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Gleiches mit Gleichem

Jetzt haben wir sie also, die himmelschreiende Ungerechtigkeit im Land Tirol. Das heilige Herz Jesu blutet noch mehr, die Dolchstoßlegenden blühen, die Volksseele kocht vermeindlich. Wenn man sich so das eine oder andere Facebookprofil, den ein oder anderen medialen Bericht ansieht, müsste man denken, dass das heilige Land am Abgrund steht.

Was ist passiert? Nein, es werden nicht die niedrigsten Löhne den höchsten Lebenserhaltungskosten Österreichs gegenübergestellt, auch nicht die Wohnungsnot thematisisert, es geht um viel schlimmeres: Der FC Wacker Innsbruck bekommt mehr Förderungen wie der kleine Bruder aus Wattens.

 

Und wie das eben so ist mit Geschwistern, mir werden vermutlich alle Eltern zustimmen, einer fühlt sich immer benachteiligt. Wobei da bei genauer Betrachtung grün-weisse Birnen mit schwarz-grünen Äpfeln verglichen werden. Und eigentlich ist man ja auch nicht Verwandt, auch wenn es Phasen gemeinsamen Zusammenlebens gab.

Die Infrastruktur

Beide Vereine haben eine Heimstätte. Beide werden von der öffentlichen Hand dabei unterstützt. Während in Innsbruck das Tivoli Stadion, Trainingsplätze und Räumlichkeiten vom ansässigen Verein gemietet werden muss (Stadion alleine inkl. Sicherheitskosten 690.000€) und diese Miete zum Großteil über Subventionen refundiert bekommt, stehen auf der gegenüberliegenden Seite die Gemeinde Wattens, die zumindest medial auf eine Refundierung der laufenden Kosten verzichtet und 260.000€ für die Adaptierung des selbigen aufwendet.

Die Vereinsstruktur

„Nur“ 200.000 € soll die WSG vom Land Tirol bekommen, damit scheint man beim Konzern Swarovski nicht ganz zufrieden zu sein. Wieso Konzern? Das ist doch ein Fussballverein, könnte man meinen. Naja, die WSG ist sowas wie ein Zwitterwesen, eine Werkssportgemeinschaft eben. Zwar ein Verein, aber trotzdem sucht man auf der Homepage der Grün-Weißen nach der Möglichkeit Mitglied zu werden, findet man zwar einiges zu Gernot Langes und wie oft doch Innsbruck „gerettet“ wurde und wie undankbar selbige Innsbrucker doch seien. Dazu eine Präsidentenliste, die – wen wundert es – ausschliesslich von Familienmitgliedern besetzt wurde. Zum Beitritt? Keine Silbe.
Auf der Gegenseite ist der FC Wacker Innsbruck ein unabhängiger demokratischer Mitgliederverein mit derzeit knapp 1800 Mitgliedern.

Amateurbereich

Während man in Wattens ab kommender Saison eine Profimannschaft und eine Amateurmannschaft sein eigen nennt, hat der FC Wacker Innsbruck im nicht Profi-Segment deren drei. Einmal die Herren II und beide Damenmannschaften. Frauenfussball ist aktuell weder kostendeckend zu betreiben noch ohne Subventionen möglich. Doch seine Bedeutung steigt. Immer mehr Mädchen trainieren im Nachwuchsbereich mit den Buben gemeinsam und ohne Perspektive, wie sie eine Bundesligamannschaft im Land bietet, würde das langsam zu blühen beginnende Pflänzchen sehr schnell wieder verwelken. Ein gesellschaftsrelevanter Auftrag, den der FC Wacker Innsbruck vor einigen Jahren übernommen hat.

Nachwuchsförderung

Im Nachwuchs leistet der FC Wacker Innsbruck inzwischen Außerordentliches. Zusammen mit der Akademie Tirol gelingt es mehr und mehr Tiroler Fußballer in den Profibereich zu bringen. Im Gegensatz zum nationalen und internationalen Trend standen in der vergangenen Saison 17 Tiroler und lediglich zwei Legionäre im erweiterten Profi-Kader des FCW. Bei der WSG waren acht Legionäre im 23-Mann-Kader…
Wie das Projekt „Profiles“ weiter gehen soll, bei dem auch Wattens eingebunden ist, muss man sich aufgrund der Wacker-Hetze aus Wattens wohl gründlich überlegen.

Zuschauerinteresse

Heimspiel für Heimspiel versammeln sich tausende Fans im Innsbrucker Tivoli Stadion. Auch wenn der FC Wacker Innsbruck teilweise längere Phasen der sportlichen Erfolglosigkeit durchleben musste, waren 3.758 Besucher durchschnittlich letzte Saison bereit, ihren Verein zu unterstützen. 67.637 Zuschauer pilgerten in den Tiroler Fußballtempel und bildeten damit den Topwert der gesmaten Ersten Liga in Österreich.
Im Gegensatz dazu konnten die Wattener trotz überweltigender Dominanz in der RLW nur fünf Mal die 1.000 Besucher Marke überschreiten, wobei es sich dabei zumeist um Tiroler Derbys handelte. Der Spitzenwert lag bei 1.300 Anwesenden im Spiel gegen die SVG Reichenau.

Dazu hat der FC Wacker Innsbruck eine sehr lebendige Fankultur, mit unabhängigen Fanclubs. Auf der anderen Seite findet sich in Wattens ein irgendwie mit der Werkssportgemeinnschaft verbundener Fanclub, für den mit Goodies geworben wird. Also eine Art Fanclub als Kundencard.

Stellenwert

Auch wenn Wattens in der selben Liga spielt, so ist der Stellenwert der WSG ein enden wollender. Eine Handvoll Anhänger der Grün-Weißen ergözt sich daran dem „großen“ Wacker Innsbruck eins auszuwischen. Wie lange dies als Motivation reicht um die Wattener nachhaltig zu unterstützen, werden die nächsten Jahre zeigen. Das große Ziel der WSG-Präsidentin den FCW als Institution abzulösen ist ohnehin zum Scheitern verurteilt. Davon abgesehen, dass es daür jahrzehntelange erfolgreiche Arbeit brauchen würde, wird Wacker Innsbruck und seine Unterstützer beweisen, dass es in diesem Land keinen Weg am FCW vorbei gibt. Außerhalb Tirols ist die Sachlage ohnehin klar: Wacker Innsbruck ist ein Traditionsverein, den Österreichs Fußballinteressierte lieber heute als morgen wieder in der Bundesliga begrüßen würden. Die WSG wird da lediglch als ein weiterer Dorfklub gesehen, den eigentlich niemand braucht – Grödig lässt grüßen.

Wie sagte doch erst kürzlich Marco Hesina, der seinen ersten Profivertrag bei Wacker Innsbruck unterschreiben durfte: „Jeder Tiroler Bua will zum Traditionsverein!“ Jeder Tiroler Bua träumt davon im schwarz-grünen Dress im Tivoli aufzulaufen und von der Nordtribüne gefeiert zu werden. So ist es und so bleibt es – auch in den kommenden Jahrzehnten.

Zeter und Mordio zahlt sich aus

Irgendwie scheint sich das Zeter und Mordio Geschrei aus Wattens aber auszuzahlen. Nimmt man aktuell die Förderungen des Landes Tirol, die zugesagt wurden, dazu die Stadionumbauten, die die Gemeinde übernehmen wird und die erlassene Stadionmiete, so sollte sich im Bereich der Subventionen (wenn man noch die teure Stadionmiete in Innsbruck abzieht) Wattens nicht benachteiligt fühlen müssen. Auch haben sich mittlerweile mit der Tigas und der Hypo Tirol zwei landesnahe Sponsoren „gefunden“, die den Aufsteiger unterstützen werden.  Nur einer steht wieder mal in der öffentlichen Wahrnehmung als Verlierer da: der FC Wacker Innsbruck, der ja der ach so große Nutznießer der „himmelschreienden Ungerechtigkeit“ ist.

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Autor: admin

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