Kinder, Kinder…
Amüsant zu lesen, dass Floridsdorf in den Tiroler Medien schon wieder als Abstiegskandidat gehandelt wird. Ja, jener FAC, der nur auf Grund der finanziellen Schwierigkeiten seiner Gegner auch in diesem Jahr wieder an der Ersten Liga teilnimmt. Jener Verein, gegen den Wacker in der vergangenen Saison am meisten Punkte – nämlich 10 – holte. Andererseits auch jene Truppe, die dem FC Wacker nach sieben Siegen in Serie die ersten Punkte abknöpfte, die gegen Innsbruck die ersten Punkte der Spielzeit überhaupt holte, die sich auch daheim mit einem sehr knappen 0:1 (Pichlmann in der 86.) teuer verkaufte. Wobei, jene Truppe… Viel Gemeinsamkeiten gibt es nicht mit dem Kader der vergangenen Saison, Floridsdorf bleibt das Überraschungsei der Liga.
Was Spannendes!
Ja, für Spannung ist gesorgt. Schwer zu sagen, was Wacker erwartet, vom letztjährigen Kader sind lediglich sechs Spieler, die vor zwei Monaten noch im Dienste der Wiener standen, übrig – und überhaupt nur Sascha Viertl, der defensive Mittelfeldmann, ist länger als ein Jahr bei den Blau-Weißen. Der Rest ist neu, nagelneu. 15 Überraschungen warten auf die Tiroler, und wohl auch für Trainer Jürgen Halper ist noch nicht ganz absehbar, wie sich sein durchaus junges Team (22,05 Jahre im Schnitt, die Abwehr mit 22,88 Jahren der älteste Mannschaftsteil) entwickelt. Da gibt es eine komplett neue Verteidigung, die sich bemühen wird, keine 77 Gegentreffer mehr zu erhalten. Martin Kreuzriegler etwa, der Linksfuß, der von der Lustenauer Austria zu den Wienern stößt und innen spielen wird, gemeinsam mit dem neuen Abwehrchef Christian Deutschmann, dem ehemaligen Schwarz-Grünen. Ergänzt wird die neue Defensive mit Mario Kröpfl von der Vienna, der mit seinen 24 Jahren zwar 150 Pflichtspiele für die Döblinger absolvierte, aber auch schon zwei Kreuzbandrisse hinter sich hat. Neu ist auch Rechtsverteidiger Mirnes Becirovic, der bislang in Klagenfurt spielte und mit seinen 27 Jahren nach Deutschmann der zweitälteste Spieler im Kader ist, sowie die beiden jungen Lukas Tursch (Austria Lustenau) und Goran Kreso (Horn). Neuer Backup für diese Herren wird Alexander Schlager von Liefering (bzw. Grödig) sein, der den Konkurrenzkampf auf der Torhüterposition verstärken wird.
Auch im Mittelfeld ist nichts, wie es früher mal war – auch wenn hier weniger auf Erfahrung gesetzt wird. Adrian Grbic kommt von der Regionalliga-Mannschaft des VfB Stuttgart, Lukas Grill aus Lustenau, der Ex-Innsbrucker Marco Sahanek von Klagenfurt, Danko, Orascanin und Miles Müller, der Sohn von Rapid-Sportchef Andreas Müller, aus niederklassigeren Ligen. Aber wie andere schon bewiesen haben, auch in der Regionalliga Ost ist man gut genug, um Aufstiegsfavoriten zu schlagen.
Und da kein Mannschaftsteil ohne Tiroler Vergangenheit sein darf, stürmt zukünftig neben Oliver Markoutz von Neo-Bundesligist St. Pölten Thomas Hirschhofer für den FAC. In 48 Pflichtspielen und 2326 Minuten bei Wacker Innsbruck konnte der Steirer sechs Treffer und zwei Vorlagen aufweisen. Zu wenig, um in die Stammformation vorzurücken, zu wenig, um gehalten zu werden. Gerade er wird den Schwarz-Grünen zeigen wollen, was sie an ihm gehabt hätten…
Was zum Spielen!
Zum Spielen gibt es ja immer was bei solchen Überraschungseiern, doch nur in jedem siebten Ei ist auch etwas dabei, was das Sammlerherz richtig erfreut. Ähnlich geht es da den Abgängen der Floridsdorfer, wobei hier die Goodie-Quote deutlich schlechter ist. Unglaubliche 21 Spieler verließen den Verein, und das Gros der Massenware verschwand in den Tiefen der österreichischen Amateurligen. Bei Sieben ist das Ziel noch nicht bekannt, Traiskirchen sicherte sich zwei Kicker, die Vienna, Neusiedl, Stadlau und Weiz je einen für ihren Regionalliga-Kader, die anderen ehemaligen Erstliga-Kicker verschlug es zu Draßburg, Tulln und Hellas Kagran. Kein Wunder, könnte man meinen, bei einem Team, das dermaßen fehlplatziert im Profisport war… Weit gefehlt! Denn es gab auch noch die Wechsel von Armin Gremsl und Maximilian Entrup. Gremsl, der in 15 Pflichtspielen 32 Gegentreffer erhielt und nur einmal – gegen Kapfenberg – ein Zu-Null erlebte und damit auch seinen einzigen Sieg feierte, bleibt der Liga erhalten und wechselt nach Horn. Der 18jährige Entrup konnte einen anderen Traum verwirklichen, vom Nachwuchs von Enzersfeld kommend und vom Vienna- und Austria-Jugendkader abgegeben, konnte er sich über seine Leistung bei den Floridsdorfern in den grün-weißen Himmel über Hütteldorf und damit ins neu errichtete Weststadion kämpfen. Drei Tore und zwei Vorlagen in 18 Spielen eines vermeintlichen Fixabsteigers beeindruckten Müller und Büskens dermaßen, dass sie Entrup, dem einmaligen U-19-Teamspieler, einen Vertrag bis 2019 anboten. Erfüllen sich die Hoffnungen, haben die Rapidler wohl das Fabergé- unter den Schokoeiern gefunden…
Und Schokolade!
Wobei ja an Schokolade nichts auszusetzen ist, versüßt sie doch jeden Alltag und erhellt das Gemüt. Kann man nicht gerade von jeder Mannschaft sagen, manche hinterlassen einen fahlen Beigeschmack ob der unglaublichen Eigenfehler im Profibereich. Und nein, damit ist nicht Floridsdorf gemeint. In der Vorbereitung verlor man etwa nur knapp gegen die Wiener Austria, Thomas Hirschhofer brachte die Jungs aus dem 21. Bezirk in Führung. Im Pokal siegte man locker gegen ATSV Wolfsberg mit 3:0, unter den Torschützen Hirschhofer und Sahanek. Und auch im Testspiel gegen Mannsdorf war Hirschhofer erfolgreich. Das Spiel endete 3:1 – für Mannsdorf. Man hätte als Innsbrucker vielleicht etwas lernen können in diesem Spiel, etwa, wie effektiv die Niederösterreicher sein können. Oder, dass man sie nicht so einfach vernaschen kann. Ebenso wenig, wie Floridsdorf heuer ein Jausengegner sein wird…