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Die Ära Klaus Schmidt beim FC Wacker Innsbruck

Kurz bevor der neue Trainer des FC Wacker Innsbruck präsentiert wird schaut das tivoli12 magazin noch einmal auf eineinhalb Jahre Klaus Schmidt zurück. Diese 18 Monate können sich wahrlich sehen lassen, denn Schmidt hat den FCW in prekärer Situation übernommen und das stark abstiegsgefährdete Team zunächst in der Liga gehalten und als Höhepunkt seiner Ägide in Innsbruck zum Herbstmeister und Winterkönig geführt. 

 

Statistische Details

Klaus Schmidt hatte in seinen eineinhalb Jahren beim FC Wacker Innsbruck in 52 Spiele in der zweithöchsten Spielklasse die Verantwortung. Dazu kamen noch drei Spiele im Cup, doch da sich der Cup eigenen Gesetzen unterwirft, lassen wir die Betrachtung der drei Cupspiele außen vor.
Die Bilanz der Spiele sieht folgendermaßen aus: In den erwähnten 52 Spielen konnte man 22 Siege feiern, wurden 15 Unentschieden erkämpft und 15 Niederlagen betrauert. Prozentuell gesehen sind das 42,3% Siege, 28,8% Unentschieden und 28,8% Niederlagen. Dabei wurden 74 Tore erzielt und 61 Tore erhalten. In Summe konnte man also 83 Punkte erkämpfen. Dies macht 1,59 Punkte pro Partie, die unter Klaus Schmidt errungen werden konnten.

Betrachten wir die Saison 2015/16, so kommen wir bei 35 Spielen auf 17 Siege, acht Unentschieden und zehn Niederlagen. Das sind 48,5% Siege, 22,8% Unentschieden und 28,5% Niederlagen. Insgesamt wurden 59 Punkte geholt, was einen Punktedurchschnitt von 1,68 macht. 60 Tore wurden in den Spielen erzielt und 45 Tore erhalten.

Blick auf das Feld

Klaus Schmidt wurde, das ist eine nicht sonderlich waghalsige Behauptung, nicht unbedingt wegen der durchaus passablen Punkteausbeute entlassen. Es wird wohl eher aufgrund der zunehmend bescheidener werdenden spielerischen Leistung gewesen sein. Diese wollen wir uns in dieser Betrachtung genauer anschauen.

Die Stärken der Arbeit von Klaus Schmidt sind ziemlich klar zu erkennen, sieht man sich die Spiele genauer an und verfolgt die Entstehung der Toren. Klaus Schmidt baute, wie bei seiner Präsentation erklärt, auf ein gut funktionierendes Flügelspiel. Dazu hatte er mit Florian Jamnig und Alexander Riemann zwei sehr gute Akteure. Aber auch andere Spieler, wie Alexander Gründler und Alexander Hauser trugen zu diesem guten Flügelspiel bei.
Eine weitere Stärke der Arbeit von Klaus Schmidt war, dass vor allem im Kalenderjahr 2015 die Mannschaft defensiv sehr kompakt agierte und damit nur 30 Tore bekam, auf insgesamt 35 Spiele aufgeteilt. Die Doppelsechs war jedes Mal auf dem Feld und sorgte für die kompakte Komponente im Spiel.
Die dritte Stärke, die man bei Klaus Schmidt verorten konnte, war vor allem im Herbst ein starkes Plus. Er vertraute stark auf einen kleinen Grundkader, der auch aufgrund des Verletzungspeches zustande kam. Wenig Rotation bedeutet meistens, dass sich die Spieler sehr schnell finden und Automatismen etablieren können. Diese Automatismen haben sich insbesondere bei den zahlreichen Toren nach Flanken gezeigt.

Die Stärken hatten natürlich auch ihre Schattenseiten. Besonders hervorzuheben ist, dass die strikte Orientierung auf das Flügelspiel besonders im Frühjahr große Nachteile hatte. Die Flügelspieler konnten relativ leicht „isoliert“ werden und waren gegen tiefstehende Mannschaften oftmals auf Spielglück angewiesen, um dennoch die Flanke in den Strafraum bringen zu können. Dieses Problem trat schon Ende des Herbstes auf und verlängerte sich im Frühjahr. Zu Gute halten muss man Klaus Schmidt, dass er gemeinsam mit Alfred Hörtnagl in der Winterpause versuchte einen zweiten Plan zu installieren, indem man sich um Henrik Ojamaa bemühte und ihn nach Innsbruck holen konnte. Ojamaa schien als Impulsgeber hinter der Spitze geplant gewesen zu sein, um auch Durchbrüche durch die Mitte zu erreichen. Da der Este jedoch länger als geplant brauchte, um sich in Innsbruck einzuleben, ging diese Idee im Frühjahr nicht auf. Auch der Einsatz von Rami Tekir brachte keine großen Veränderungen.
Auch die Umstellung auf eine Doppelspitze bzw. eine Auflösung der Doppelsechs und dafür einen zusätzlichen offensiveren Mittelfeldspieler (statt Jürgen Säumel) hätte man durchaus andenken können.

Dieser Punkt leitet gut zum nächsten Problem über. Klaus Schmidt verstand es zwar eine defensiv kompakte Mannschaft zu formen, den Übergang in einen offensiver geprägten Spielstil – mit defensiver Absicherung – schaffte er aber nicht vollends. Obwohl er immer mit einer Doppelsechs im defensiven Bereich agierte, die sich selten in das offensive Spiel einschaltete. Und auch in der Rückwärtsbewegung offenbarten beide Spieler der Doppelsechs immer wieder Schwächen im Stellungsspiel.
Der dritte Schwachpunkt: Klaus Schmidt vertraute seinem „Grundkader“ des Herbstes wohl zu lange. Spieler, wie Jürgen Säumel und Andreas Hölzl waren zwar im Herbst wichtig und machten vieles richtig, doch es zeigte sich, dass beide sukzessive abbauten. Dass dieses Problem natürlich mit der Kaderplanung zusammenhängt, die im Sommer 2015 nicht so gestalten werden konnte, wie notwendig, ist auch klar. Dennoch hätte man sich dann doch das ein oder andere „Experiment“ erwartet. Zu nennen sei hier die Idee Armin Hamzic als Rechtsverteidiger auszuprobieren und somit Andreas Hölzl zu entlasten und Rami Tekir mehr Spielzeit zu gönnen.

Der letzte Punkt ist, dass Klaus Schmidt zumindest in der Saison 2015/16 kein Trainer für entscheidende Spiele war. Gegen den LASK holte man einen Sieg, ein Unentschieden und zwei Niederlagen. Gegen St. Pölten hatte man einen Sieg und drei Niederlagen zu Buche stehen. Diese beiden Mannschaften waren heuer die großen Konkurrenten, um den im Frühjahr anvisierten Aufstieg und obwohl beide Mannschaften ähnliche Systeme spielten, konnte man gegen sie nie wirklich spielerisch überzeugen.

Fazit der Leistung

Klaus Schmidt hat in den letzten eineinhalb Jahren die Profi-Abteilung des FC Wacker Innsbruck stabilisieren können und einen guten Aufbau hingelegt. Man konnte in vielen Bereichen innerhalb kurzer Zeit weiter kommen, als man gedacht hatte. Dennoch hat dann doch zu viel zur absoluten Krönung gefehlt. Das hat jedoch nicht ausschließlich mit der Arbeit von Klaus Schmidt zu tun, der mit dem Kader arbeiten musste, der ihm zur Verfügung stand. Dies hat auch Alfred Hörtnagl erkannt, der nicht nur einen neuen Trainer bestellen wird, sondern auch die Mannschaft verstärkt.
Viel Kritik musste sich Schmidt auch in punkto Einsatzzeiten von jungen Spielern gefallen lassen. Doch diese ist nur bedingt bereicht. Schließlich avancierte Michael Lercher, der im Sommer 2015 nach Innsbruck wechselte und hier seine erste Saison im Erwachsenenfußball absolvierte, unter Klaus Schmidt zum Dauerbrenner in der Viererkette. Und auch Rami Tekir, mittlerweile sogar im U19 Nationalteam Österreichs, konnte die ersten Erfahrungen im Erwachsenenfußball verzeichnen.

Mit Klaus Schmidt verlässt sicherlich ein guter Trainer den FC Wacker Innsbruck und ein Trainer, der den FC Wacker Innsbruck sehr gut nach außen repräsentiert hat. Vor allem seine Konzentration in der Analyse auf die eigenen Leistungen, seine hemdsärmelige Art und seine Offenheit haben ihn sehr sympathisch gemacht. Wir wünschen ihm alles Gute!

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Autor: admin

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