte des SV Horn. Mit geschickter Holzverkleidung konnte verdeckt werden, dass alles sehr provisorisch gestaltet war und bis auf zwei Tribünen war der Rest auf den mittlerweile „traditionellen Stahlrohrtribünen“ aufgebaut. Da die Fans des Wiener Sportklub sehr gemütlich im Vergleich zu manch anderen Wiener Fans sind, wurde der Gästesektor kurzerhand auf eine der zwei unüberdachten Stahlrohrtribünen verlegt und die Banner ausgebreitet. Dies ermöglichte auch den Besuch des „Japanese Food Corner“. An der kleinen Bar gab es gebratenen Reis mit Curry, japanische Nudeln, süßes Brot und Fleischklößchen zu kaufen. Leider war letzteres ausverkauft und so musste man sich mit japanischen Nudeln und einem süßen Brot zufrieden geben. Sake wurde auch gereicht.
Das Spiel im Zeitraffer
Das eigentliche Spiel ist schnell erzählt. Schon in der dritten Minute konnte der SV Horn nach einer Ecke mit 1:0 in Führung gehen. In der sechsten Minute sah dann ein Verteidiger des WSK nach einem Foul, aufgrund einer Torchancenverhinderung, die Rote Karte. Der fällige Elfmeter wurde erfolgreich verwandelt. Das 3:0 war dann höchst umstritten. Der Linienrichter entschied statt Abstoß für den Wiener Sportklub auf „weiterspielen“ und nach einem zugegebener Maße herrlichen Schuss von der linken Seite stand es eben 3:0. In der Pause gab es ein kurzes Konzert einer japanischen Sängerin und in der zweiten Halbzeit folgte dann das 4:0 bzw. der Ehrentreffer für den Wiener Sportklub.
Anregung für unsere Nord
Besonders gefallen hat dem Autor dieser Zeilen der folgende abgewandelte Text, der von den Fans des Wiener Sportklub gesungen wurde:“ Trinke Sake mit mir, trinke Sake die ganze Nacht…Liebe, Liebe, Liebelei, morgen ist es vielleicht schon vorbei….trinke Sake mit mir, trinke Sake die ganze Nacht“.